Weltmeister von 1990 Jürgen Kohler: "Bei uns im Dorf bin ich der Jürgen"

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Bonner SC, SG Bad Breisig, die Frauen des SC 07 Bad Neuenahr - sobald im höherklassigen Fußball der Region ein Trainer, Berater oder Sportdirektor gesucht wird, taucht der Name Jürgen Kohler auf. Seit zehn Jahren wohnt der Weltmeister von 1990 im Kreis Ahrweiler, aber nur wenige wissen, was er so treibt. Mit Kohler sprach Gert auf der Heide.

 105 Länderspiele absolvierte Jürgen Kohler (rechts). Als Verteidiger war der Weltmeister von 1990 gefürchtet.

105 Länderspiele absolvierte Jürgen Kohler (rechts). Als Verteidiger war der Weltmeister von 1990 gefürchtet.

Foto: pa/offside

Im Internet findet man recht schnell, dass Sie einen Spielerpass beim C-Ligisten Alemannia Adendorf haben. Sind Sie dort tatsächlich aufgelaufen?

Jürgen Kohler: Einmal. Aber der Hartplatz hat mir sofort Rückenprobleme bereitet. Dann hab' ich's wieder gelassen.

Ihr Name fiel zuletzt im Zusammenhang mit einigen Vereinen aus der Region, aber Sie können ja nicht überall mitmischen. Sagen Sie doch mal, wo sie wirklich aktiv sind.

Kohler: Beim SC 07 bin ich eine Art Berater. Aber das ist kein Tagesgeschäft. Wenn meine Meinung zu einem Thema oder einer Spielerin gefragt ist, sage ich, was ich davon halte.

Beim Bonner SC kursiert der Name Kohler als möglicher Trainer für die nächste Saison.

Kohler: Von denen hat keiner mit mir gesprochen.

Und die SG Bad Breisig?

Kohler: Da hat mich der Vorsitzende Guido Ernst tatsächlich angerufen. Aber mit Deniz Bakir ist ja jetzt ein guter Mann da. Ich habe Herrn Ernst gesagt, er möge mir ein bisschen Zeit lassen. Als Firmenrepräsentant bin ich ziemlich viel unterwegs, und jetzt will ich erstmal mit der A-Jugend des Grafschafter SV in die Bezirksliga aufsteigen. Das wäre riesig für diesen kleinen Verein.

Ein Ex-Nationalspieler als Jugendtrainer auf dem Dorf?

Kohler: Macht Spaß. Du kannst sehen, wie sich die Jungs auch menschlich entwickeln. Ich denke, ich habe ein gutes Verhältnis zu denen. Letztens rief mich einer an und fragte, ob ich ihn abschleppen könne.

Wohnen Sie auch auf der Grafschaft?

Kohler: Belassen wir's beim Kreis Ahrweiler.

Wie verschlägt es jemanden, der in Turin und München gespielt hat, an die Ahr?

Kohler: Eigentlich wollte ich ja näher an Köln ran. Da hatte ich tolle Jahre, und ich mag die Frohnaturen dort. Aber dann hat mir ein Freund aus Wachtberg unser jetziges Haus empfohlen. Wir sind jetzt zehn Jahre dort, und im Dorf bin ich der Jürgen. Das ist gut so.

Beim Drittligisten VfR Aalen sind Sie im November 2008 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Ist wieder alles in Ordnung?

 Weniger Haare, aber unverkennbar: Jürgen Kohler im April beim Spiel Gladbach - Dortmund. FOTO: DPA

Weniger Haare, aber unverkennbar: Jürgen Kohler im April beim Spiel Gladbach - Dortmund. FOTO: DPA

Foto: dpa

Kohler: Alles ist so, wie es sein muss. Es war gut, dass ich damals diesen Schnitt gemacht habe. Ich wollte nicht eines Tages mit einem Herzschrittmacher rumlaufen.

Sie haben die U-21-Nationalelf trainiert und den MSV Duisburg, Sie waren Sportdirektor bei Bayer Leverkusen - wie sehr reizt der Profibereich noch?

Kohler: Wenn sich ein Verein traut . . . Ich sehe sehr viel Fußball, bis in die Bezirksliga hinunter. Ich bin nach wie vor fußballverrückt. Aber ich renne keinem Job hinterher.

Wie sehr sind Sie an den Kreis Ahrweiler gebunden?

Kohler: Zwei schulpflichtige Kinder verpflanzt man nicht so schnell. Außerdem bin ich über die A 61 schnell in Mannheim, wo noch meine Geschwister und meine Schwiegereltern wohnen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Kohler: Es wäre schön, wenn ich wieder in der Bundesliga zu Hause wäre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Kluft zwischen Anspruch und Realität
Fußball-Mittelrheinligist Bonner SC hat schon acht Punkte Rückstand auf den Primus Hennef Kluft zwischen Anspruch und Realität
Aus dem Ressort