Für Fußballplätze im Flutgebiet Botschafter von Katar übergibt Scheck über eine Million Euro für Wiederaufbau

Ahrtal · Der Botschafter von Katar hat das Ahrtal besucht. In Hönningen übergab er eine Million Euro für den Bau von Fußballplätzen für Kinder. Die Stiftung des Fußballverbands Rheinland nahm die Spende trotz der Menschenrechtsverletzungen in Katar an.

 Für neue Fußballplätze: Der Botschafter von Katar, Abdulla Mohammed Al Thani, übergibt in Hönningen einen Scheck über eine Million Euro.

Für neue Fußballplätze: Der Botschafter von Katar, Abdulla Mohammed Al Thani, übergibt in Hönningen einen Scheck über eine Million Euro.

Foto: Sven Westbrock

Vielleicht hat er den starken Regen abgewartet. Katars Botschafter Abdulla Mohammed Al Thani kommt am Montagnachmittag mit fast einer halben Stunde Verspätung in Hönningen an. Vom Sportplatz ist nach der verheerenden Flut vor zehn Monaten kaum etwas übrig geblieben, eigentlich nichts. Und genau deshalb ist Al Thani da. Im Gepäck hat der Botschafter einen Scheck über eine Million Euro.

Empfänger der Spende ist der Fußballverband Rheinland (FVR) beziehungsweise dessen Stiftung „Fußball hilft!“. Der Bau von etwa zehn „Kinderfußballfeldern" ist mit dem Geld laut Stiftungsschatzmeister Bernd Müller möglich. Eines davon soll beim SV Hönningen entstehen. Dessen Geschäftsführerin Simone Hoffmann hofft, dass der Bau bis Ende des Sommers und damit rechtzeitig zur neuen Saison abgeschlossen werden kann. Müller zeigt sich im Gespräch mit dem GA zuversichtlich, dass das auch gelingt. Der Bau eines Feldes dauere zwei bis drei Monate.

Kritik an Menschenrechtslage

Dass in Katar nicht nur dieses Jahr die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen, sondern auch die Menschenrechtslage in dem arabischen Wüstenstaat immer wieder kritisiert wird, ist für den FVR kein Grund, die Spende abzulehnen. „Wir sind nach einer lebendigen, lebenden, aber offenen Diskussion ohne Gegenstimmen, kann man sagen, zu dem Ergebnis gekommen, dass wir dankbar die Spende annehmen“, sagt Stiftungsvorstand und FVR-Rechtswart Norbert Weise beim Termin. Und zwar deshalb, weil man damit den Vereinen auf vielfältige Weise effizient und sofort helfen könne. Die Spende Katars leiste wichtige Beiträge für die Fortführung des Vereinslebens, macht Weise vor Medienvertretern deutlich.

 Katars Botschafter Abdulla Mohammed Al Thani wird von Rolf Stappen, Vorsitzender des SV Hönningen, begrüßt.

Katars Botschafter Abdulla Mohammed Al Thani wird von Rolf Stappen, Vorsitzender des SV Hönningen, begrüßt.

Foto: Sven Westbrock

Botschafter mit Vergangenenheit in Ahrweiler

Al Thani selbst verweist bei seiner Rede auf Englisch zunächst darauf, dass er vor einem Vierteljahrhundert zwei Jahre als junger Kadett in Ahrweiler verbracht habe. Nun sei er als etwas älterer Mann ins Ahrtal zurückgekehrt. Sein Land versuche bei jeder Notlage, eng bei seinen Partnern zu sein. Mit Deutschland unterhalte sein Land etwa eine Partnerschaft im Bereich Handel.

Die Flut im Ahrtal stellt Al Thani in eine Reihe mit den größten Naturkatastrophen der vergangenen Jahre: dem Erdbeben in Haiti, dem Wirbelsturm Katrina in den USA und dem Reaktor-Unglück im japanischen Fukushima, dem ebenfalls ein Erdbeben vorausging.

Während seines Besuchs spielt der Botschafter Fußball mit Kindern, lässt sich einen Vereinsschal des SV Hönningen umhängen, stellt den neuen WM-Ball vor und freut sich auf ein schönes Turnier und eine schöne Zeit. Zu den Tausenden ausländischen Arbeitern, die in Katar seit der Vergabe des Turniers gestorben sind, sagt er vor der versammelten Presse nichts. Auch gibt es kein Wort dazu, dass homosexuelle Fußballfans wohl Schwierigkeiten bekommen dürften, ein Hotelzimmer zu finden, wie eine Recherche von skandinavischen TV-Journalisten jüngst offenlegte.

Stattdessen spricht der Botschafter von schönem Wetter bei der WM. Dass nur mit angenehmer Wärme statt Gluthitze zu rechnen ist, weil der Turnierbeginn eigens in den November verlegt wurde, lässt Al Thani ebenfalls weg.

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