Keine Klagen im Kreis Ahrweiler Familie Wildschwein bleibt im Wald

KREIS AHRWEILER · Trotz starker Vermehrung der Wildschweine gibt es derzeit im Kreis Ahrweiler keine Anzeichen für eine Plage.

Im Rechtsrheinischen, vor allem in Bad Honnef, sind Bürger gebeten worden, in der Dunkelheit von Spaziergängen in bestimmten Gebieten abzusehen und in der Zeit auch keine Hunde Gassi zu führen. Als Grund wird eine „Wildschweinplage“ genannt. Begründung: Die Borstentiere streiften möglicherweise durch Wohngebiete und könnten für Menschen gefährlich werden. Grunzend machen sie sich in Rotten über die Vorgärten her.

In den Wäldern im Kreis Ahrweiler sind die Bestände an Schwarzwild offenbar auch groß. Von einer „Wildschweinplage“ will hier allerdings niemand sprechen. So berichtet Andreas Michel, Büroleiter im Forstamt Adenau, dass die Population zwar hoch sei, die Tiere aber in den Wäldern blieben. In bewohnte Gebiete seien Keiler & Co. bislang nicht vorgeprescht.

Stark vermehrt haben sich die Bestände nach zwei milden Wintern, in denen außerdem jede Menge Eicheln und Bucheckern in den Wäldern zur Verfügung standen. Da die Schweine Allesfresser sind und keine Vegetarier, benötigen sie außer den Baumfrüchten tierische Nahrung. So durchpflügen sie auf der Suche nach Würmern und Engerlingen nicht nur Waldstücke, sondern auch Felder und Grünland der Bauern.

Trotz eines Überangebots an Nahrung quasi in der eigenen Speisekammer locken auch die von Bauern angebauten Futterpflanzen wie der Mais Herrn Eber und Frau Wildschwein aus dem Dickicht. Mit der Folge, dass die Zahl der vermehrungsfreudigen Waldbewohner immer weiter ansteigt. Hatten die Schweine vor einigen Jahren ganze Wingerte zerstört und Rebstöcke mit Trauben umgerissen, so ist das bislang an der Ahr nicht wieder passiert, wie der Vorsitzende des Mayschosser Winzergenossenschaft, Matthias Baltes – selbst passionierter Jäger – berichtet.

„Die zahlenmäßige Begrenzung des Schwarzwilds im Kreis Ahrweiler bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe“, stellt Kreisjagdmeister Stephan Schuck fest. Von Natur aus seien die Rotten einerseits eher scheu, andererseits kämen sie mit den Veränderungen der Natur und Störungen durch den Menschen besser zurecht als andere Tiere. Lebten sie stadtnah, so sei ihnen der Kontakt zu Menschen bestens bekannt. Würden sie allerdings in verwilderten Gärten in die Enge getrieben, könnten die Tiere in Panik geraten und versuchen, „die Störungsquelle Hund oder Mensch zu vertreiben“.

Derzeit sei im Kreis Ahrweiler von „Übergriffen“ der grunzenden Vierbeiner auf Menschen nichts bekannt. Aber jeder Waldbesucher sollte sich bewusst sein, dass er von den Tieren des Waldes als „Störer“ empfunden werde „und sollte sich daher wie ein Gast verhalten“, sagt Schuck. Der Kreisjagdmeister weist auch auf das Vermehrungsverhalten der Sauen hin, bei denen eine Rotte mit fünf weiblichen Tieren unter guten Voraussetzungen 40 Junge bekommen könne.

Bleiben der Winter mäßig und das kommende Frühjahr trocken und warm, sei durchaus mit einem weiteren Anstieg des Bestands zu rechnen. Für die Population spielten das Wetter und die natürliche Futterversorgung eine wichtige Rolle, erklärt Schuck. Die Begrenzung der Bestände erfolge über die Jagd. Das sei allerdings in stadtnahen Gebieten manchmal schwierig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort