Corona verschärft Situation im Kreis Tierschützer melden mehr Aussetzungen von Katzen

Kreis Ahrweiler · Die Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel sind besorgt. Der Grund: Die Aufhebung der Corona-Regeln wirkt sich auf Tierhalter aus, die vermehrt Katzen aussetzen. Auch die Anzahl der Pflegestellen wird zum Problem.

 Tierschützerin mit Herz: Die Gründerin des Vereins Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel, Andrea Brezina, hält im Katzenschutzhaus den neunjährigen Simba auf dem Arm.

Tierschützerin mit Herz: Die Gründerin des Vereins Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel, Andrea Brezina, hält im Katzenschutzhaus den neunjährigen Simba auf dem Arm.

Foto: Petra Reuter

Kürzlich meldeten die Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel so viele Aussetzungen von Hauskatzen wie sonst erst in den Sommermonaten. „Wir gehen davon aus, dass das mit dem Ende der Corona-Beschränkungen zusammenhängt“, sagte die Gründerin und Vereinschefin Andrea Brezina.

„Eigentlich kennen wir das“, sagt die 64-jährige Vorsitzende. Allerdings würden normalerweise in der Jahresmitte und im Herbst vermehrt Tiere ausgesetzt. Dann käme nämlich natürlicherweise manch unkastrierte Katze unerwartet mit Nachwuchs im Bauch nach Hause. Manchmal ist die Samtpfote auch einfach den Urlaubswünschen seiner Besitzer im Weg. „Die Gründe sind vielfältig“, so Brezina. Aktuell, so vermuten die Aktiven, findet die Bevölkerung zunehmend in ihren alten Lebensrhythmus zurück. Zuvor hatten sich viele jedoch im Laufe der Pandemie ein Haustier zugelegt. „Das passt dann jetzt manchmal nicht mehr mit der Arbeit, die die Fürsorge für ein Tier macht“, so Brezina. Sie verweist allerdings auf die Alternativen zum Aussetzen.

Corona wird zur Herausforderung

Wie viele Tierheime und Initiativen sei auch der Kontakt zu den Katzenschutzfreunden im Netz einfach zu finden. Als Tierfreund sei man froh, wenn die Menschen sich zwecks Abgabe bei ihnen melden, anstatt ihre Fellträger auszusetzen, sagt die Vorsitzende. Dass es sich bei vielen Findlingen nicht um Wildkatzen handele, wäre in den meisten Fällen schnell erkennbar. „Die Tiere sind offenbar an Menschen gewöhnt und schnell zutraulich“, beschreibt die Katzenschützerin. Außerdem zeigt eine Hauskatze, die kurz zuvor noch in einem Haushalt gelebt hat, typische Verhaltensweisen. So möchte sie spielen, gestreichelt werden oder sie erwartet, dass der Mensch das Futter serviert.

Für die Engagierten bedeutet die aktuelle Situation eine zusätzliche Herausforderung. Corona hat laut der 64-Jährigen den üblichen Jahresverlauf des Vereins ohnehin gewaltig durcheinandergewürfelt und die Einnahmemöglichkeiten torpediert. Zudem seien unter den Aktiven drei Mitglieder an der Erkrankung verstorben. Zusätzlich fielen immer wieder Pflegestellen aus, weil sie in Quarantäne oder selbst infiziert sind. Hier besteht laut einer der betreuenden Tierärztinnen, Anja Dekeyzer, für die Katzen das Risiko, sich beim Menschen zu infizieren. Umgekehrt sei das aber laut den ihr vorliegenden Fachinformationen nicht der Fall.

Katzenschützer vermitteln etwa 500 Tiere pro Jahr

Die Pandemie betraf kürzlich beispielsweise eine frisch in der Pflegestelle angekommene Katze mit ihren fünf Jungen, weil das Virus in der Familie ausgebrochen war. „Es geht ihnen zwar gut, aber man kann die Tiere jetzt natürlich nicht besuchen“, erklärt Brezina. Sie hoffe, dass niemand der Betroffenen durch das Virus ernsthaften Schaden nimmt und ein Vermittlungsproblem gar nicht erst entstünde. „Die Tiere sind erst ein paar Wochen alt und sie bleiben etwa vier Monate bei ihrer Mutter“, erklärt sie. Erst dann sei es sinnvoll, den Nachwuchs zu trennen.

Bis zu 500 Tiere vermitteln die Katzenschutzfreunde jährlich. Allein in den letzten Wochen retteten die Engagierten 16 ausgesetzte Tiere, teilweise mit Jungen oder kurz vor der Geburt des Nachwuchses. Die Pflege der ausgesetzten Tiere übernimmt in der Regel eine von rund zehn Pflegestellen. Im Sommer kann Brezina meist die gleiche Anzahl an Pflegestellen zusätzlich anwerben. „Wenn das so weitergeht, brauchen wir die nicht erst im Sommer“, ahnt die Katzenfreundin. Auch hinsichtlich der Kosten sei das eine Herausforderung. Weil der Verein trotz gut geführtem Katzenhaus mit Quarantäne- und Krankenabteilung kein offizielles Tierheim ist, bekommt er so gut wie keine Zuschüsse. Spenden und Veranstaltungen, bei denen die Aktiven selbst hergestellte Taschen, Katzenspielzeug und ähnliches verkaufen, füllten vor dem Beginn der Pandemie die Kassen. „Wir hoffen, dass wir bald wieder anbieten können“, so die Vorsitzende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort