Kommentar Eine Frage des Stils

Ein Bonner Aktionär, selbst Spross einer alten Juristenfamilie, sprach gestern im Kurhaus das laut aus, was viele nur dachten: "Ich schäme mich."

Was den Senior dazu brachte, waren Wortspielereien oder einfach die Wahl der Worte, die erwachsene Menschen untereinander bei einer Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft gebrauchten. Auch wenn manche nur wie Versprecher wirken sollten. So beim "Abhängigkeitsprüfer", der eigentlich ein Abschlussprüfer ist. Die Formulierung "alte Versager" eines Aktionärs aus dem Plenum in Richtung Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender immerhin 80 ist, passten ebenso wenig in den Kurhaussaal wie die Bezeichnung des Gremiums als "Mafia". Das ist kein Stil.

Worte, die wohlgemerkt von gestandenen Männern gebraucht wurden. Ebenso wie der Vergleich mit Dieben zur Erläuterung von Rechtsverfolgungskosten und das Wortspiel mit einem Stadtteil von Berlin: "Bad Neuenahr ist nicht Reinickendorf." Aber auch versteckte Drohungen wie "Das wird andernorts quittiert" trugen nicht zur Verständigung bei. Im Heilbad gibt es derzeit keine Aspiranten für den Friedensnobelpreis, aber etliche für die Nahkampfspange.

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