Sinzig in schwieriger Finanzlage Kein Geld für Ausbau des Rhein-Ahr-Stadions

Sinzig · Für den Ausbau des Rhein-Ahr-Stadions in Sinzig ist nicht genügend Geld im Stadtsäckel. Die von den Sportlern gewünschte Tartanbahn rückt so wohl in weite Ferne. Nicht nur das: Angesichts der Haushaltssituation sollen weitere Projekte auf den Prüfstand.

 Schon lange auf der Wunschliste: der Umbau der Rundlaufbahn in Sinziger Rhein-Ahr-Stadion von einerr Tennen- zur Tartanbahn. Zudem wäre den Sportlern eine Ertüchtigung des Rasenspielfeldes wichtig.

Schon lange auf der Wunschliste: der Umbau der Rundlaufbahn in Sinziger Rhein-Ahr-Stadion von einerr Tennen- zur Tartanbahn. Zudem wäre den Sportlern eine Ertüchtigung des Rasenspielfeldes wichtig.

Foto: Martin Gausmann

Der Ausbau des Rhein-Ahr-Stadions in Sinzig ist vorerst auf Eis gelegt. Die Stadt sieht sich nicht mehr in der Lage, die erforderlichen Investitionskosten in Höhe von rund einer halben Million Euro aufzubringen. Auch die Kommunalaufsicht warnte die Barbarossastadt vor weiteren Kreditaufnahmen.

Das Land hatte einen Zuschuss von 177.000 Euro zu den Gesamtkosten von 680.000 Euro in Aussicht gestellt. Der Haupt- und Finanzausschuss empfahl nun, die Baumaßnahme zu verschieben. Nicht nur das: Angesichts der Haushaltssituation sollen weitere Investitionsprojekte auf den Prüfstand, zumal sich auch noch ergeben hat, dass es bei den städtischen Gebäuden einen Sanierungsstau in Höhe von 5,7 Millionen Euro gibt. Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron: „Diese Zahlen habe ich selbst gerade erst auf den Tisch bekommen.“

Der Umbau der Rundlaufbahn von einer Tennen- zu einer Tartanbahn, die Erneuerung der Beregnungsanlage und die Ertüchtigung des Rasenspielfeldes stehen schon lange auf der Wunschliste der Sinziger Sportler. Die Anlage dient nicht nur dem Vereins- sondern auch dem Schulsport. Die geplante Baumaßnahme war im genehmigten Haushalt der Stadt auch enthalten, allerdings mit einem Sperrvermerk versehen.

Eindringlich appellierte Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, die Finanzen der Stadt im Blick zu behalten: „Nach Abwägung aller Argumente pro und kontra Sanierung kann die Maßnahme verwaltungsseitig mit Blick auf den städtischen Haushalt leider nicht empfohlen werden.“ Geron unterstrich zwar die Wichtigkeit der Vereins- und Schulsportanlage, erklärte aber klipp und klar: „Wir sind in der Pflicht, auch künftigen Mandatsträgern noch finanzielle Gestaltungsräume zu ermöglichen. Ich habe daher die traurige Pflicht, zu sagen: Wir haben nicht das Geld für den Ausbau des Stadions.“

Die Errichtung einer Tartanbahn wäre für die Schüler der angrenzenden Schulen (Regenbogenschule, Barbarossaschule, Rhein-Gymnasium) und für die Sportvereine ein großer Gewinn, unterstrich das Stadtoberhaupt. Gerade die in der Vergangenheit erbrachten Eigenleistungen des TV 08 Sinzig im Hinblick auf den Tartanausbau der Stadionköpfe sowie die geflossenen Spendengelder seien beeindruckend. Der vom Land bewilligte Förderbetrag bleibe jedoch deutlich hinter der erhofften Fördersumme zurück. Über 500.000 Euro müsste die Stadt aus eigenen Mitteln aufbringen. Geron führte aus, dass der Etat der Stadt durch zahlreiche Investitionsvorhaben stark belastet sei. In der Tat hat die Stadt mit dem Bau einer neuen Feuerwache (rund sechs Millionen Euro), der Sanierung des Thermalbades (2,1 Millionen Euro) und den nahezu zehn Millionen Euro für Kita-Neu- und -Erweiterungsbauten noch eine Menge vor der Brust. Hinzu kommen viele kleinere, in Summe jedoch äußerst kostenträchtige Maßnahmen.

Die Aufsichtsbehörde, die den Sinziger Haushalt genehmigt hatte, forderte von der Stadt eine eigenverantwortliche Konsolidierung des Haushalts mit dem Ziel des Haushaltsausgleichs, der bekanntlich in den nächsten Jahren in weite Ferne gerückt sein könnte. Zumal sich die Einnahmesituation in Folge der Corona-Krise kaum verbessern dürfte. Sollte sich eine defizitäre Haushaltssituation in den kommenden Jahren abzeichnen, hält es die Aufsichtsbehörde für erforderlich, dass künftige Investitionen auf das notwendige Maß beschränkt werden, schrieb das Kreishaus dem Rathaus ins Stammbuch.

„Die Stadt stößt an die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit. Wir empfehlen deshalb, trotz der erheblichen Bedeutung der Sportanlage für eine breite Öffentlichkeit, aktuell von der Sanierung abzusehen“, so Geron. Friedhelm Münch (FWG) sprach sich für eine Verschiebung des Bauvorhabens aus. Volker Thormann (FDP) schlug vor, den gesamten Haushalt erneut auf Einsparpotenziale zu untersuchen. Er wolle das nicht alleine am Projekt Rhein-Ahr-Stadion festgemacht sehen. Für die Grünen erklärte Hardy Rehmann: „Wir sind gut beraten, uns vorsichtig zu bewegen. Sonst ist zu befürchten, dass wir auf eine Verschuldung zusteuern, die bald 40 Millionen Euro beträgt.“

Die SPD bat darum, auch an die Sport treibende Jugend zu denken. „Die Maßnahme in dieser Rigorosität zu streichen, können wir so nicht hinnehmen“, sagte Fraktionssprecher Hartmut Tann. Auch Franz-Hermann Deres (CDU) fragte, warum ausgerechnet die Sportanlage dem Rotstift geopfert werden solle: „Alles muss dann jetzt auf den Prüfstand.“ Einstimmig empfahl der Ausschuss, den im Etat vorgesehenen Sperrvermerk für die Maßnahme zu belassen, was einer Verschiebung des Stadion-Ausbaus gleichkommt. Ob die Finanzlage der Stadt jedoch im nächsten – noch von der Corona-Krise geprägten – Haushaltsjahr besser sein wird und den Ausbau ermöglicht, bleibt abzuwarten.

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