Ehemalige Synagoge Ahrweiler Literarisches Kabarett lockte Liebhaberpublikum

AHRWEILER · Mit ihrem Programm "Seiten-Sprünge" hat die Dichterin Rosi Höfer einen der wenigen Kabarett-Auftritte in der ehemaligen Synagoge Ahrweiler bestritten.

 Lyrisches Kabarett bot Rosi Höfer in der alten Synagoge.

Lyrisches Kabarett bot Rosi Höfer in der alten Synagoge.

Foto: Martin Gausmann

Mit einer abwechslungsreichen Mischung von selbstverfassten Gedichten zu den unterschiedlichsten Themen sorgte sie für einen unterhaltsamen Nachmittag. Kenner und Bekannte der Dichterin und Freunde charmanter Lyrik hatten sich zusammengefunden und spendeten redlich Applaus.

Ein verschmitztes Lächeln kündete es schon an: Jetzt wird Höfer auf ihre charmante Art und Weise unbequeme Wahrheiten verbreiten. So die schonungslose Frage, was sie eigentlich als Frau gesetzten Alters von der erheblich jüngeren Figur des "Hannes" unterscheide: "Dass er sich über jedes neue Barthaar freut."

Wenn es zu gemischtem Eis kam, dann konnte die aus Thüringen stammende Künstlerin, die ein gutes Jahrzehnt lang in der Eifel gewohnt hat, auch mal lüstern frivol werden. Das Liebesspiel zwischen Mann und Frau war eines der wiederkehrenden Themen ihres Auftritts. Mit Neid schaute sie auf den mehrstündigen Hochzeitstanz der "Igel im Rausch".

Immer wieder suchte Höfer den Kontakt zum Publikum

Erfreuen konnte sie sich am flüchtigen Schnurren ihres "Streuners" und in "Der Falke" beschrieb sei einen Seitenspringer, der langsam in die Jahre kommt. Liebeskummer ist der Dichterin jedoch ebenfalls nicht fremd und so trug sie ein Gedicht vor, das sie verfasst hat, als sie 17 Jahre alt war und welches den Vollmond in seiner gänzlich entromantisierten Hässlichkeit besingt.

Immer wieder suchte Höfer den Kontakt zum Publikum, das ihr bereitwillig zur Hand ging. Veranstalter Klaus Liewald las eine Zeile auf Bayrisch vor und alle zusammen gaben die Hintergrund-Luftgeräusche zum Herbstgedicht "Herbst-Strip". Für jedes Gedicht erhielt die Künstlerin verdienten Applaus.

Eine weitere Säule des Nachmittags war Dichtung über Dichtung. Höfer berichtete in Reimform davon, was es bedeutet, wenn ein Gedicht aus dem Nichts entsteht oder wie ein tropfender Wasserhahn jeglichen Textfluss zerstören kann. Zu diesem Zweck schlüpfte sie in unterschiedliche Kostüme, mimte den armen, stressgeplagten Poeten, verkleidete sich als Häftling und gab im flirrend bunten Frack den großen Dirigenten des Publikums.

Dazwischen brachte sie Anekdoten aus der ehemaligen DDR, wie den einzigen gastronomischen Ausländer, den es außerhalb Berlins bis zur Wende gegeben hat: ein Sushi-Restaurant in Suhl.

Die Tücken der deutschen Sprache thematisierte die Dichterin in "Das kleine ?Und?" und einer Ode auf das so oft falsch gelesene "sch". Resigniert forderte sie ein "Duden-Sabbatjahr", um diese Feinheiten endlich zu verstehen.

Stattdessen stieg sie nur noch tiefer in das deutsche Sprachgewirr hinab und präsentierte eine ganze Geschichte nur auf Thüringisch - mit Simultanübersetzung. Vierzeiler zum Frühling oder dem Ahrwein rundeten ein Programm ab, zu dem das Publikum noch eine Zugabe einforderte.

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