Vor 60 Jahren in Lohrsdorf Mülligann zur erste Bürgermeisterin in Rheinland-Pfalz gewählt

Lohrsdorf · Maria Hubertine Mülligann wurde vor 60 Jahren in Lohrsdorf zur Bürgermeisterin gewählt – der ersten in der Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Neben der Kapelle in Lohrsdorf erinnert ein Gedenkstein an die Kommunalpolitikerin der ersten Stunde.

 Maria Hubertine Mülligann (hinten rechts) beim Seniorentag 1971 in Lohrsdorf.

Maria Hubertine Mülligann (hinten rechts) beim Seniorentag 1971 in Lohrsdorf.

Foto: Martin Gausmann

Die Frauenquote ist in aller Munde, in Parteien und Konzernen. Rheinland-Pfalz hat mit Malu Dreyer erstmals eine Ministerpräsidentin. Doch im Kreis Ahrweiler gab es schon vor 60 Jahren eine Pionierin: Maria Hubertine Mülligann.

Auf dem Heimersheimer Friedhof sollte im Jahr 2018 ein Grab verschwinden, nämlich das von Maria Hubertine Mülligann.

Als der Lohrsdorfer Ortsvorsteher, Hans-Jürgen Juchem, das in Erfahung brachte, ließ er den Grabstein nach Lohrsdorf bringen und dort neben der Kapelle zum Gedenkstein umfunktionieren. Denn Maria Hubertine Mülligann hat in Rheinland-Pfalz einen Meilenstein gesetzt. Vor 60 Jahren wurde sie als erste Frau im Land in ein Bürgermeisteramt gewählt, in Lohrsdorf. Wobei sie das Glück auf ihrer Seite hatte. Denn die 1911 geborene Mülligann ging im November 1960 per Losentscheid aus den Bürgermeisterwahlen im damaligen Gemeinderat als Siegerin hervor. Vorausgegangen waren zwei Wahlgänge mit Stimmengleichheit. Drei Stimmen für Mülligann, drei für den Kandidaten Rudolf Müller, eine Enthaltung. Dann entschied das Los. Ein Schock für die kommunalpolitische Männerwelt, die die Wahl wegen eines Formfehlers anzufechten versuchte. Erfolglos, denn der Einspruch bei Gericht wurde abgewiesen.

Aus der Bürgermeisterin

wurde 1969 die Ortsvorsteherin

Im Januar 1961 trat Mülligann ihr Amt an und machte ihre Sache fortan so überzeugend, dass sie bei den Wahlen am 25. November 1964 als ehrenamtliche Bürgermeisterin von Lohrsdorf bestätigt wurde. Fünf Jahre später erfolgte der Zusammenschluss von Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Lohrsdorf als einem der Stadtteile. „Fräulein Mülligann“, wie man sie im Dorf nannte, wurde Ortsvorsteherin und blieb das noch weitere zehn Jahre bis zum August 1979. Beruflich tätig war sie im Arbeitsamt in Sinzig.

Zu den herausragenden Errungenschaften ihrer fast 20-jährigen Amtszeit zählte der Bau einer neuen Volksschule, die 1964 eröffnet wurde. Lohrsdorf erhielt eine neue Kanalisation, im Jahr 1969 wurde eine neue Wasserleitung gelegt. Am Herz lagen ihr die Kapelle im Ort, die renoviert wurde, aber auch um die Feuerwehr kümmerte sie sich. Für ihre Verdienste erhielt Mülligann 1976 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz. Am 15. Mai 1988 starb „Fräulein Mülligann“ kinderlos und ohne Erben im Sankt-Vinzenz-Haus in Heimersheim. Als das Grab 30 Jahre später eingeebnet wurde, rettete der amtierende Lohrsdorfer Ortsvorsteher Hans-Jürgen Juchem den Grabstein und ließ ihn in Lohrsdorf einlagern. Jetzt wurde der Stein unmittelbar an der Lohrsdorfer Kapelle aufgestellt und dient als Gedenkstein für die erste rheinland-pfälzische Bürgermeisterin, an die sich betagte Lohrsdorfer noch gerne erinnern.

An die erste Bürgermeisterin im Land erinnerte erst 2019 die Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im Ahrweiler Kreishaus. Dort standen die Vorreiterinnen im Kreis Ahrweiler im Vordergrund. Maria Hubertine Mülligann war eine von ihnen.

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