Ahr-Therme Im Februar droht der Abriss

BAD NEUENAHR · Die Zeitschiene für die Stadt wird immer kürzer: Am Mittwoch teilte Christoph Reinicke, Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), dem General-Anzeiger mit, dass er Ende Februar den Abbau der Ahr-Thermen veranlassen will.

Zunächst soll das Bad "entkernt" werden, dann könnten die Aufbauten entfernt werden. Angeblich gibt es schon jetzt Überlegungen, das blaue Kuppeldach nach Osteuropa zu verkaufen.

Vielleicht ist aber bis dahin auch ein neuer Betreiber gefunden. Reinicke: "Wir sind mit drei Interessenten im Gespräch." An die Stadt wolle er keinesfalls mehr Grund und Boden verkaufen. "Die Stadt könnte die Therme erwerben, nicht aber das Grundstück. Das würden wir höchstens in Erbbaupacht zur Verfügung stellen", unterstrich der neue Vorstand der Kur AG gegenüber dem General-Anzeiger.

"Träume werden wahr" lautet die Überschrift des Leitbildes der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr. Für die Stadt dürften es eher Alpträume sein. Seit dem 1. Januar haben die Ahr-Thermen geschlossen, die Fenster zu den Becken im Innenraum sind mit Folie abgeklebt, die Außenanlagen sind verwaist. Anders der Saunabereich.

Er öffnet morgens um 10 Uhr. Lange Schlangen bilden sich an der Kasse. "Wir haben derzeit etwa 190 Saunabesucher am Tag", freut sich Reinicke. Was aber passiert nun mit der Ahr-Thermen Bad Neuenahr GmbH & Co KG, die zu einhundert Prozent der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN) gehört? Wird sie aufgelöst? Reinicke: "Nein, die Gesellschaft bleibt wegen des Saunabetriebes und der Gastronomie bestehen."

Zum Schuldenstand der Ahr-Thermengesellschaft wollte sich das Unternehmen am Mittwoch nicht äußern. Der Geschäftsbericht für das Jahr 2012 weist allerdings in der Bilanz Verbindlichkeiten in Höhe von 7,5 Millionen Euro aus. "Die Schulden werden komplett von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr übernommen", bestätigte Reinicke lediglich. Alleine an Tilgungsleistungen muss die Ahr-Thermen GmbH & Co. KG alljährlich 500.000 Euro aufbringen, eine Summe, die Reinicke bestätigte. An Zinsen dürfte noch einmal der gleiche Betrag anfallen.

Reinicke bestätigte außerdem, dass es zwischen der AGBN und der GmbH einen Betriebsführungsvertrag gegeben hat. Über die Höhe der Zahlungen wollte er mit dem Hinweis auf "Firmen-Interna" keine Angaben machen. Nach GA-Informationen wurden jedoch jährlich 300.000 Euro gezahlt.

Ob in der Vergangenheit einst erwirtschaftete Gewinne der Aktiengesellschaft mit Verlusten der Thermen-GmbH steuerlich verrechnet wurden, wollte Reinicke nicht kommentieren. Vielmehr mag das Unternehmen hierzu keine Angaben machen. In den vergangenen Jahren waren allerdings beide Unternehmen Verlustbringer.

Gegenüber dem General-Anzeiger äußerte sich der AG-Vorstand auch zur Zukunft des fast 700 Stellplätze umfassenden Parkhauses an der Felix-Rütten-Straße, das bislang als hochprofitabel galt und insbesondere von den Besuchern der Ahr-Thermen angesteuert worden ist. "Es wird hier eine deutlich stärkere Vermarktung als bisher geben.

So werden wir beispielsweise Angebote für Dauerparker unterbreiten. Das Parkplatzkontingent ist für uns im Hinblick auf die Umsetzung unseres neuen Firmenkonzeptes sehr wichtig", betonte Reinicke. Bekanntlich will die AG eine Art "Medical-Center" im und am Thermal-Badehaus errichten und zudem als wichtiges Standbein auf Telemedizin setzen.

Wenig ergiebig waren Antworten auf Fragen zum Saunabetrieb. Die Sauna der Thermen steht nach Informationen des GA auf AG-Boden, die Thermen indes auf GmbH & Co KG-Areal. Ob es Pachtzahlungen von der Thermen GmbH an die Aktiengesellschaft gegeben hat (angeblich jährlich 80.000 Euro), wollte Reinicke weder bestätigen noch dementieren. Noch nicht abgeschlossen sei die Überführung der Ahr-Thermen-Mitarbeiter in die Aktiengesellschaft. Reinicke wiederholte jedoch, dass es keine Entlassungen geben soll: "Dieser Prozess läuft noch."

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