Bürger-Dialog Sinziger sprechen über Hochwasserschutz

Sinzig · Hochwasserschutz beschäftigt die Menschen in Sinzig. Bei einem Bürger-Dialog stellen Anwohner Fragen, die Experten antworten. Deutlich wird: Die Sorgen der Teilnehmer sind vielfältig.

 Beim Bürger-Dialog in Sinzig diskutieren Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros für den Wiederaufbau, und SGD-Nord-Experte Joachim Gerke (r.) mit den Teilnehmern über den Status quo des Hochwasserschutzes.

Beim Bürger-Dialog in Sinzig diskutieren Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros für den Wiederaufbau, und SGD-Nord-Experte Joachim Gerke (r.) mit den Teilnehmern über den Status quo des Hochwasserschutzes.

Foto: ahr-foto

Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron (parteilos) sprach von einer „wichtigen Veranstaltung mit viel Fachkompetenz“. Und so stieß denn auch ein Bürgerdialog zum Thema Hochwasser in der Barbarossastadt auf große Resonanz. Immerhin waren Teile der rund 18.000 Einwohner zählenden Kommune bei der Flutwelle vor einem Jahr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch hatte es in der verhängnisvollen Juli-Nacht zahlreiche Tote im letzten Teilabschnitt der Ahr vor ihrer Mündung in den Rhein gegeben. Das Erlebte hat sich bei den Menschen in Sinzig tief eingegraben. Ob in Bad Bodendorf, in der Kernstadt am Dreifaltigkeitsweg oder am Grünen Weg: Wo die braunen Fluten ihre Spuren hinterließen, sind die Anwohner stark sensibilisiert. Starkregen, Sturzfluten, Hochwasser, Rückstau, Stadtentwässerung, Regenrückhaltemöglichkeiten: Die Elementarkraft Wasser beschäftigt die Menschen, die sich selbst und auch ihr Vermögen bedroht sehen, in zahllosen Facetten.

Nach der Flut sind die Sorgen der Bürger groß

Hochwasserexperte Joachim Gerke stand Rede und Antwort beim „Bürgerdialog zum Thema Hochwasserschutz“, der in der Begegnungsstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes am Grünen Weg stattfand. Gerke, Abteilungsleiter bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, hat sich vorgenommen, in den kommenden Wochen in den von der Naturkatastrophe betroffenen Gemeinden an der Ahr die konkreten Herausforderungen des örtlichen Hochwasserschutzes zu erläutern und Fragen der Bürger zu beantworten. Begleitet wurde er in Sinzig von Thomas Weimer, dem Leiter des Verbindungsbüros für den Wiederaufbau im Ahrtal.

Schnell wurde deutlich: Jedes bauliche Problem liegt anders, jede Örtlichkeit hat ihre Unvergleichbarkeiten, jeder Einzelfall bedarf einer individuellen Lösung, es gibt keine Blaupausen. Die Sorgen der Menschen sind groß. Wie ein roter Faden ziehen sie sich durch den Dialog. Die fehlenden Retentionsflächen, die Befürchtung von Verklausungen an Brücken, von Störungen der Abflüsse und Fließgeschwindigkeiten durch Querbauwerke, durch Treibgut oder andere Hindernisse: Die eigenen Beobachtungen der Menschen, ihre Ängste vor Wiederholung des Erlebten prägen die Gesprächsinhalte.

Ein Wiederherstellungskonzept soll als Leitfaden dienen

Warum denn nun in Bad Bodendorf „im Kurviertel“ doch wieder gebaut werden soll, obwohl jeder Quadratmeter als Retentionsraum für ein denkbares Ahr-Hochwasser benötigt werde, will eine Dame wissen. Es gebe doch die klar definierten Überschwemmungsgebiete und die dort geltenden, deutlich ausgesprochenen Bauverbote. Gerke verwies in diesem Zusammenhang auf die vielen denkbaren, gesetzlich zulässigen Ausnahmeregelungen, auf die Einzelfallentscheidungen, auf die vielen Nachweise über zu erfüllende Auflagen, die Bauherren zu erbringen hätten, wenn sie doch in den sensiblen Zonen in Wassernähe bauen würden. Er verwies auf die grundsätzliche Planungshoheit der Kommunen und auf die Rolle der Kommunalaufsicht, die bei Bedarf zu überwachen habe, ob Recht und Gesetz eingehalten sind.

Sinzigs Bürgermeister Geron teilte mit, dass bei Kreis und Gemeinden derzeit an einem „Gewässerwiederherstellungskonzept“ gearbeitet werde, das vermutlich Mitte November präsentiert werden könne und den Städten und Gemeinden als weiterer Leitfaden im Planungsrecht dienen werde.

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