Hubschrauberpilot berichtet über Ahr-Flut „Ihr müsst jetzt alles, was Ihr habt, in diese Einsatzlage schicken“
Mainz · Es waren dramatische Stunden am Abend des 14. Juli 2021 im Ahrtal. Der Pilot eines rheinland-pfälzischen Hubschraubers berichtet im Untersuchungsausschuss, wie er den ersten Flug ins Flutgebiet erlebt hat.
Die kürzlich bekannt gewordenen Videoaufnahmen eines Polizeihubschraubers von der Flutkatastrophe im Ahrtal stehen an diesem Freitag im Mittelpunkt des Untersuchungsausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags. Der Pilot des Hubschraubers „Sperber 2“, Ingo Braun, berichtete zu Beginn der Sitzung, dass er in 35 Jahren Dienstzeit noch nie eine solche Lage erlebt habe.
Die dramatische Hochwasserlage in Altenahr habe sich bei ihm sehr stark eingeprägt, sagte der 51-Jährige. Weil es schon sehr dunkel war, habe die Spiegelreflexkamera im Hubschrauber allerdings keine Bilder machen können. Stattdessen habe sein Kollege mit einer Handykamera fotografiert. Diese Bilder zeigen die Orte Altenburg, Liers und Schuld mit zahlreichen Häusern, die zum Teil bis zum Dach in den Fluten der Ahr stehen. Gegen 23.45 Uhr waren die Fotos an das Lagezentrum des Innenministeriums und von dort auch an den damaligen Minister Roger Lewentz geschickt worden.
In Erinnerung, so Braun, sei ihm von dem Flug vor allem geblieben, dass sein Flugtechniker nach dem um 23.08 Uhr zu Ende gegangenen Flug im Lagezentrum des Innenministeriums angerufen und „sehr klar“ erklärt habe: „Ihr müsst jetzt alles, was Ihr habt, in diese Einsatzlage schicken.“ Es sei sehr bedrohlich. Mit den technischen Möglichkeiten des Hubschraubers sei es nicht möglich gewesen, Menschenrettungen durchzuführen. Die rheinland-pfälzischen Helikopter verfügen nicht über Seilwinden. Es habe ihn sehr getroffen, wenn den Besatzungen jüngst vorgeworfen worden sei, sie hätten Menschen im Stich gelassen.
Für den Nachmittag und Abend sind unter anderem der Präsident des Polizeipräsidiums Koblenz, Karlheinz Maron, und der Präsident des Polizeipräsidiums Einsatz, Logistik und Technik (ELT), Christoph Semmelrogge, als Zeugen vorgeladen.