Neue Westumer Kreuzwegstationen "Linolschnitt" in Basalt

WESTUM · Vage dringen von fern her Alltagsgeräusche heran, ansonsten wird die Stille entlang der Felder, Wiesen, vereinzelten Obstbäume nur von Vögeln durchbrochen, die den Frühling herbeizwitschern.

 "Jesus fällt unter dem Kreuz" - eine Station des neuen Kreuzweges mit Eifelblick.

"Jesus fällt unter dem Kreuz" - eine Station des neuen Kreuzweges mit Eifelblick.

Foto: Ginzler/Bistum

Der Weg beginnt bei der Pfarrkirche und führt über die kaum bebaute Sternstraße hinauf zur Koisdorfer Höhe. 14 Steinmäler begleiten ihn, um das Gedenken an den Leidensweg Jesu in der Landschaft zu verankern. Es gibt harte, aber auch ermutigende Stationen, wo Jesus liebende Menschen trifft.

Seit 25 Jahren wird auf dieser Strecke bereits der Kreuzweg gebetet, was seinerzeit Pfarrer Bruno Strickstrock anregte. "2012 kam aus der Gemeinde die Idee, den Weg mit Stationen auszustatten", berichtet der Verwaltungsratsvorsitzende Erwin Ritterrath über die jüngste Entwicklung. "Sie sollten zur Region passen. Deshalb gehörte ein heimischer Stein zur Grundüberlegung." Unter drei eingeholten Entwürfen fiel die Wahl auf den Projektvorschlag Bernd Dobrzynskis - vielleicht nicht ganz überraschend, war doch der Bildhauer und Restaurator aus Rieden in Westum kein Unbekannter. Von ihm stammen der Altar, der Ambo und die Konsolen der Heiligenfiguren in der Pfarrkirche Sankt Peter wie eben neuerdings auch der Kreuzweg, den jüngst Bischof Stephan Ackermann nach einem mit Dechant Achim Thieser zelebrierten Gottesdienst einsegnete.

Dafür schuf Dobrzynski rund 1,90 Meter hohe schlichte Basaltstelen mit breiterer Basis, schlankem Schaft und aufsitzendem leicht auskragendem Kreuzdachhaus. Darin eingelassen schildert eine gemeißelte Abbildung das jeweilige Stationsereignis. "Für Westum wurde eine modernere, aber gut ablesbare Darstellung gewünscht", nennt Dobrzynski eine Vorgabe. Basierend auf den Bildeindrücken, die er als Restaurator in Kirchen sammelte, entschied er sich für eine reduzierte, gleichwohl expressive Gestaltung.

Zartgelb hat der Künstler die Bildfläche gefasst, damit die basaltgrauen Vertiefungen der Darstellung besser zu erkennen sind. "Der Hang zur zweifarbigen flächigen Bearbeitung kommt auch durch Glasarbeiten während meiner Zeit an der Glasfachschule Rheinbach", erklärt er. Dass ihn ebenso sein Faible für Linolschnitt inspirierte, können Betrachter angesichts der markanten Stationsbilder mit ihren scharfen Konturen leicht nachvollziehen. Dobrzynskis Beschreibung geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er sagt, "die einzelnen Kreuzwegtafeln wurden nach guter Linolschnittmanier in den Basaltstein eingeschlagen". Unter den Tafeln erscheint die Stationsnummer, während am Schaft die entsprechenden Inschriften eingemeißelt sind. "Für uns Christen ist der Kreuzweg aber auch ein Zeichen der Hoffnung", hatte der Bischof Ackermann während der Einsegnung gesagt.

Bereits im 14. Jahrhundert kam der Brauch des Kreuzweggehens auf. Pilger, die ihn auf der Via Dolorosa, dem vermuteten Leidensweg Jesu in Jerusalem, kennengelernt hatten, legten Nachbildungen in ihrer Heimat an. Um 1600 wurden Kreuzwege von meist sieben auf vierzehn Bildstationen erweitert, die Jesu Weg bis zur Grablegung plastisch vor Augen führten. Zuerst war es ein wirklicher Weg, bis man um 1700 begann, die Kreuzwegstationen in den Kirchen wiederzugeben.

Viele in die Jahre gekommene Stationswege sind renoviert worden. Selten sind dagegen Neuanlagen. "Auch für mich als Bischof ist das eine Premiere", betonte Stephan Ackermann in Westum. Er dankte, stellvertretend für die Unterstützung, die das Kreuzwegprojekt erfuhr, dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Hans-Günther Fleck und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Ritterrath. Letzterer unterstrich, "dass unser Kreuzweg auf einem breiten Fundament steht und von der gesamten Pfarrgemeinde getragen wird. Neben vielen Einzelpersonen, Familien und öffentlichen Einrichtungen haben sich insbesondere die Westumer Vereine mit großzügigen Spenden eingebracht." "Wir sind stolz, dass wir das in zwei Jahren hinbekommen haben", so Ritterrath. Es nütze nichts, wenn ein Reicher das Geld gebe: "Viele müssen es sein, damit tragfähige Bindungen entstehen und eine Verantwortung übernommen wird."

Der Künstler

Der Riedener Bildhauer und Restaurator Bernd August Dobrzynski wurde 1958 in Oberhausen geboren. Er absolvierte eine Ausbildung in Gestaltung an der Glasfachschule in Rheinbach und fertigte Arbeiten in Holz und Naturstein bei Bildhauer Dagobert Stanke in Andernach. Nach seiner Lehre als Steinmetz, Bildhauer und Restaurator in Trier war er in der Stadt mehrere Jahre als angestellter Bildhauer und Restaurator tätig. Seit Frühjahr 1995 ist Dobrzynski selbstständig und übernimmt als freischaffender Bildhauer und Restaurator in Rieden Auftragsarbeiten für Kirchen Kommunen und Private.

In Trier restaurierte er zum Beispiel barocke Wappentafeln der Brunnenstube, das Wappensiegel am Priesterseminar, den barocken Georgsbrunnen. Er führte Restaurierungsarbeiten im Dom aus und fertigte die Willibrordfigur auf dem Vorplatz der Vereinigten Hospitäler Trier. In Luxemburg schuf er eine Joseffigur. Er restaurierte die alten Kapitelle der Mayener Herz-Jesu-Kirche.

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