Holocaust-Gedenktag in Dernau Landesvorsitzender jüdischer Gemeinden erinnert an Opfer in Auschwitz
Dernau · Ortsvereine der SPD luden zum Holocaust-Gedenken auf den jüdischen Friedhof in Dernau ein. Gekommen war auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Avadiev Avadislav. Er mahnte, den „schwarzen Fleck“ der Nazi-Herrschaft zusammen zu bewältigen.
„Die größte Gefahr geht vom Vergessen aus, je weiter die Nazi-Zeit zurückliegt, desto wichtiger wird die Erinnerung“, das sagte die Landtagsabgeordnete Susanne Müller (SPD) aus Remagen bei einer Gedenkfeier am Donnerstag auf dem jüdischen Friedhof am Waldrand an der Kreisstraße oberhalb von Dernau. Zum Gedenken eingeladen hatten die SPD-Ortsvereine Mittelahr und Kalenborn. Gekommen war auch der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Avadiev Avadislav, der gleichzeitig Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz ist.
Landtagsabgeordnete Müller führte an, dass es in der Verantwortung unserer Generation liege, dass sich alle Menschen in Deutschland und Europa sicher fühlten. Die Zeit der Nationalsozialisten zeige, wie leicht ein demokratischer Rechtsstaat durch den Missbrauch demokratischer Regeln in sein Gegenteil verkehrt werden könne. „Wir müssen gemeinsam dafür einstehen, die Freiheit aller Menschen in unserem Land zu schützen“, sagte Müller.
Initiatorinnen dieses Treffens am Holocaust-Gedenktag waren Sigrid Dehmelt (Kalenborn) und Renate Strauch (Mittelahr). „Wir wollen die Erinnerungskultur pflegen“, begründeten sie ihre bereits im vergangenen Jahr begonnene Initiative. „Wir haben die Verantwortung, darauf zu achten, dass sich so etwas wie der Holocaust nicht wiederholt.“ Bei der Gedenkstunde in der späten Dämmerung stellten die Versammelten rote Grablichter an die 19 Steintafeln auf dem Friedhof.
Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz bedankte sich für die Initiative. „Es ist wichtig zu spüren, dass von der Nazi-Herrschaft zwar ein schwarzer Fleck bleibt, aber Christen und Juden im 21. Jahrhundert können aus der Geschichte lernen“, sagte er. Avadislav erinnerte an die jüdischen Mitbürger, die für Deutschland im Ersten Weltkrieg gedient hatten und mit ihren Verdienstkreuzen in Auschwitz vergast worden waren. Wichtig sei es, zusammen den „schwarzen Fleck“ zu bewältigen und in die Zukunft zu sehen.
Avadislav führte auch die Flutkatastrophe im vergangenen Juli mit mehr als 130 Toten an. „Unsere Solidarität und unsere Gebete sind bei den Menschen“, sage er. Die körperlichen und die seelischen Verluste heilten nicht in ein paar Wochen. „Es war ein kriegsähnlicher Zustand, aber Helfer in Gummistiefeln sind aus vielen Ländern gekommen und haben sich eingebracht.“ Er schloss mit einem von König Salomon überlieferten Zitat: „Viele Kriege entstehen aus grundlosem Hass.“
Als Vertreter des Dernauer Gemeinderats und Beigeordneter der Verbandsgemeinde Altenahr war Heinz-Wilhelm Schaumann gekommen. „Es gilt unsere Werte zu verteidigen, wir haben andere Werte als die Nazis“, sagte er.
Schaumann berichtete auch von einem Gebetsraum der ehemaligen Jüdischen Gemeinde Dernau, der in einem Haus an der Burgstraße noch vorhanden sei. Vielleicht könne das Holocaust-Gedenken im kommenden Jahr dort stattfinden, regte er an. Möglicherweise komme das Gebäude später in ein Museumsdorf.