Pavel Popolski in der Marienthaler Klosterruine Hauptsache ausreichend „Wudka“

MARIENTHAL · Mit Pavel Popolskis Wohnzimmer-Show endete das Musikfestival in der Klosterruine in Marienthal.

 Hochprozentiges bestimmte den Auftritt von Pavel Popolski.

Hochprozentiges bestimmte den Auftritt von Pavel Popolski.

Foto: Martin Gausmann

Man muss schon einiges an Fantasie aufbringen, um sich so etwas einfallen zu lassen: In einer Plattenbauwohnung im polnischen Zabrdje sitzt ein alter Mann namens Pjotrek Popolski. Beim Pfarrfest gelingt es dem trinkfreudigen Zeitgenossen nach 22 Gläsern Wodka, eine kleine Melodie zu komponieren – das war der Vorgänger der POP(olski)-Musik. Es folgen den kommenden Jahren 128 000 Melodien, die allesamt einmal Top-Ten-Hits werden und die von allen großen Musikern gespielt werden.

Soweit der Kern einer Geschichte, die besagte Familie Popolski in den vergangenen Jahren exzessiv zu verbreiten vermochte; immer mit reichlich Wodka im Gepäck. Übrig geblieben ist nun die Wohnzimmershow von Pavel Popolski, die er am Sonntagabend rund 400 begeisterten Gästen in der Marienthaler Klosterruine präsentierte. Aber was war das? Ein Konzert? Eher nicht, denn bis auf ein paar Töne aus dem Klavier oder ein paar Schläge auf Teile seiner Schießbude – so nannte Popolski das transportable Kofferschlagzeug – war keine Musik zu hören, zumindest nicht in der ersten Stunde. Dafür unterhielt ein bestens aufgelegter Achim Hagemann in der Person Popolskis mit Erzählungen über Gott, die Welt und die Familie das Publikum, dass sich von einer Lachsalve zur anderen hangelte. Wodka, oder wie Popolski es nannte: „Wudka“ gab es nicht nur für ihn.

Vier junge Kellnerinnen und Kellner versorgten erst einmal das komplette Auditorium mit der polnischen Spezialität. Klar, dass die Becher nach Trinkspruch und Trinkgenuss übern Kopf nach hinten flogen. Und schon war das Publikum in die Show integriert. Felix aus der vierten Reihe machte klar, dass auch er Schlagzeug spielte. Die Folge: Er musste den ganzen Abend seinem Auftritt in der Show entgegenzittern. Wer am Smartphone spielte oder dazwischen rief, wurde ebenfalls nach vorne zitiert, wo es natürlich einen Wodka und ein paar deutliche Ermahnungen gab.

Die Polka ist übrigens die Mutter aller Melodien, machte Popolski deutlich. Auf seiner Schießbude spielte er vergleichende Rhythmen, um festzustellen: „Jazz ist eine totale Katastrophe und nur tauglich, um den Mittagsschlaf einzuleiten.“ Oder: „Mambo ist absolut tote Hose.“ Und ganz bestimmt: „Wiener Walzer ist die größte musikalische Dreistigkeit, die entstanden ist, als ein besoffener Wiener Komponist versuchte, Polka zu komponieren.“ Klare Worte, wie sie im gesamten Vortrag Popolskis zu hören waren.

Dass es nach langem und lustigem Monolog in Marienthal doch noch musikalisch werden sollte, hatte niemand mehr vermutet. Dann aber betrat Sängerin Dorata Popolski (Iva Buric Zalac) die Bühne und aus dem Kabarett-Vortrag wurde doch noch ein Konzert.

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