Vortrag im Sinziger Schloss Karl-Friedrich Amendt berichtet Wissenswertes über Wassergräben, Mühlen und Hochwasser

Sinzig · „Wassergräben, Mühlen und Hochwasser in Sinzig“ – so lautete der Titel eines Vortrags im Sinziger Schloss. Karl-Friedrich Amendt verband Regionalgeschichte mit Aktuellem.

 Referent im Sinziger Schloss: Karl Friedrich Amendt.

Referent im Sinziger Schloss: Karl Friedrich Amendt.

Foto: Martin Gausmann

Zu einem „doppelt interessanten Termin“ der Reihe Turmgespräch hat Matthias Röcke die Gäste im Sinziger Schloss begrüßt. Es gehe, so der Vize-Vorsitzende des einladenden Denkmalvereins, um Regionalgeschichte und Aktuelles: Auf vielfachen Wunsch nahm sich Karl-Friedrich Amendt erneut des schon 2015 von ihm behandelten Themas Wasser an.

Doch wählte er neue Schwerpunkte und sprach über „Wassergräben, Mühlen und Hochwasser in Sinzig“. Vorweg schickte der frühere Vereinsvorsitzende, er verzichte auf Hochwasserfotos von 2021, „um keine traumatischen Erinnerungen zu wecken“.

Seine Erkenntnisse zog der Referent aus der Sachliteratur, Karten und zahlreichen eigenen Begehungen. Er stellte fest, dass die heute meist trocken gelegten, mehrere hundert Jahre alten Mühlgräben, welche den früheren Mühlen Wasser zuführten, vom jüngste Extremhochwasser „wiederentdeckt“ wurden.

Auf heutigem Sinziger Gebiet machte der Referent neun Mühlen aus, darunter zwei für die Gemarkung Bodendorf, die jedoch insgesamt mit rund 40 Namen in den Quellen erscheinen. Hinzu kommen weitere Mühlen, die sich nicht zuordnen lassen. Dass die Mühlen im Lauf der Zeit ihre Namen nach Pächter, Eigentümer, administrative Zuständigkeit wechselten, erschwert die Bestimmung. So befand sich die „alte Sleipenmühle“, heute Sinziger Terrain, ursprünglich in der Bodendorfer Gemarkung. Um 1616 muss sich die Gemarkungsgrenze geändert haben.

Anlagen zum Kornmahlen

Alle diese Anlagen, im Gebiet waren sie meist zum Kornmahlen und einige zur Ölgewinnung bestimmt, benötigten für ihren Betrieb Wasserzuläufe und Abläufe. Viele verfügten auch über Teiche als Wasserspeicher. Als Gewässer kam die Ahr in Frage sowie der Hellenbach und der Harbach, die beide vom Harterscheid ausgehen und in die Ahr münden.

Drei nordöstliche Bäche fließen unterhalb von Schloss Vehn zum Hellenbach zusammen. Dieser läuft nach Löhndorf und Westum, wo er sich mit dem Krechelheimer Bach vereint, nach Sinzig. Dort heißt er „Kuhbach“, dessen Wasser einst als Viehtränke diente sowie Mühlen antrieb, wie Faßbenders Mühle am Hellenberg, und den Wassergraben des Sinziger Schlosses füllte. Auch der sich aus etlichen Zuflüssen entwickelnde Harbach diente Mühlen.

Ein Beispiel für die komplexe Nutzung: Bad Bodendorfs „Neue Mühle“ von 1632 bezog das meiste Wasser wohl von der Ahr, verstärkt durch den Lohrsdorfer Bach. Einige der Bodendorfer Gräben führen bis heute Wasser, einer wird als Drainage genutzt. Der Mühlbach fließt in den Schwanenteich, der ursprünglich selbst ein Mühlteich war. Noch im 19. Jahrhundert erstreckte sich dieses Gebiet bis zum Bahnhof als Sumpfland. Das Ablaufwasser der „Neuen Mühle“ unterstützte seit 1662 die Wasserführung zur Mühle des Godenhauses in Sinzig.

Jahrhunderte später speiste es die Stadtmühle, die sich um 1900 am Ort des Sinziger Brunnens befand. Von dort aus versorgte der Ablauf die Schmitzmühle in der Kripper Straße, erkennbar am steinernen Torbogen. Den Mühlteich „Am Teich“ nahm das Hochwasser leider auch in Besitz.

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