Luftbilder von der Verbandsgemeinde Altenahr Wie Drohnen den Katastrophenschutz im Ahrtal verbessern sollen

Altenahr · Drohnen sind am Samstag über das Ahrtal geflogen. In den besonders von der Flut betroffenen Orten der Verbandsgemeinde Altenahr erstellten sie Luftbilder, die dem Katastrophenschutz dienen sollen.

Die Quadrocopter der Bergwacht Rhön-Spessart fliegt über Altenahr. Im Hintergrund ist die Burg Are zu sehen.

Die Quadrocopter der Bergwacht Rhön-Spessart fliegt über Altenahr. Im Hintergrund ist die Burg Are zu sehen.

Foto: ahr-foto

Der dunkle Fleck am Himmel wird immer größer, das Surren immer lauter. Die Rotoren wirbeln noch etwas Staub auf – und die Landung der Drohne ist geglückt. Den wenige Kilogramm leichten Quadrocopter steuert ein Angehöriger der Bergwacht Rhön-Spessart. Die Bergwacht bewegt sich am Samstag allerdings nicht in heimischen Gefilden, sondern im flutgeschädigten Ahrtal, genauer in der Ortsgemeinde Altenahr. Die Wacht aus Bayern nimmt dort an einer Übung zum Katastrophenschutz im Zuge des Projekts Aifer (Artificial Intelligence for Emergency Response, deutsch: künstliche Intelligenz für die Notfall-Reaktion) teil. Nicht allein, sondern zusammen mit zahlreichen weiteren Rettungskräften und Wissenschaftlern.

Die Leitung liegt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Bayerischen Roten Kreuz. Nachdem Drohnen mit ihren Kameras bereits relativ kurz nach der Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres Luftbilder angefertigt haben, fliegen vier unbemannte Fluggeräte – vom kleinen Quadrocopter mit vier Rotoren bis zur großen Flugzeug-Drohne mit einer Spannweite von 3,6 Metern – am Samstag noch mal. Und zwar über die besonders vom Hochwasser betroffenen Orte in der gesamten Verbandsgemeinde Altenahr. Neben dem Ort Altenahr selbst sind das Altenburg, Reimerzhoven, Rech und Dernau.

Grundlage für automatische Bildauswertung

Je nach Drohne entstehen in der Luft 300 oder auch 500 Bilder, die automatisch zu einer Aufnahme zusammengerechnet werden können. Die Daten sollen als Grundlage für die Entwicklung von Methoden zur automatischen Bildauswertung bei Katastrophen wie im Ahrtal dienen, geht aus einer Mitteilung des DLR hervor. „Durch den Vergleich der Aufnahmen während und nach der Flutkatastrophe sollen unter anderem Veränderungen erkannt und dokumentiert werden. Dazu zählen sowohl die Schäden als auch die Wiederaufbaumaßnahmen“, erläutert Marc Wieland vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum im DLR in der Mitteilung.

Die Drohnenflüge über das Ahrtal in Bildern
15 Bilder

Die Drohnenflüge über das Ahrtal in Bildern

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Die „Drohnenbefliegung“ sei außerdem ein wichtiger Test, um Bilddaten von Helfern vor Ort in bestehende Abläufe der Krisenkartierung zu integrieren. Drohnenaufnahmen von Rettungskräften lieferten wichtige und „hochaktuelle“ Details für die Bewertung von Katastrophenfällen.

Ziel des Aifer-Projektes ist es laut DLR, Methoden der Künstlichen Intelligenz zu entwickeln, die Informationen aus Satelliten-, Luftbild- und Drohnendaten sowie aus sozialen Medien automatisiert erkennen. Konkret würden Gefährdungsgebiete (zum Beispiel Hochwasserflächen), exponierte Objekte (zum Beispiel Gebäude oder Fahrzeuge) und Veränderungen (zum Beispiel Gebäudeschäden) aus den Bilddaten abgeleitet. Die Informationen werden den Angaben zufolge in Karten integriert und zu einem Lagebild verknüpft. Dieses bilde eine Grundlage für Entscheidungen von Behörden und Rettungskräften vor Ort. Die Drohnen erlaubten die Erstellung von lagegenauen, verzerrungsfreien, digitalen Fotos und Oberflächenmodellen. Die Zeitreihe der schon vorhandenen Luftbilddaten werde dadurch erweitert.

„Von der Drohne zu den Computern am Boden werden unterschiedliche Kommunikationskanäle getestet, die möglichst robust sind und auch funktionieren, falls das Mobilfunknetz ausfallen sollte“, wird Konstanze Lechner vom Zentrum für satellitengestützte Krisenkommunikation im Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR zitiert. Die Übung habe belegt, dass die Drohnendaten noch vor Ort zu einem einheitlichen Lagebild zusammengefügt werden können.

Kreis-Feuerwehr mit eigener Drohnen-Gruppe

Der Schwerpunkt des Projekts liegt erst einmal auf der Forschung, wie Marc Wieland am Samstag betont. Bis das Arbeiten mit aktuellen von Drohnen erstellten Lagekarten für Einsatzkräfte zum Alltag wird, kann es also noch einige Jahre dauern. Gleichwohl haben die freiwilligen Feuerwehrleute im Kreis Ahrweiler bereits Erfahrungen mit den unbemannten Fluggeräten gesammelt und sogar eine eigene Drohnen-Gruppe eingerichtet. Diese wurde vor etwa drei Jahren gegründet.

René Schmitt, der in Sinzig auch stellvertretender Wehrleiter ist, leitet die Drohnen-Gruppe. Sie verfüge über drei Fluggeräte sowie zehn Piloten. Nach der Flut sei seine Gruppe im Ort Schuld im oberen Ahrtal im Einsatz gewesen und habe Aufklärungsarbeit geleistet.

Drohnen, so ist er überzeugt, werden bei der Arbeit der Feuerwehrleute künftig eine größere Rolle spielen. „Aber es muss richtig eingesetzt werden. Es nützt nichts, einfach mal eine Drohne steigen zu lassen“, mahnt Schmitt im Gespräch mit dem GA. Stattdessen komme es darauf an, dass die mit ihr gewonnen Informationen richtig verarbeitet werden.

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