Regionale Wirtschaft Fachkräftemangel wird zum großen Problem

KREIS AHRWEILER · Rund 80 Prozent der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz sehen sich aktuell oder bereits in naher Zukunft vom Fachkräftemangel betroffen. Auch im Kreis Ahrweiler macht das Thema Betrieben zu schaffen. Die örtliche Wirtschaft ist dennoch in guter Verfassung.

 Ohne den Baustein „Fachkräfte“ würde der Arbeitsmarkt zusammenbrechen: Das Symbolbild mit dem Turm veranschaulicht das Problem.

Ohne den Baustein „Fachkräfte“ würde der Arbeitsmarkt zusammenbrechen: Das Symbolbild mit dem Turm veranschaulicht das Problem.

Foto: dpa

Rund 80 Prozent der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz geben an, dass sie zurzeit oder schon in naher Zukunft mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Dies gilt für praktisch alle Branchen, ergab eine Umfrage der IHK Koblenz bei ihren Mitgliedsunternehmen. Geantwortet haben 262 Betriebe, die zusammen etwa 25 000 Beschäftigte repräsentieren.

Sollte sich der Mangel nicht rasch beseitigen lassen, rechnen die Unternehmen mit deutlicher Mehrbelastung für die vorhandene Belegschaft, mit damit einhergehenden hohen Krankenständen, und sie befürchten, Aufträge ablehnen zu müssen. Auch sehen die Firmen eine Einschränkung ihres Wachstumspotenzials. Viele fürchten zudem den Verlust von Wissen und Innovationsfähigkeit.

Besonders häufig berichten Betriebe der Dienstleistungswirtschaft von akuten Engpässen. Am zweitstärksten betroffen zeigen sich Tourismus und Gastgewerbe. Auch wollte die IHK wissen, aus welchen Gründen die Firmen neue Fachkräfte suchen. Die Top-Nennungen: Ersatz wegen Fluktuation von Beschäftigten (54 Prozent), Erweiterung wegen expansiver Geschäftstätigkeit (50 Prozent) und Ersatz wegen altersbedingten Ausscheidens (44 Prozent).

Je nach Branche ist die Gewichtung dabei unterschiedlich. Während das altersbedingte Ausscheiden im produzierenden Gewerbe der Top-Grund ist, suchen Tourismus und Gastgewerbe vor allem Ersatz aufgrund von Fluktuation. Im Handel und in der Dienstleistungswirtschaft stehen Erweiterungen wegen expansiver Geschäftstätigkeit, für die zusätzliche Fachkräfte benötigt werden, ganz oben.

Die meisten Betriebe sehen Herausforderungen bei der Suche nach Fachkräften mit abgeschlossener Ausbildung (73 Prozent). Ebenfalls großen Wert legen die Firmen auf Fachkräfte mit Langzeiterfahrung. Ungefähr jedes dritte Unternehmen (38 Prozent) sieht Schwierigkeiten darin, künftig genügend Auszubildende zu finden. Dazu passt, dass sich 63 Prozent der befragten Unternehmen eine Stärkung der beruflichen Bildung wünschen. 65 Prozent plädieren zudem dafür, die Qualifikation der Schulabgänger zu verbessern.

Dessen ungeachtet zeigt sich die regionale Wirtschaft weiterhin in einer starken gesamtwirtschaftlichen Verfassung. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK schätzen 92 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“ ein.

Auch die Aussichten für die kommenden zwölf Monate präsentieren sich laut IHK Koblenz positiv, wenngleich die Erwartungen an einen weiteren Zuwachs der Geschäftstätigkeiten einen leichten Dämpfer erhalten haben. Konkret erwartet jedes fünfte Unternehmen noch bessere Geschäfte, 68 Prozent planen mit einer gleichbleibenden Geschäftstätigkeit und zwölf Prozent gehen von schlechteren Geschäften aus.

In diesem Zusammenhang ist auch die verhaltene Einschätzung der industriellen Exporterwartungen zu sehen. Trotz boomender Industriekonjunktur gehen die Erwartungen hinsichtlich einer wachsenden Exporttätigkeit zurück. „Die internationalen handelspolitischen Diskurse verunsichern die Unternehmen. Deshalb bleibt die binnenwirtschaftliche Nachfrage auch weiterhin die wesentliche Konjunkturstütze für das Wirtschaftswachstum“, so Arne Rössel, Geschäftsführer der IHK Koblenz. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene setzt sich der konjunkturelle Hochlauf im nördlichen Rheinland-Pfalz fort. „Die gute Ausgangslage kann allerdings nicht über handelspolitische Herausforderungen hinwegtäuschen. Die Politik sollte aktiv die Verbesserung der Standortbedingungen und eine Entlastung für Unternehmen anstreben“, so Rössels Fazit.

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