Andreas Winau verstorben Fluthelfer verliert Kampf gegen den Krebs
Ahrtal · Der im Ahrtal weithin bekannte Fluthelfer Andreas Winau ist seinem Krebsleiden erlegen. Zusammen mit Freunden hatte er Sachspenden im Wert von zwei Millionen Euro akquiriert. Die Betroffenheit im Ahrtal ist groß.
Sein Kampfgeist ist vielen ein Vorbild gewesen, aber den Kampf gegen den Krebs hat Andreas Winau nun verloren. Der 1968 in Rüdesheim geborene Rheingauer, der vielen Menschen im Ahrtal als Fluthelfer schlicht unter dem Namen „Andy“ bekannt war, ist tot. Am vergangenen Samstag erlag er seiner schweren Krankheit. Die Betroffenheit im Flutgebiet ist groß. Besonders bei denen, denen er geholfen hat und bei jenen, mit denen er geholfen hat.
„Jetzt bist du einfach nicht mehr da, gekämpft hast du mehr als ein Jahr und viele Herzen weinen heut um Dich. Jeder Tag mit Dir war ein Geschenk. Eines das nicht jeder bekommt. Danke, dass Du unser Leben bereichert hast“. So verabschiedet sich etwa Fluthelferin Nadia Ayche von ihrem Mitstreiter. Mit ihm habe sie Sachspenden in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro akquiriert und verteilt. Andere drücken ebenfalls aus, wie sehr sie den Mann mit dem ansteckenden Lachen vermissen, der Hoffnung an die Ahr brachte und sich nie hat unterkriegen lassen.
„Die Menschen haben mir leid getan“
Fünf Tage nach der Flut ist Andreas Winau erstmals zum Helfen ins Ahrtal gekommen. Schon da macht er gerade eine Chemotherapie. „Die Menschen haben mir einfach so leid getan, dass ich mir gesagt habe: Da musst du sofort hin,“ sagte er einmal dazu im Gespräch mit dem GA. Erst hat er in „Eimerketten“ mitgeholfen, Schlamm aus den überfluteten Häusern zu befördern, dann besann er sich auch wegen seiner körperlichen Konstitution aufs Organisieren von Sachspenden. Mehrere Hundert Holz- und Elektroöfen, zighundert Kubikmeter Brennholz, mehr als 100 Fahrräder sowie Waschmaschinen, Trockner und Möbel waren es wohl.
Ein Herzensprojekt Winaus waren die „Hochbeete fürs Ahrtal“: Fertige Kästen, die aus Obstkisten gebaut, mit Folie ausgekleidet, mit Erde bestückt und mit Pflanzen von Erdbeere und Petersilie bis Lauch und Tomate an Privatleute sowie an Kindergärten und Schulen geliefert wurden. Als gelernter Garten- und Landschaftsbauer, der zuletzt im Wasserbau am Rhein tätig war, hat er diese Aktion initiiert: „Die Menschen im Flutgebiet hatten ja keine Gärten mehr, und wo die Böden verseucht waren, war kein Gemüse mehr anzubauen“, begründet er seine Initiative.
Hilfe vom Krankenbett aus
„Es gibt mir ein schönes Gefühl, die Menschen glücklich zu sehen“, hat Andreas Winau einmal erklärt. Und was ihm bei der Tätigkeit im Ahrtal immer wichtig gewesen ist: „Dass wir uns nicht aufdrängen, sondern nur unsere Dienste anbieten. Wir sind nur Gäste im Ahrtal, die helfen.“ Selbst vom Krankenbett in einer Wiesbadener Klinik aus hat er geholfen, Güter akquiriert und Transporte gemanagt. Erst im Mai dieses Jahres wurde er gemeinsam mit anderen, die sich bei der Bewältigung der Flutkatastrophe im Ahrtal engagiert hatten mit der Verdienstnadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Mit den vielen Menschen im Ahrtal trauern um ihn seine Lebensgefährtin und seine Tochter.