Menuett-Musik und Maupassant

KREIS AHRWEILER · Unter dem Motto „Kultur kompakt“ hat Organisatorin Angelika Furth ein buntes kulturelles Wochenende an drei Orten an der Mittelahr zusammengestellt. Über Publikumsmangel konnte sie sich zur Lesung von Autorin Ute Baltes am Freitag, zur Vernissage der Ausstellung von Alexander Steffes am Samstag und zum Meisterkonzert des Mainzer Kammerorchesters am Sonntag trotz des durchwachsenen Herbstwetters nicht beschweren.

 Das "Ave verum" für vier Hörner spielen Mitglieder des Mainzer Kammerorchesters in der Pützfelder Marien-Wallfahrtskapelle.

Das "Ave verum" für vier Hörner spielen Mitglieder des Mainzer Kammerorchesters in der Pützfelder Marien-Wallfahrtskapelle.

Foto: Martin Gausmann

Erste Station des vollgepackten Wochenendes war Hönningen. Im Pfarrsaal las Ute Bales aus ihrem Roman „Kamillenblumen“. Darin erzählt sie die Geschichte der Hausiererin Traud und ihrer Mutter, die beide in der Umbruchszeit vom 19. zum 20. Jahrhundert obdachlos werden und in den Folgejahren durch die Eifel als Wanderarbeiterinnen ziehen. In einem packenden Zusammenspiel verbindet Bales Hunger, Einsamkeit und Elend mit Beschreibungen von Würde und Größe. Der Eifelroman basiert auf wahren Ereignissen. Weshalb es nicht verwunderte, dass eine ältere Besucherin die Traud noch gekannt hatte. Am Samstag folgte die Vernissage im Altenahrer Rathaus mit Werken des gebürtigen Leverkuseners Alexander Steffes. Der Künstler war anwesend und führte kurzweilig in sein Werk ein. Biografisch ein Wanderer zwischen den Welten des Journalismus und der Malerei, zeugen seine sogenannten „Literaturbilder“ vom großen Interesse an Texten und ihren Wirkungen. Ein Großteil seiner bis zum 4. November ausgestellten Bilder sind demnach auch Collagen, die Originaltexte von Guy de Maupassant bis Kurt Tucholsky in neue Spannungsverhältnisse zueinander, zu Bildern im Bild und zum künstlerischen Rahmen stellen.

Nachdem mit Sprache und Bildender Kunst schon zwei Blickwinkel eingenommen wurden, richtete der Sonntag sein Augenmerk auf eine ganz eigene Form von Literatur: Aus dem reichen Fundus der Musikliteratur der Wiener Klassik wählten die Musiker des Mainzer Kammerorchesters für ihr Konzert in der Pützfelder Marien-Wallfahrtskapelle höfische Unterhaltungsmusik aus. „Wir versuchen, jedes Jahr etwas Neues für dieses Konzert auf die Beine zu stellen“, so Moderator Volker Müller über die Schwierigkeit, die alljährlichen Konzerte auch nach über 30 Jahren noch frisch zu halten. „So haben wir dieses Mal nur Bläser mitgebracht. Eine Premiere.“ Im 18. Jahrhundert durften Divertimenti auf keiner fürstlichen Festveranstaltung fehlen. Als Hofmusiker haben Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart unzählige Kompositionen dieser Art produziert. Im Kern steht dabei immer die Form des Menuetts, die einem meist heiteren Thema ein Kontraststück in der Mitte zur Seite stellt. Dies kann wie in Mozarts Divertimento F-Dur KV 253 eine ruhige Melodie sein, aber auch ein Bläserruf in Haydns Cassatio D-Dur Hob. II: 22. Emotionaler Höhepunkt für die Besucher auf den engen Kapellenbänken war jedoch das Mozart’sche „Ave Verum“, einzig vorgetragen auf vier Hörnern. Die Musik war zum Dahinschmelzen, der Applaus lang anhaltend und nach dem Stück musste der eine oder andere Besucher auch eine Träne abwischen. Angelika Furth freute sich über ein gelungenes Wochenende: „Das war sehr gut!“

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