Finanzen in Bad Neuenahr Fortführung der Ahr-Thermen wegen Rekorddefizit gefährdet

BAD NEUENAHR · Mit einem Rekorddefizit von knapp 628 000 Euro schlossen die Ahr-Thermen 2017 ab. Der Stadtrat Bad Neuenahr stellt die Frage, wie lange man sich den Schulden belasteten Bäderbetrieb noch leisten kann.

 Ahrthermen in Bad Neuenahr.

Ahrthermen in Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Einstimmig bestätigte der Bad Neuenahrer Stadtrat den Jahresabschluss 2017 der Ahr-Thermen, der mit einem Rekorddefizit von knapp 628 000 Euro abschließt (der GA berichteten). Den Fehlbetrag auf die neue Rechnung vortragen wollte allerdings ein Ratsmitglied nicht, ebenso gab es eine Gegenstimme für die Entlastung von Geschäftsführer Maternus Fiedler.

CDU-Fraktionschef Christoph Kniel wies darauf hin, dass sich seit 2014 „Einiges“ getan habe bei den Ahr-Thermen. Investitionen in den Whirlpool-Bereich, in die Technik oder in die Gastronomie seien für einen dauerhaften Thermenbetrieb geleistet worden. „Die Attraktivität zu steigern, ist eine Dauerbaustelle und wird in kleinen und großen Schritten diskutiert und realisiert.“ Trotzdem gebe es immer wieder äußere Einflüsse, die Umsatz und Ergebnis beeinflussten. Letztlich sei dennoch die Fortführung des Unternehmens gefährdet, wenn der entstehende Jahresfehlbetrag nicht durch die Stadt als Gesellschafterin ausgeglichen werde.

Einen Seitenhieb auf den Bund der Steuerzahler konnte sich Kniel nicht verkneifen. Der Verein sehe sich „als selbst ernannten Anwalt aller Steuerzahler“ und mache mit populistischen Äußerungen Stimmung gegen die Stadt und deren Gremien. Er empfahl dem Verein, „eine ordentliche Recherche“ und informative Gespräche mit Beteiligten und Betroffenen zu führen, um Sachverhalte zu klären und Argumente kennenzulernen. Eine vereinbarte Klausur des Haupt- und Finanzausschusses bereits im kommenden Monat werde sich mit der Gesamtthematik nochmals intensiv beschäftigen. „Viele Aspekte gibt es nach vier Jahren nochmals zu beleuchten und dem Rat Vorschläge für zukunftsorientierte Entscheidungen zu machen.“

„Umfangreiche Auskünfte der Stadt, Ratsunterlagen und Geschäftsberichte gehören für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Kniel offenbar nicht zu einer Recherche. Das erklärt wohl, warum er den Ahr-Thermen-Kauf weiterhin für eine gute Sache hält“, teilte der Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler, René Quante, auf Anfrage hierzu mit.

Ebenso wenig sei Kniel in der Lage, „nur einen einzigen Kritikpunkt von uns sachlich zu kontern“. Quante: „Wie toll wäre es, wenn leeres Gerede von Kommunalpolitikern die Ahr-Thermen nach vorne bringen könnte. Dann wären sie längst im Plus. Allerdings kann man millionenschwere Verluste nicht wegreden.“

Gesamtkonzept hat Besucherfrequenz nicht gesteigert

Auch die SPD stehe hinter ihrer damaligen Entscheidung, die Ahr-Thermen zu übernehmen, erklärte deren Fraktionschef Werner Kasel. „Wir hatten uns allerdings für dieses Jahr ein besseres Ergebnis gewünscht.“

FWG-Sprecher Gregor Sebastian bedauerte, dass es auch ein neues Gesamtkonzept mit vielfältigen Angeboten für alle Gäste sowie einem neuen gastronomischen Angebot nicht geschafft habe, die Besucherfrequenz zu steigern. „Wie lange können wir uns die Ahr-Thermen überhaupt noch leisten?“, fragte er. Die FWG schlage nun vor, ein Bäderkonzept für die Kreisstadt zu entwickeln. „Die FDP hatte es 2014 als notwendig angesehen, dass die Stadt die Ahr-Thermen übernimmt, weil diese essenziell für das strategische Konzept und die Imagewirkung für die Stadt ist“, so der Sprecher der Liberalen, Hellmut Meinhof.

Daran habe sich nichts geändert. Allerdings müsse man kritisch hinterfragen, warum in den vergangenen Jahren so wenig passiert sei, um ein tragfähiges Konzept aufzustellen, damit die Ahr-Thermen an einen externen Pächter übergeben werden könnten. „Wie weit sind wir bereit, zu gehen?“ Schließlich könne nicht jahrelang ein solches Defizit getragen werden.

Und Wolfgang Huste (Die Linke) warnte davor, das Projekt „Twin-Neubau“ für den Erhalt der Ahr-Thermen zu opfern. Doch das, so Orthen, habe ohnehin noch nie jemand vorgehabt.

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