Ausstellung der Barbarossaschule Friedensgruppe stellt Bilder im Sinziger Amtsgericht aus

Sinzig · Das Sinziger Amtsgericht zeigt Werke der Friedensgruppe der Barbarossaschule. Junge Leute zeigen, was sie unter Heimat verstehen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat die Bilder schon gesehen.

 Die jungen Künstler der Friedensgruppe bringen ihre Namensschilder an den Bildern an.

Die jungen Künstler der Friedensgruppe bringen ihre Namensschilder an den Bildern an.

Foto: Martin Gausmann

Kunstausstellungen gab es im Amtsgericht Sinzig schon einige, aber noch keine von so jungen Menschen verschiedenster Herkunft wie die aktuelle. Diese haben 13 Schüler der von Johanna Kretschmer geleiteten Friedensgruppe der Barbarossaschule Sinzig im Kunstprojekt „Heimatsuche“ gestaltet, dabei angeleitet von Künstlerin Annette Predeek und finanziell unterstützt vom Lokalen Aktionsplan der Stadt Remagen.

Die Zwölf- bis 18-Jährigen brachten nicht nur Farbe auf die Leinwand, sondern auch Schrift, Sand und Münzen ihrer jeweiligen Heimatländer Syrien, Deutschland, Thailand, Rumänien, Nigeria und Marokko. Die Farbe Blau ist allgegenwärtig. Da lässt Mahmoud Rammo aus Syrien, 18 Jahre, den Mond im Meer versinken. Die jüngere Aiah Chaaban, geboren in Libyen, bekrönt unter lichtblauem Himmel dunkelblaue Wellen mit goldenen Konturen. Und zwei Wolken gleich, verwendet Purida Amnadrungtrakul, sie stammt aus Thailand, ihre Herkunftssprache und -schrift. „Schöne See“ und „Himmel“ schweben nun über den Wassern ihres Bildes.

Alle diese schönen Stücke sind 2019 am Tag der Demokratie in Remagen erstmals öffentlich präsentiert worden. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat sie gesehen. Zur Eröffnung in Sinzig, wo Rechtspflegerin Sigrid Seul das Aufhängen übernahm, brachten die Schüler ihre Namensschildchen selbst unter den Bildern an.

Zuvor hatte der Direktor des Amtsgerichts, Michael Mayer, die Aussteller, Künstlerin Predeek, Johanna Kreschmer und Uta Erlekampf, stellvertretende Schulleiterin, begrüßt. Erlekampf entbot ein herzliches Grußwort, so auch Gruppensprecherin Anastasia Schramm. In seiner Ansprache dankte Direktor Mayer der Friedensgruppe für die Überlassung der Arbeiten und betonte den Wert von Heimat: „Das ist etwas ganz Kostbares, etwas, das einem Halt und Geborgenheit gibt. Die Entscheidung, auf der Suche nach einer friedlichen, angstfreien Zukunft die eigene Heimat zurückzulassen und sich auf eine ungewisse, beschwerliche und mitunter lebensgefährliche Reise in andere Länder dieser Welt aufmachen, ist gewiss keine, die man leichtherzig trifft“, erklärte Mayer. Sie sei vielmehr meist Ausdruck tiefer Verzweiflung.

Im Sinziger Amtsgericht empfindet er die Kunstwerke nicht als Fremdkörper, sondern als „gut aufgehoben“. Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass die Gerichte dem Verfassungsgebot, wonach alle Menschen, gleich welcher Herkunft, vor dem Gesetz gleich sind, Geltung zu verschaffen hätten. Dies gelte gerade auch für diejenigen, die ihre Heimat verlassen und hier in Deutschland ein Zuhause gefunden hätten. Sie könnten auf der Suche nach Heimat eine solche nur dann in Deutschland finden, „wenn sie hier – womöglich anders als in ihrem Ursprungsland – Recht und Gerechtigkeit erfahren“.

Die Ausstellung ist bis Anfang Juni im Amtsgericht montags bis freitags während der Öffnungszeiten zu sehen.

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