Kommentar zur Reform im Bistum Trier Es fehlt an Akzeptanz

Meinung · Günther Schmitt ist sich sicher, dass die Diskussion um die Schaffung von 35 Großpfarreien noch längst nicht beendet ist und sieht das ehrenamtlich Engagement an der Basis gefährdet.

 Volles Haus in der Adenauer Hocheifelhalle: 280 Vertreter von Kirchengemeinden aus dem Ahrtal und der Eifel hörten die Pläne des Bistums zur Zukunft der Pfarreien.

Volles Haus in der Adenauer Hocheifelhalle: 280 Vertreter von Kirchengemeinden aus dem Ahrtal und der Eifel hörten die Pläne des Bistums zur Zukunft der Pfarreien.

Foto: Günther Schmitt

Fusionen sind meist mit Schmerzen verbunden. Althergebrachtes und auch Bewährtes werden auf der einen Seite aufgegeben, der Übernehmende setzt auf Synergien und noch mehr Schlagkraft am Markt. Letzteres wäre für die katholische Kirche gut, wenn es sich auf Mission und Diakonie, also das Zuhören und Mitnehmen der Menschen, bezieht. Schließlich bedeutet katholisch allumfassend.

Soweit sind die Beschlüsse der Bistumssynode, die sich zweieinhalb Jahre lang um die Kirche der Zukunft bemühte, positiv. Ob es auch positiv zu sehen ist, 900 bestehende Pfarreien in einer Struktur von 35 Großpfarreien aufgehen zu lassen, darüber darf kräftig gestritten werden.

Denn eines ist klar: Fusionieren Pfarreien zu einem Großkonstrukt, das in der Fläche gut drei Verbandsgemeinden und mehr entspricht, kann viel auf der Strecke bleiben. Dabei geht es auch um viel Geld. Geld, das die einen haben, und die anderen nicht. Gibt es den Topf der Großpfarreien, schütten die einen ihr Vermögen hinein, die anderen ihre Schulden. Das passt zur stets propagierten christlichen Nächstenliebe. Doch auch unter Katholiken ist die eine Gemeinde der anderen nicht immer grün. Christliche Solidarität ist schnell entschwunden, wenn der, der gut gewirtschaftet hat, auf einmal für den blechen muss, der rote Zahlen schreibt.

Das Bistum Trier lässt sich auf das Experiment Großpfarreien ein, ohne dieses Konstrukt jemals an einem Beispiel getestet zu haben. Wen wundert's, wenn da von den Ehrenamtlichen Worte wie „unausgegoren“ fallen. Die Akzeptanz ist die Crux. Nur wenn es Trier gelingt, diese Hürde zu nehmen und Ehrenamtler die Wertschätzung erfahren, die ihren gebührt, kann aus Rücktrittsdrohungen ein Neuanfang werden. Ein Neuanfang, bei dem Strukturen nur von peripherer Bedeutung sind, bei dem nur die Menschen und der Glaube zählen.

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