Musik in Bad Breisig Kulturbühne präsentiert eine Hommage an Hildegard Knef

BAD BREISIG · Von verletzlich bis schroff : Die Kulturbühne Bad Breisig präsentiert eine musikalische Hommage an Hildegard Knef. Anke Jansen hat der Schauspielerin, Sängerin und Autorin das Soloprogramm „So oder so ist das Leben“ gewidmet.

 Anke Jansen ließ Hildegard Knefs Leben Revue passieren.

Anke Jansen ließ Hildegard Knefs Leben Revue passieren.

Foto: Martin Gausmann

Schauspielerin, Sängerin und Autorin war Hildegard Knef, apostrophiert „die Knef“, denn es gab keine Zweite wie sie. Anke Jansen hat ihr das Soloprogramm „So oder so ist das Leben“ gewidmet, „Eine Hommage an Hildegard Knef“, gerade offeriert von der Kulturbühne Bad Breisig.

Das erste Stück nach der Sommerpause füllte im Jugend- und Kulturbahnhof die Reihen. Den Weg der als Hildegard Frieda Albertine Knef 1925 in Ulm geborenen und in Berlin 2002 gestorbenen Ausnahmekünstlerin verfolgten die Zuschauer im ersten Teil verhalten. Erst nach der Pause wurde innere Beteiligung und gegen Ende gar Euphorie spürbar.

Anke Jansen skizzierte die Facetten des so vielseitig talentierten Stars, darunter die eine, dass Hildegard Knef, die es bis nach Hollywood geschafft und eine Karriere am Broadway hingelegt hatte, für ihre Träume und Erfolge dennoch stets kämpfen musste. Rückschläge und unzählige Krankheiten hat sie hinnehmen müssen und mit einer großartigen Eigenschaft pariert: Sie stand immer wieder auf und wurde so zur letzten deutschen Diva.

Ihre Lieder trugen durchs Programm. In rund zwanzig Chansons näherte sich Jansen der Knef, wobei Thorsten Schreiner am Klavier und Richard Eisenach am Kontrabass, formidable Begleitung boten. Es gab ein Wiederhören von „Ich brauch Tapetenwechsel“, von „Eins und eins, das macht zwei“ und natürlich „So oder so ist das Leben“. Freude kam auch bei herrlich seltsamen Texten auf, wie etwa im Song „Jene irritierte Auster“, die ungetauft und namenlos im Nassen wohnt.

Obgleich aufschlussreich, gerieten die biografischen Rückblenden zwischen dem Gesang anfangs etwas geschwätzig, bis nach der Pause Darstellung und Dargestellte ins Lot kamen. Für das Publikum wurden unter dem bloßen Wiedererkennen der Lieder, durch die gute Unterhaltung hindurch all die Töne des großen Vorbildes spürbar, leise, zerbrechlich, einsam oder auch humorvoll, unbeugsam, schroff und rotzig.

Die dreimal verheiratete Knef arbeitete am Theater, spielte 1946 im Film „Die Mörder sind unter uns“ und ging dann in die USA. Hollywood-Produzent David Selznick gab ihr einen Vertrag, aber drei Jahre lang keine Rollen. Sie kam nach Deutschland zurück, spielte im kommerziell erfolgreichen Film „Die Sünderin“ eine Prostituierte und erntete dafür Anfeindungen. Es folgte die angestrebte Karriere am Broadway und obendrauf der Erfolg als Autorin, den vor allem ihre Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ begründete.

Zu den beeindruckendsten Szenen im Bahnhof gehörte das Interview, in dem die gealterte Knef in Hut und Hosenanzug einer zudringlichen Stimme aus dem Off antwortet. Den Vorwurf, sie habe den Nazi Ewald von Demandows-ky, geliebt, kontert sie, dass sie 19 war und er ein charismatischer Mann, von dem sie nicht wusste, dass er Nazi gewesen sei. Vom Alter ist die Rede. Frage: „Ist Liften eine Alternative?“ Antwort: „Das war eine kreative Fehlentscheidung.“ Ihre Reaktion auf „Wie halten Sie sich fit, Frau Knef?“: „Ich laufe Amok jeden Tag“.

Zum runden Ende mit dem Klassiker „Von da an ging’s bergab“ und dem Rote Rosen-Lied spendete das Publikum kräftig Applaus.

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