Reform im Bistum Trier Katholiken im Kreis Ahrweiler machen ihrem Ärger Luft

KREIS AHRWEILER · 35 Großpfarreien statt bisher 900 Gemeinden im Bistum Trier. Kirchenbasis fühlt sich enteignet, weil das Vermögen der alten Gemeinden in die Kassen der neuen Pfarreien fließen.

 "Abriss oder Rettung?" prangt an Sankt Matthias in Leimbach. Diese Frage bewegte sich die Pfarreienvertreter auch beim Thema Vermögen der Kirchengemeinden und den Plänen aus Trier.

"Abriss oder Rettung?" prangt an Sankt Matthias in Leimbach. Diese Frage bewegte sich die Pfarreienvertreter auch beim Thema Vermögen der Kirchengemeinden und den Plänen aus Trier.

Foto: Günther Schmitt

Begeisterung sieht anders aus. „Das ist unausgegoren.“ „Das Bistum macht, was es will“. „Wir werden enteignet.“ „Das ist ein gefährliches Spiel.“ Oder: „Da machen wir einfach nicht mit und legen unsere Ämter nieder.“

Die rund 280 Mitglieder von Pfarrgemeinderäten und Verwaltungsgremien der katholischen Kirchengemeinden aus dem Ahrtal und der Eifel machten in der Adenauer Hocheifelhalle ihrem Ärger Luft. Sie waren Teilnehmer einer Info-Veranstaltung des Bistums Trier zur Zukunft der Vermögensverwaltung der katholischen Kirche. Denn aus bislang 900 Pfarreien sollen 35 Großpfarreien zwischen Trier und Remagen werden. Und damit wird auch das Vermögen der Gemeinden neu verteilt.

Der Trierer Generalvikar, Ulrich Graf von Plettenberg, die Finanzdirektorin des Bistums, Kirsten Straus, und Justiziar Matthias Müller stellten sich in der Info-Veranstaltung Fragen und Kritik. Wobei eigentlich nichts mehr zu diskutieren war. Denn Bischof Stephan Ackermann hat, so von Plettenberg in Adenau, „die Leitungsentscheidung bereits getroffen“.

Denn nach Beratungen in der Bistums-Dechantenkonferenz und im Kirchensteuerrat stellt sich das Szenario so dar: Für jede „Pfarrei der Zukunft“ wird eine „Kirchengemeinde“ errichtet. Die gegenwärtigen Kirchengemeinden sowie -verbände werden als Rechtsform aufgelöst. Diese Variante hat die Expertengruppe „Arbeitsgemeinschaft Vermögen“ erarbeitet und mit dem Titel „Ansatz B“ überschrieben.

„Bei dem anderen Lösungsansatz, Variante A, blieben die gegenwärtigen Kirchengemeinden zunächst bestehen. Über Fusionen, freiwillig oder durch wirtschaftliche oder personelle Not angestoßen, würde nach und nach eine einzige Kirchengemeinde entstehen“, erklärte Kirsten Straus in der Hocheifelhalle. Die „Pfarrei der Zukunft“ müsse dann eine schwierige Fusion nach der anderen verkraften. „Ansatz A“ finde sicherlich eine höhere Akzeptanz, jedoch sei dieses Konzept nicht mit der Umsetzung der Diözesansynode vereinbar, erklärt Straus.

Variante B sei am Anfang „grausam und anstrengend und ich weiß auch nicht, ob ich Sie davon überzeugen kann“, sagte die Finanzdirektorin dem Publikum – aber sie habe auch Vorteile. „Es ist ein konsequenter Schritt ins Neue.“ „Wir wollen Verwaltungsvorgänge verschlanken. Die Struktur soll als Stütze und zur Unterstützung dienen“, so der Generalvikar.

„Es gibt auch keine Kleinteiligkeit mehr, die sehr viel Arbeit und Kosten verursacht“, unterstrich Straus und warb für die Gründung von Vermögensteams in den Großpfarreien, die „alle ihre Kompetenzen und ihr Know-how einbringen“. Das alles diene der Entlastung der Ehrenamtlichen und auch der Rendanturen. „Auch Lasten (Schulden) darf man in die neuen Strukturen mit einbringen. In einem großen Verband kann man manche Sachen besser lösen“, suchte Straus Zustimmung.

Es wird nicht alles in einen Topf geschmissen

Dennoch: „Variante B“ stößt trotzdem auf viel Unmut und ist mit Befürchtungen verbunden. Auch weil es keine Erfahrungen damit gibt. So sagte ein Pfarrgemeinderatsmitglied aus der Eifel: „Wenn Aldi einen neuen Artikel aufnimmt, kommt er zuerst in Testfilialen. Hier wurde nichts getestet.“ Und ein anderer Teilnehmer gab zu bedenken: „Die Politik hat mit Gebietsreformen Fehler gemacht. Warum macht das Bistum das nach.“ Straus kann dies nachvollziehen: „Sie hüten das Vermögen Ihrer Gemeinde wie Ihr eigenes.“

„Die von uns favorisierte Variante B bedeutet nicht, dass wir alles zentralisieren und in einen Topf werfen wollen“, stellt der Generalvikar klar. „Wir möchten, dass die Verantwortung vor Ort bleibt, in einem guten Zusammenspiel von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern.“ Auch in den „Pfarreien der Zukunft“ werde es möglich sein, Zweckbindungen zu setzen und sich finanziell für eine bestimmte Aktion, ein Projekt oder ein Gebäude einzusetzen, etwa in Form von Stiftungen oder Fördervereinen.

„Da wird nicht dran gerüttelt“, versichert Justiziar Müller. Bei Gruppierungen wie beispielsweise Kirchenchören werde sich auch nichts ändern. Daher appellierte die Finanzdirektorin an die finanzstarken Gemeinden, weiterhin sorgsam mit ihrem Vermögen umzugehen und „keine unnötigen Ausgaben nach dem Motto 'Bloß nichts den Nachbarn schenken' zu machen.“

Die neue Struktur verlange das direkte Aushandeln zwischen den Parteien. „Hier kann das Bistum moderierend tätig werden und bei Blockaden eingreifen“, stellte Straus den Teilnehmern in Aussicht. „Das Bistum überlegt auch, was es tun kann, wenn ein großes Ungleichgewicht bei den Finanzen besteht.“ Und von Plettenberg schloss: „Auch wenn Sie nicht mit allem einverstanden sind, hoffe ich doch, dass Sie gespürt haben, dass wir die Synodenumsetzung nicht ohne Sie machen können.“

Bleibt abzuwarten, ob's funktioniert und die Trierer Problemlöser mit den Großpfarreien dann auch eine Lösung für das unweit des Tagungsortes stehende Leimbacher Kirchlein Sankt Matthias finden. Denn dort prangt seit Jahren über dem Kirchportal ein Banner mit der Aufschrift: „Abriss oder Rettung?“. Das passte aber auch irgendwie zur Stimmung im Saal, besser jedenfalls als die Rotlichtbeleuchtung der Hocheifelhalle.

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