AG Bad Neuenahr investiert sieben Millionen Euro Eine Kur fürs Thermalbadehaus

BAD NEUENAHR · Ist sonst der Sprudel der Hingucker vor dem Bad Neuenahrer Thermalbadehaus, so ist es derzeit ein riesiger Kran. Übers Dach entkernt er den Bereich, in den er dann später ein schweres MRT- und ein CT-Gerät hieven wird für eine Bad Neuenahrer Radiologin, die dort Ende Juni ebenso ihre Praxis eröffnen wird wie ein Orthopäde.

Wer ums historische Gebäudeensemble herumwandert, der sieht aber auch rege Bautätigkeit am und im Kursanatorium, denn auch dort sind auf drei entkernten Etagen die Handwerker zu Gast. Anvisierte Fertigstellung: Ende Mai. Viel vor der Brust hat derzeit der Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), Christoph Reinicke. Bei einem Rundgang mit dem GA erläutert er das Investitionspaket "en detail", das sieben Millionen Euro allein in diesem Jahr in Projekte fließen lässt.

"Davon macht das Sanatorium mit rund drei Millionen Euro, wovon das Steigenberger als Pächter ein Drittel übernimmt, den größten Anteil aus", so Reinicke. "Wir wollen zum führenden Gesundheitszentrum avancieren und alles anbieten, was ältere Menschen benötigen. Wir haben hier das Wasser, wir haben die Gebäude, und wir haben die mehr als 150-jährige Kompetenz. Also 'zurück zu den Wurzeln', kombiniert mit neuester Technik wie Telemedizin und hochkarätigen Partnern. Und wir machen das Management. Außerdem eignen wir uns perfekt als Prototyp, denn von der Altersstruktur steht Bad Neuenahr heute dort, wo Deutschland in 15 Jahren sein wird."

Das Ziel werde es sein, durch die immensen Veränderungen auf dem Gesundheitsmarkt ein ganzheitliches Versorgungsmodell für Gäste anzubieten mit sogenannten Selektivverträgen, also Privatvereinbarungen. "Langfristig möchten wir nicht nur für Privatversicherte da sein, sondern auch das Budget von Krankenkassen bekommen." Reinicke hat immer ein Gesamtpaket vor Augen, weil er das mit chinesischen Gästen schon praktiziert, und nennt es "Wertschöpfungskette aus einer Hand".

"Wir organisieren ganze Packages, wollen auch das Kurhaus wieder kulturell mehr bespielen. Der Gast will nicht nur über Krankheit reden, sondern auch Spaß haben. Für all das nehmen wir jetzt Geld in die Hand und machen die Gebäude attraktiver." Wenn alles nach Plan verläuft, kann Reinicke, der Schatzmeister des Vereins "InnoNet Health Economy" ist, am Jahresende auf eine 100-prozentige Belegung des Thermalbadehauses anstoßen.

Neben Frisör, Kosmetikerin, Yoga-Institut, Osteopathie und Ergotherapie, dem Medical Fitness Studio, dem Gesundheitsmanagement des Tüv Rheinland und Büro der Lemen Group, die sich um den Aufenthalt von Chinesen in Bad Neuenahr kümmert, eröffnet Pelzdesigner Alfredo Pauly am 1. Mai dort sein neues Geschäft. An dem Tag lädt die AGBN zum großen Infotag "Alles in Bewegung" ein. Neu wird auch sein, dass im bisherigen Kneipp-Bereich ein Wellness-Bereich entsteht.

Wegen zu großer baulicher Veränderungen ist die für diesen Sommer geplante Eröffnung eines Cafés im früher von Alfredo Pauly genutzten Gartensaal auf 2016 verschoben. "Dann können wir zwischen zwei Betreibern wählen: dem Steigenberger und der Firma, die den Küchen- und Restaurantbetrieb der Villa Sibilla übernimmt." Ebenfalls im nächsten Jahr wird das Schwimmbecken modernisiert. Vorbei am Kurhaus sowie den Immobilien "Felix-Rütten-Straße 1" (Senioren-Tagespflege) und "Beethovenstraße 10" (Betreutes Wohnen) plant Reinicke im Parkhaus einen Wohnmobilbereich für 70 Fahrzeuge.

Aus dem Casino-Rondell führt künftig eine Rampe hinauf aufs oberste Deck. "Der Betreiber des Parkhauses verhandelt derzeit mit Kreis und Stadt." Wo heute der Taxistand ist, wird dann ein Container stehen. Da gibt's dann nicht nur die Parktickets, sondern auch Leihräder und die Möglichkeit des "Carsharings" mit Elektroautos.

Wo auch immer Reinickes Auge innehält, sprudelt eine neue Idee: Dank des Wasserrechts für den Mühlenteich soll wieder eine Turbine installiert werden, die für die AG-Gebäude Strom erzeugt. "Die Energiekosten schlagen mit 120.000 Euro zu Buche." Im Wasserturm, neben dem neuen Schornstein, würde ein Architekt gerne Lofts verwirklicht sehen.

Heilwasser für China

Ging "The Queen of Table Waters" einst in die ganze Welt - erst in Tonkrügen, dann in Glasflaschen -, möchte AGBN-Vorstand Christoph Reinicke auch hier wieder an Traditionen anknüpfen. So werden bis zum Jahresende die ersten 100.000 Flaschen Bad Neuenahrer Heilwasser à zwei Euro nach China verschifft. Im optimalen Fall sollen es jährlich fünf Millionen Flaschen sein, die bei Apollinaris abgefüllt werden.

"Und nach China ist Saudi-Arabien der nächste interessante Markt", so Reinicke. Mit einer Delegation um Wirtschaftsministerin Eveline Lemke fliegt er als einer von fünf Unternehmern nach Pfingsten, vom 26. bis 29. Mai, dorthin, um den Markt zu sondieren.

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