Probleme beim Wiederaufbau Ahr-Gastronomen beklagen fehlende Unterstützung nach der Flut

Kreis Ahrweiler · Hoteliers und Gastronomen fordern nach der Flut im Ahrtal mehr Unterstützung beim Wiederaufbau. Einige vermissen zudem eine Strategie für die Region.

 Bei einem Treffen, das Sternekoch Hans Stefan Steinheuer (links) organisierte, wurde über die Zukunft des Ahrtals diskutiert. Rechts: Thomas Widmann, Gast aus Südtirol. Die Region könnte als Vorbild für das Ahrtal dienen.

Bei einem Treffen, das Sternekoch Hans Stefan Steinheuer (links) organisierte, wurde über die Zukunft des Ahrtals diskutiert. Rechts: Thomas Widmann, Gast aus Südtirol. Die Region könnte als Vorbild für das Ahrtal dienen.

Foto: Martin Gausmann

Die Hotel- und Gaststättenbranche im durch die Flut verwüsteten Ahrtal ist beim Wiederaufbau der am Boden liegenden Betriebe auf der Suche nach Ansprechpartnern und Antworten auf die Frage, wie Natur, Kultur, Tourismus, Gastronomie, Hotellerie und Architektur weiterentwickelt werden können. Ziel müsse sein, Kräfte zu bündeln, eine gemeinsame Strategie sei vonnöten, so Vertreter der Branche. Kurzum: Das Gastgewerbe sucht Ordnung im zerstörten Tal, eine neue Identität, die aus der Katastrophe erwachsen soll. Das Ahrtal soll nach seiner Wiederauferstehung unter einer Dachmarke firmieren und so auch beworben werden.

Rund 40 Hoteliers, Gastronomen, Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter, Winzer, Vertreter der Industrie- und Handelskammer sowie Architekten waren einer Einladung des Heppinger Sternekochs Hans Stefan Steinheuer gefolgt, um über die Zukunft zu diskutieren. Die Zukunftsgestaltung kann jedoch erst erfolgen, wenn in der Gegenwart die entsprechenden Weichen gestellt werden. Und da knirscht es nach Auffassung der unter Finanz- und Zeitdruck stehenden Betriebe gewaltig im Wiederaufbaugetriebe.

Das Ahrtal braucht „ein Leitbild“

Beispiel: Innenstadt Bad Neuenahr. Ein Wiederaufbau der Hotel- und Gastrobetriebe sowie des Einzelhandels ist erst dann möglich, wenn das in der Flutnacht nahezu komplett zerstörte Kanalnetz wieder erneuert ist, Anlieger wieder eine Heizung haben, wenn Baufahrzeuge aus den Straßen verschwunden sind und Fußgängerzone und Zuwege wieder gepflastert und vernünftig begehbar sind. Erst dann wird es wieder Gäste und Kundschaft geben können.

„Wir möchten, dass die Menschen des Ahrtals wieder in eine gesicherte Zukunft blicken können“, so Gastgeber Steinheuer. Allerdings ist zunächst die Zukunft seiner Zunft nur wenig gesichert: Es bedarf großer Ausdauer, enormer Zwischenfinanzierungen und vor allen Dingen: Es bedarf der Hilfe, mit der Visionen umgesetzt werden können. Die habe man in der Branche, meint auch Gereon Haumann, der rheinland-pfälzische Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „Es muss jetzt in Qualität und Geschlossenheit investiert werden. Es geht hier um mehr als den Aufbau von Häusern“, so Haumann. Das Tal benötige ein Leitbild.

Südtirol könnte als Vorbild dienen

Als Leitgedanke könnte das Beispiel Südtirol dienen. Steinheuer hatte hierzu Thomas Widmann eingeladen. Der Landesrat sowie Regional- und Landtagsabgeordnete aus Bozen referierte über die erfolgreiche Dachmarke „Südtirol“ und trug vor, wie sich aus einfachen Anfängen in wenigen Jahrzehnten eine Vorbildregion entwickelte, die inzwischen alljährlich mehr Touristen generiert als beispielsweise Griechenland. „Grundsätzlich wissen wir, wohin wir wollen“, so der Tiroler: „Alle ziehen an einem Strang.“ Und: „Was nicht zu uns und unserer Landschaft passt, das gibt es nicht.“ Heißt: Es sei eine große Identität mit der Region geschaffen worden, mit einer klaren Markenbotschaft im Tourismus, mit einheitlichem Erscheinungsbild und einer starken überregionalen Werbung. Erhebliche Mittel seien investiert worden, wie beispielsweise in den ÖPNV: „Die Investitionen haben sich alle schnell bezahlt gemacht“, erklärte Widmann. Die entwickelte Dachmarke werde über alle Branchen hinweg gelebt.

„Es gibt viele gute Ideen, aber keine Ansprechpartner“, meinte ein Architekt aus dem Ahrtal. Und Volker Danko von der Werbegemeinschaft Bad Neuenahr sagte: „Uns fehlt die Person, die den Hut aufsetzt und nach vorne geht.“ Ob nun ein Leitbild entwickelt wird, das vor Jahren bereits einmal unter anderen Vorzeichen geplant war, dann aber nicht umgesetzt wurde, bleibt abzuwarten.

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