Ahrweiler Platt-Akademie Mundartabend des Heimatvereins lockt Jung und Alt

AHRWEILER · Das wollte niemand mehr hören. Beim Mundartabend des Heimatvereins Alt-Ahrweiler stand "Endlich Schnie" auf dem Programm. "Und das nach diesem Winter", hat sich wohl mancher der mehr als 100 Besucher gedacht, denn keiner sehnte sich mehr nach Schnee. Aber Monika Busch hatte sich die Geschichte nicht ohne Grund zum Vortrag ausgesucht.

 Herbert Engel bei der Ahrweiler Plattakademie.

Herbert Engel bei der Ahrweiler Plattakademie.

Foto: Martin Gausmann

Genauso wie vielen Schneeliebhabern Anfang vergangenen Winters ging es dem Protagonisten: Erst konnte er gar nicht genug von der weißen Pracht bekommen, dann brachten ihn Schnee, Schneepflug und Schneeschippen buchstäblich um den Verstand. "Strom weg, Fernseh us, nix ze donn als et Ulla anzegucke", klagt er noch und landet schon wenig später in der Psychiatrie. Und das zur großen Erheiterung des Publikums.

Frühlingsgefühle indes hatte Brunhild Dörr bei ihrer Schilderung vom Ausflug in die Maibachklamm, und "Wie esch als Kind opjeklärt wur" verriet Manfred Kolling. Eine Verwechslungsgeschichte erzählte Manfred Linden, und Werner Schüller berichtete "Vom Meister Palm". Die Ohren spitzten, Tränen lachten und gut gelaunt verließen die Besucher der 1983 vom Heimatverein ins Leben gerufenen Veranstaltung den ersten Mundartabend in diesem Jahr.

Fremde Werke und Selbstgetextetes, Gedichte und Lieder erklangen in Bells Restaurant, aber alles auf Ahrweiler Platt. Klar, dass Wolfgang Geller, Werner Mies, Karl-Heinz Paulus und Jürgen Thielke von der Gesangsformation "Ahr-Cappella" zum Auftakt die Hymne der heimischen Sprache zum besten gaben: "Oos Ahrweiler platt, dat kreit me nit satt".

"Mundart schwätze ist Liebe und Bekenntnis zu unserer Vaterstadt Ahrweiler", hatte Moderator Herbert Engel eingangs gesagt. Dass dieses Bekenntnis Generationen übergreifend ist und die Liebe zum Ahrweiler Platt auch der Jugend zu vermitteln ist, bewies die jüngste Akteurin des Abends. Die zehnjährige Sophie Ropertz, die sich schon öfter auf diesem Podium präsentierte, hielt in ihrem Text von Lutz Schmitz einen Tipp für einen Standrundgang der besonderen Art parat.

Ein Rezept für Kraft und Gesundheit durch Rotwein verriet die älteste Teilnehmerin, die 93-jährige Gerlanda Mind: "Ne Rude met Ei und Zucker objeschlon hät ad manchem jood jedonn." Ein Plädoyer fürs "Plattschwätze" hielt Gisbert Stenz und lieferte zugleich eine besondere Arbeit ab: Hinter dem Titel "Bruut on Fesch für Fönnefdousend" verbarg sich eine selbst erstellte Übersetzung der Speisung der Fünftausend aus dem sechsten Kapitel des Markusevangeliums aus der Bibel.

Was sich Mann und Frau "Em Jewidder" so alles bekennen, enthüllten auf humorvolle Weise Margret Nischalke und Helmut Schuld in ihrem Zwiegespräch, und Kindheitserinnerungen weckte Karl Heinz Binder, der schloss: "Mir woren de Ströpp von de Ovehoot, un die jitt et hück noch un dat es jot."

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