Prozess um Brandserie in Sinzig Feuerwehr erinnert sich an auffälliges Verhalten des Tatverdächtigen

Sinzig/Koblenz · Um die Brandserie in Sinzig-Löhndorf ging es am Montag vor dem Koblenzer Landgericht. Der wegen Brandstiftung angeklagte Mann bestreitet die Taten. Die befragten Feuerwehrmänner beschreiben jedoch dessen auffälliges Verhalten kurz vor der Tat.

 In Sinzig gab es 2020 und 2021 mehrere Scheunenbrände. Ein 26-Jähriger ist tatverdächtig. Er steht derzeit in Koblenz vor Gericht.

In Sinzig gab es 2020 und 2021 mehrere Scheunenbrände. Ein 26-Jähriger ist tatverdächtig. Er steht derzeit in Koblenz vor Gericht.

Foto: Martin Gausmann

Eine Serie von Scheunenbränden erschütterte Sinzig-Löhndorf im Winter 2020. Bis weit ins Jahr 2021 brannten immer wieder Scheunen und Heuballenlager im Dorf, mehrere Menschen wurden verletzt, Tiere knapp vor dem Feuer gerettet. Ein tatverdächtiger 26-Jähriger muss sich nun für drei der mutmaßlichen Brandstiftungen vor dem Koblenzer Landgericht verantworten, die vom 21. Dezember 2020 bis zum 8. Januar 2021 knapp eine Million Euro Schaden verursacht haben sollen. Er war Anfang Dezember vergangenen Jahres festgenommen worden, ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft. Zum Prozessauftakt Ende Juni bestritt der junge Löhndorfer die Taten.

Am Montag, dem zweiten von insgesamt acht Verhandlungstagen, widmete sich der Vorsitzende Richter Thomas Metzger der Beweisaufnahme für den Brand am Hubertushof. Dort brannte in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar vergangenen Jahres eine Scheune mitsamt Stallungen komplett ab. Die Besitzer selbst, die nun mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind, geben an, der materielle Schaden liege bereits im siebenstelligen Bereich – doch der ideelle Schaden sei größer. Der Landwirt führt den Hof in langjähriger Familientradition.

„Das war ein katastrophales Feuer“

Vor dem Schöffengericht wurden unter anderem Zeuginnen und Zeugen befragt, die in der Nacht vor Ort waren. Die Hofbesitzer und deren Nachbarn wurden erst auf den Brand aufmerksam, als schon die hintere Hälfte der Halle in Flammen stand. Dort wurden leicht entzündliche Heuballen gelagert. Gemeinsam versuchten die Löhndorfer, Fahrzeuge und Geräte aus der Scheune zu retten.

„Das war ein katastrophales Feuer“, erinnerte sich ein Zeuge. Er werde das Bild nicht vergessen, wie die Reifen von einem der Trecker herunterschmolzen. Die fünf Pferde, die in Boxen an der Seite der Scheune untergebracht waren, rettete ein Nachbar rechtzeitig: „Aber dem letzten, der raus ist, war schon ziemlich warm.“

Zeugen berichten über dunkel gekleidete Person mit Kapuze

Manche der Zeuginnen und Zeugen schildern eine dunkel gekleidete Person mit Kapuze, die sie in der Nähe des Feuers gesehen hatten. Unklarheit herrschte jedoch darüber, ob es sich bei diesem nicht näher beschriebenen Mann um einen Dorfbekannten handelte, der häufiger nachts in den Nachbarort laufe, oder womöglich um den Angeklagten. Die Hofbesitzerin schilderte hingegen, der Angeklagte sei im vergangenen November bei einem Dorffest auf sie zugekommen und habe seine Unschuld beteuert.

Mehrere Mitglieder der Feuerwehr, die mit der Löschgruppe Sinzig bei dem Brand am Hubertushof eingesetzt waren, schilderten jedoch ein merkwürdiges Verhalten des später Tatverdächtigen. Kurz, bevor die Männer zu dem Scheunenbrand gerufen wurden, kümmerten sie sich um einen Rauchmelder in einer Sinziger Wohnung, der einen Alarm ausgelöst hatte. Der Angeklagte war dort bereits vor Ort und habe den Einsatzkräften spezifische Fragen gestellt.

Feuerwehrmann spricht von kurioser Situation

Laut Zeugenberichten habe der 26-Jährige die Feuerwehrmänner gefragt, was passieren würde, wenn sie gleichzeitig noch zu einem zweiten Einsatz gerufen würden: Beispielsweise, wenn eine Scheune in Löhndorf brenne. Dazu wollte er wissen, ob es besondere Schwierigkeiten bereiten würde, wenn Tiere involviert wären. Nicht mit Sicherheit konnten die Zeugen angeben, ob der Angeklagte explizit nach Pferden gefragt hatte. „Dass wir dann zwei Stunden später zu genau so einem Meldebild gerufen wurden, war natürlich kurios“, sagte einer der Einsatzkräfte.

Aus diesem Grund war der Tatverdächtige auch beim Brand der Scheune, bei dem er wie viele andere aus dem Dorf auftauchte, bereits von der Polizei vernommen worden. Ein Alibi für die Tatzeit hat er vermutlich nicht. Die damalige Partnerin, die als letzte Zeugin des Tages antrat, gab an, er sei für etwa eine Stunde weg gewesen. Er habe Geld von der Bank holen wollen und darauf bestanden, allein zu fahren. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt.

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