Kabarettist Jürgen Becker in der Landskroner Festhalle "Kandinsky ist kein Neuzugang des FC Köln"

HEIMERSHEIM · "Da woll'n wir uns mal einen schönen Abend machen" - seinen einleitenden Worten ließ Jürgen Becker bei seinem Gastspiel in der Landskroner Festhalle in Heimersheim Taten folgen.

 Jürgen Becker präsentierte in der Landskroner Festhalle einen Streifzug durch die Kulturgeschichte.

Jürgen Becker präsentierte in der Landskroner Festhalle einen Streifzug durch die Kulturgeschichte.

Foto: Martin Gausmann

Mit seinem Bühnenprogramm "Der Künstler ist anwesend" bot einer der bekanntesten Satiriker der Republik den gut 200 Besuchern einen mal bissigen, mal absurd-komischen, aber stets unterhaltsamen Streifzug durch die Kulturgeschichte.

Der ehemalige "Präsident" der Kölner Stunksitzung dozierte in seiner typisch rheinischen Art über die Entwicklung der Kunst und Architektur in den vergangenen 3000 Jahren. Dabei hechelte er nur so durch die Epochen und schlug scheinbar mühelos den Bogen von der Steinzeit über die Ägypter und Griechen bis zu den großen Meistern der Renaissance, des Barock, der Romantik und der Moderne. Als Anschauungsmaterial dienten gut 100 Bilder von Gemälden, Skulpturen und Bauwerken, die gut sichtbar auf die Leinwand projiziert wurden.

Den Auftakt bildete das Bild "Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen" von Max Ernst aus dem Jahr 1926, das Becker kurzerhand in "Maria versohlt Jesus den Arsch" umtaufte. Überhaupt gelingt es dem 55-jährigen Bühnenprofi auf intelligent-witzige Weise immer wieder, den Bezug zur Gegenwart herzustellen. Den Laokoon aus der Laokoon-Gruppe nennt er den "Whistleblower der Antike", die Pyramide wird zum Vorläufer der Sunkist-Verpackung, aus dem "Tanz" von Matisse wird der "Feierabend im Priesterseminar", und das Werk "Das türkische Bad" von Jean-Auguste-Dominique Ingres, das nackte Frauen beim Baden zeigt, interpretiert Becker als "Betriebsausflug der Hamburg-Mannheimer".

Immer wieder gerät die katholische Kirche ins Visier des Kabarettisten. Verständnis zeigt er hingegen für den "Kölner Kanalmeister" Meisner und dessen Kritik am Richter-Fenster im Kölner Dom. So habe er ein Kirchenfenster bestellt und ein Kneipenfenster bekommen. "Da hat Gerhard Richter wohl die Frühmesse mit dem Frühschoppen verwechselt", mutmaßt Becker mit einem verschmitzten Lächeln. An "verblüffenden" Erkenntnissen mangelte es an diesem Abend nicht. "Ist ihnen schon mal aufgefallen, dass Caspar David Friedrich immer Glück mit dem Wetter hatte?", fragte der langjährige Moderator der WDR-"Mitternachtsspitzen".

Becker weiß, wovon er spricht, hat er bei "4711" doch den Beruf des grafischen Zeichners erlernt. "Mit Tosca kommt die Zärtlichkeit - das ist von mir", verrät der Kölner stolz, um im selben Atemzug hinzuzufügen, dass es sich bei dem Duftwässerchen um das erste Verhütungsmittel handele, das sogar vom Papst zugelassen sei.

Nicht nur Rheinländern, die Wassily Kandinsky für einen Neuzugang des 1. FC Köln halten, hat Jürgen Becker eine informative wie amüsante Nachhilfestunde erteilt. Und auch auf die Frage "Was ist Kunst?" gibt die "Mitternachtsspitze" eine einfache Antwort: "Kunst ist alles, was die Spedition Hasenkamp transportiert."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort