Heizungen in Dernau übergeben Hilfsorganisationen sorgen für warme Wohnungen

Dernau · In Dernau wurden 50 Notheizungen an die Wiederaufbaugesellschaft Zukunft Mittelahr übergeben. Die ölbetriebenen Übergangsaggregate sind an verschiedenen Bestimmungsorten einsetzbar und können später auf andere Brennstoffe umgerüstet werden.

Für ein warmes Eigenheim nach der Flut: In Dernau werden 50 Notheizungen an betroffene Familien verteilt. Christian Görg von den Johannitern führt das ölbetriebene Aggregat vor.

Für ein warmes Eigenheim nach der Flut: In Dernau werden 50 Notheizungen an betroffene Familien verteilt. Christian Görg von den Johannitern führt das ölbetriebene Aggregat vor.

Foto: AHR-FOTO

Nach und nach kommen immer mehr Bewohner des Ahrtals zurück in ihre Häuser und Wohnungen, die bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 beschädigt wurden, lange trocknen mussten und nun in großen Teilen wieder aufgebaut und bewohnbar sind. Unter den Dingen, die aktuell noch zur finalen Fertigstellung von Haus oder Wohnung fehlen, ist aber oftmals die Heizung. Dem kann nun Abhilfe geschaffen werden, denn ein Zusammenschluss verschiedener Hilfsorganisationen unter der Federführung der Johanniter hat in Dernau 50 Notheizungen an die Wiederaufbau- und Projektentwicklungsgesellschaft Dernau-Rech-Mayschoß übergeben.

Familien aus Mayschoß, Dernau und Rech sollen Heizungen erhalten

Die Gesellschaft, die sich kurz „Zukunft Mittelahr“ nennt, plant zwar in der Zukunft unter anderem mit Nahwärmenetzen, deren Aufbau wird aber nicht zuletzt wegen einiger bürokratischer Abstimmungen von Fördergebern untereinander noch eine unbestimmte Zeit in Anspruch nehmen. Bei Zukunft Mittelahr wurde das Problem hinsichtlich des kommenden Winters erkannt. Gemeinsam mit der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) im Regionalverband Mittelrhein stieß man deshalb dieses einzigartige Heizungsprojekt an. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der Malteser Hilfsdienst und Help – Hilfe zur Selbsthilfe kamen hinzu und machten aus der Idee ein Gemeinschaftsprojekt mit insgesamt 50 Notheizungen. Die werden nun nach und nach zu Familien in Dernau, Rech und Mayschoß geliefert, deren Häuser das Wohnen im Ahrtal wieder zulassen, die aber noch keine Wärmeversorgung haben.

Für Hartwig Baltes als Vertreter der drei Ortschaften ist das ein ganz tolles Projekt, für das genügend Bedarf vorhanden ist. Bei der Übergabe in Dernau machte Baltes das aktuelle Dilemma noch einmal deutlich: „Wir warten auf die Nahwärme-Entscheidungen, wir warten auf längst bestellte Heizungen und wir warten auf vielfach überlastete Handwerker. Jetzt ist zumindest einmal das Warten beendet.“ Denn die Notheizungen würden dort Hilfe leisten, wo Menschen auch nach weit mehr als einem Jahr noch nicht wissen, wie sie zu warmen Häusern in den Wintermonaten kommen sollen. Martin Schell von Zukunft Mittelahr bestätigte den noch immer großen Bedarf an den Notheizungen.

Umrüstung und Weiternutzung der Notheizungen ist später möglich

Johanniter-Regionalvorstand Christian Görg berichtete von der Bitte der Aufbaugesellschaft, aufgrund des stockenden Netzausbaus der Nahwärmeversorgung und der daraus resultierenden aktuellen Heizproblematik bei der Suche nach alternativen Lösungen zu helfen. Gemeinsam mit den weiteren Hilfsorganisationen und dank einer Finanzierung aus Spendengeldern der Aktion Deutschland Hilft wurden die Notheizungen von einem Zusammenschluss aus Großhandel sowie Anlagen- und Heizungsbauern in Niedersachsen gefertigt und ins Ahrtal geliefert. Das Material wurde dabei zum Einkaufspreis zur Verfügung gestellt, sodass für die mit einer Heizleistung von 24 Kilowatt ausgerüsteten Anlagen jeweils rund 14.000 Euro Kosten entstanden sind. Hinzu kommt noch die individuelle infrastrukturelle Ausstattung sowie ein Öltank. Jede der Anlagen kann bis zu drei Häuser mit Heizung und Warmwasser versorgen und wird einfach im Garten oder einer Einfahrt abgestellt. Voraussetzung ist natürlich ein funktionierendes Leitungssystem im Haus. Es lassen sich zudem vier solcher Anlagen in Reihe schalten, um größere Einheiten mit Wärme versorgen zu können. Das jedoch ist im Ahrtal nicht notwendig, auch ist aktuell keine Versorgung mehrerer Objekte mit einer solchen Heizung geplant. Da es aber einmal eine Nachnutzung der Notheizungen geben soll, die bislang völlig offen ist, wurde entsprechend konzeptioniert. Das gilt auch für die Brennstoffart. Die Notheizungen werden aktuell auf Öl-Basis betrieben, eine Umrüstung auf Gas- oder Flüssiggas ist jederzeit möglich.

Armeen Kolians, Projektleiter Hochwasserhilfe des ASB, sieht vor allem in der Sparsamkeit, der Mobilität und der damit einhergehenden Flexibilität einen großen Vorteil: „Die Anlagen sind zur Überbrückung des akuten Versorgungsproblems gedacht“, sagt Kolians. Der Bundesbeauftragte Fluthilfe der Malteser, Wolfgang Heidinger, ergänzte, man rechne mit einer Einsatzzeit von zwei bis drei Jahren vor Ort. Dabei dürften die Heizungen durchaus eine „Wanderung“ durch die drei Orte von Zukunft Mittelahr erleben. Wenn an einem Einsatzort eine neue Heizung funktioniere, kann die Notheizung abgebaut und an einem anderen Bestimmungsort eingesetzt werden, der schon wieder bewohnt, aber noch ohne Heizung ist. Sollten die aktuell gespendeten 50 Heizungen nicht ausreichen, so können weitere Geräte beschafft werden, sagt Zukunft Mittelahr. Der jetzigen Lieferung liege eine Ermittlung in den jeweiligen Gemeinden zugrunde, so Christian Görg. Wer noch Bedarf hat, möge sich an die Gemeindeverwaltungen in Dernau, Rech oder Mayschoß wenden.

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