"Meister des saurberen Tones" in Ahrweiler Im Garten der Gotteserkenntnis

AHRWEILER · Gitarrenvirtuose Roberto Legnani gibt ein facettenreiches Konzert in der ehemaligen Synagoge in Ahrweiler.

 Synagoge Konzert Roberto Legnani

Synagoge Konzert Roberto Legnani

Foto: Martin Gausmann

Wen es mitten unter der Woche in die Ahrweiler Synagoge verschlug, der wurde mit einem virtuosen Konzert zwischen jüdischer Spiritualität und südländischem Feuer belohnt. Gitarrist Roberto Legnani wagte sogar einen barocken Seitenblick an diesem detailreichen Abend.

Der „Meister des sauberen Tons“, wie Legnani von Kennern genannt wird, eröffnete sein Konzert, für die spanische Kompositionsweise typisch, mit einer Landschaftsbeschreibung. In „Entrada al Generalife“ wird der Garten der Gotteserkenntnis präsentiert, dessen Annehmlichkeiten von plätscherndem Wasser über wohlige Düfte bis hin zur farbenfrohen Blumenpracht reichen. Direkt darauf folgte das Stück „Romanza Española“, bekannt aus dem französischen Spielfilm „Verbotene Spiele“ und historische Wegmarke in der Entwicklung einer spanischen Tonsprache für das 20. Jahrhundert.

Dass es keinen Gitarren-Komponisten braucht, um Akzente für dieses Instrument zu setzen, bewies „Asturias“ von Isaac Albéniz, dem man unter Legnanis Händen die Herkunft vom Klavier her kaum noch anmerkte. Die Cavantine „Sun filled the Sky“ erinnerte an die ruhigeren Momente des Spielfilms „Die durch die Hölle gehen“, und „Spatter the dew“ ließ die Elfenkönigin in den Sonnenaufgang flattern. Bauwerke scheinen die spanischsprachigen Komponisten schon immer angesprochen zu haben.

Aus Paraguay erklang ein Beispiel mit Augustin Barrios Mangorés „La Catedral“, und natürlich durfte an einem Gitarrenabend nicht „Recuerdos de la Alhambra“ des Spaniers Francisco Tárrega fehlen. Die Zuschauer konnten in der Klangfülle regelrecht baden.

Jüdische Spiritualität

Tief hinein in die jüdische Spiritualität ging es mit der Eigenkomposition „Moods from the Song of King David: 3 Neginot“. Als Neginot wird eine reine Instrumentalmusik bezeichnet, die ihre Ursprünge bis zur Zeit der biblischen Psalmen zurückverfolgt. Auf seiner Hopf-Gitarre „La Portentosa“ feierte Legnani die Synagoge als das Gotteshaus, das sie neben den zahlreichen Kulturveranstaltungen weiterhin bleibt.

Nach der Pause nahm der Virtuose die Zuschauer mit auf eine Reise durch Lateinamerika. Die „Suite Latina“ startete mit dem „Preludio de Rio“ aus Brasilien. Auf die „Milonga“, den Volkstanz Uruguays, folgten schließlich die wuseligen Bienen Paraguays: „Las abejas“. In einer Mischung aus Melancholie und Heiterkeit packte das Publikum das Lebensgefühl unter brennender Sonne und schwülem Klima. Um eine lockere Lebensweise ganz im Dienste der Kunst zu finden, muss man jedoch nicht in den tiefen Süden gehen. Auch der Barockkomponist Johann Sebastian Bach vergaß für die Kunst völlig die Zeit und kehrte erst mit zwölfwöchiger Verspätung nach Arnstadt zurück, nachdem er seine Kunst bei Dietrich Buxtehude im fast 500 Kilometer entfernten Lübeck geschult hatte.

Ob Buxtehudes Allemande und Sarabande, die Legnani als Kontrapunkt zum üblichen Gitarrenprogramm zelebrierte, aus dieser Zeit stammen, ist nicht überliefert, aber die Geschichte zeigte die große Freude an der Kunst diesseits und jenseits des „großen Teichs“. Abschließender Höhepunkt des Konzerts war Mauro Giulianis „Le Rossiniane“ op. 119, das die berühmtesten Kompositionen des Romantikers Gioachino Rossini präsentierte.

Nach andachtsvollem Lauschen spendete das Publikum verdient kräftigen Applaus.

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