Behinderteneinrichtung in Sinzig Land soll zweite Nachtwache für Lebenshilfe-Heim abgelehnt haben

Sinzig · Das Land Rheinland-Pfalz soll nach einem Pressebericht eine zweite Nachtwache in der Behinderteneinrichtung der Lebenshilfe in Sinzig abgelehnt haben. Dort starben bei der Flutkatastrophe in der Nacht zum 15. Juli zwölf Menschen.

 In dem Behindertenwohnheim Lebenshilfe-Haus in Sinzig starben zwölf Menschen.

In dem Behindertenwohnheim Lebenshilfe-Haus in Sinzig starben zwölf Menschen.

Foto: dpa/Thomas Frey

In der Behinderteneinrichtung der Lebenshilfe in Sinzig, wo bei der Flutkatastrophe im Juli zwölf Menschen ums Leben kamen, gab es einem Pressebericht zufolge schon vor Jahren Bedenken über einen möglichen Personalmangel in einer Notlage. Die Einrichtung habe bereits 2015 eine zweite Nachtwache beantragt, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf interne Unterlagen der Kreisverwaltung.

Eine einzelne Person könne in einer Gefahrensituation nicht allein die Evakuierung veranlassen und Rettungskräfte einweisen, hätten die zuständigen Behörden nach einer „Gefahrenverhütungsschau“ festgestellt. Das Mainzer Sozialministerium habe den Antrag abgelehnt und stattdessen den Einbau verbesserter Brandschutztechnik für die Einrichtung vorgeschlagen.

Dass das 200 Meter von der Ahr entfernt gelegene Gebäude bei einem Extremhochwasser überflutet werden könnte, sei bei der damaligen Entscheidung nicht berücksichtigt worden. In der Nacht zum 15. Juli war es der einzigen Nachtwache nicht mehr gelungen, alle Bewohner des Wohnheims vor der extrem schnell steigenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt inzwischen, wie es zum Tod der Heimbewohner kam. Die Ermittlungen seien Teil einer umfassenden Rekonstruktion der Unwetterkatastrophe und noch nicht abgeschlossen, teilte ein Behördensprecher am Freitag auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst mit.

Das rheinland-pfälzische Sozialministerium wollte sich nicht im Detail zu der „Spiegel“-Publikation äußern: „Fragen zu den Ereignissen der Flutkatastrophe sind aktuell Gegenstand von Untersuchungen. Die Ergebnisse bleiben abzuwarten.“ Kreisverwaltung und Lebenshilfe-Landesverband ließen Anfragen zunächst unbeantwortet.

(epd)
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