Sinziger Mineralbrunnen Malu Dreyer besucht nach Flut wieder in Betrieb genommenes Werk

Sinzig · Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat das Werk von Sinziger Mineralbrunnen besucht. Etwa elf Monate nach der verheerenden Sturzflut wurde dort die zweite Abfüllanlage wieder in Betrieb genommen.

 Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht mit Sinziger Mineralbrunnen-Geschäftsführer Thomas Beckmann (rechts) und Betriebsleiter Jens Reinhold.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht mit Sinziger Mineralbrunnen-Geschäftsführer Thomas Beckmann (rechts) und Betriebsleiter Jens Reinhold.

Foto: Martin Gausmann

Zwei schwarze Limousinen fahren vor. Aus einer steigt Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Dass sie am Mittwoch das Werk des Getränkeherstellers Sinziger Mineralbrunnen besucht, hat besondere Gründe: die Flutkatastrophe, die vor knapp einem Jahr auf dem direkt an der Ahr gelegenen Grundstück einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich verursachte, und den Wiederaufbau, der immer weiter voranschreitet.

So ist vor etwa einer Woche die Produktion bei der Abfüllanlage für die PET-Mehrweg-Flaschen wieder angelaufen, zunächst mit 80 Prozent Auslastung. Bereits seit Ende März läuft die Produktion bei der Anlage für die Mehrweg-Glasflaschen wieder. Sie ist wieder bei 100 Prozent. Beide Anlagen konnten nach der Flut wieder instandgesetzt werden, wobei die PET-Anlage stärker beschädigt war als die für Glasflaschen.

Bei einer Rede vor Mitgliedern der Belegschaft und Wirtschaftsvertretern auf dem Hof des Werksgeländes, eine Führung durchs Innere folgt im Anschluss, lobt Dreyer die „Gemeinschaftsleistung“ beim Wiederaufbau. „Unglaublich, wie die Kräfte hier mobilisiert worden sind“, sagt die Ministerpräsidentin. „Nicht eine Sekunde“ habe der Sinziger Mineralbrunnen gezögert, wieder aufzubauen. Sie sehe, so betont Dreyer, was im Ahrtal geleistet wird, gibt aber auch zu bedenken: „Nach einer schrecklichen Katastrophe ist nichts mehr, wie es vorher war.“ So sei ihr bewusst, dass im Ahrtal nicht nur die Menschen von der Flutkatastrophe betroffen sind, die unmittelbar betroffen sind, sondern „eigentlich alle anderen auch“. Mit Blick auf die staatliche Unterstützung beim Wiederaufbau, die mangels Tempo häufig in der Kritik steht, verweist Dreyer darauf, dass für kommunale Infrastruktur inzwischen Finanzhilfen über vier Milliarden Euro bewilligt worden seien. Bei Unternehmen und Privatleuten seien es „viele 100 Millionen Euro“.

Blick zurück auf die Flutnacht

Die Landesregierung, so Dreyer später in einer Mitteilung zum Besuch, sei an der Seite der Menschen im Ahrtal und setze alles daran, dass der Wiederaufbau gelingt. „Auch wenn wir dafür einen langen Atem brauchen, zeigen Momente wie diese, dass wir guten Grund zur Zuversicht haben und das Ahrtal auf dem Weg zurück zur Normalität ist.“

Während des Besuchs der Ministerpräsidentin selbst wirft Mineralbrunnen-Geschäftsführer Thomas Beckmann einen Blick zurück auf die verheerende Flutnacht. Am Nachmittag, so erinnert er sich, habe es einen Anruf der Feuerwehr gegeben, in dem mitgeteilt wurde, dass mit „etwas Ahr-Hochwasser“ zu rechnen sei. Das „Apokalyptische“, das sich anbahnte, habe man nicht geahnt. Doch am späten Abend habe die Nachtschicht die Produktion abbrechen müssen, weil immer mehr Wasser eingedrungen und der Strom abgestellt worden sei. Die Anlage habe nicht mehr ordnungsgemäß heruntergefahren werden können. Niemand in der Firma, die zur Franken-Brunnen-Gruppe gehört und am Standort Sinzig etwa 60 Mitarbeiter hat, sei in der Flutnacht zu schaden gekommen, so Beckmann.

Abfüllen bei der Konkurrenz

Insgesamt kamen bei der Flut im Ahrtal jedoch 134 Menschen ums Leben, zwölf davon ganz in der Nähe des Getränkeherstellers, im Haus der Lebenshilfe. Auf dem Werksgelände des Mineralbrunnens musste sich ein Lkw-Fahrer, der die Nacht auf dem Werksgelände verbrachte, weil er am nächsten Tag seine Tour starten wollte, auf das Dach seines Fahrzeugs retten, wie von einem Unternehmenssprecher zu hören ist. Geschäftsführer Beckmann sagt angesichts der Wucht des Wassers: „Es war kein Hochwasser, es war ein Tsunami, der in dieser Nacht durch das Ahrtal fegte.“

Bemerkenswert: Das Abfüllen von Getränken war für die Sinziger zwischenzeitlich unter anderem bei Brohler Mineralwasser – eigentlich ein Konkurrent aus der Region – möglich.

In den nächsten Monaten steht bei den Sinzigern nun noch die Sanierung des Sozial- und des Verwaltungsgebäudes an.

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