Ahrflut-Folgen in Rech Mahnwache gegen den Abriss der Nepomuk-Brücke

Rech · Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte zu einer Mahnwache gegen den Abriss der bei der Flut stark beschädigten Nepomuk-Brücke aufgerufen. Nur wenige Recher Bürger demonstrierten mit.

Die Teilnehmer der Mahnwache haben sich an der Nepomukbrücke entlang der Ahr aufgestellt

Die Teilnehmer der Mahnwache haben sich an der Nepomukbrücke entlang der Ahr aufgestellt

Foto: AHR-FOTO

Ein paar Sonnenstrahlen schafften es am Donnerstagnachmittag durch die graue Wolkendecke über dem Ahrtal. Sie schafften es jedoch nicht, die Stimmung der Menschen entlang der Ahr an der Nepomuk-Brücke in Rech aufzuhellen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hatte zur Mahnwache eingeladen, um ein Zeichen gegen den vom Rat der Ortsgemeinde beschlossenen Abriss des von der Flut im Sommer 2021 stark beschädigten Kulturdenkmals zu setzen. Die DSD hatte einen Bus voll Demonstranten aus dem Bonner und Kölner Raum mitgebracht. Nur wenige Recher Bürger demonstrierten mit.

Es blieb ruhig, Reden gab es nicht, die Demonstranten standen nebeneinander und hielten die von der DSD zur Verfügung gestellten blauen Schrifttafeln nach Aufforderung und mit Ausdauer in Richtung der Pressefotografen. Vorstand Steffen Skudelny von der DSD war ebenfalls gekommen. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass für die Sicherheit der Menschen im Ahrtal ein übergeordnetes Hochwasserkonzept entwickelt werden muss“, sagte er gegenüber dem GA. „Wir glauben, dass Einzelmaßnahmen wie der Abriss dieser Brücke nicht die Lösung sind.“ Erforderlich sei eine sachliche und transparente Lösung. „Wir glauben auch, dass sich ein sicheres Hochwasserkonzept und die Bewahrung der Nepomuk-Brücke vereinen lassen.“

Als Argumente für den Erhalt der Brücke nannte Skudelny ihre Geschichte, ihre Bautechnik und die Spuren, die die verschiedenen Hochwasser an ihr hinterlassen hätten. „Wir fordern die Rettung vieler Baudenkmäler, haben auch Interesse an sicherem Hochwasserschutz, um Schätze bewahren zu können, wir setzen uns für ein sicheres Ahrtal unter Bewahrung der Kulturschätze ein.“ Die Stiftung sei solidarisch mit den Menschen und wünsche sich eine transparente Diskussion unter Einbeziehung aller Fakten.

„Die Rechnung geht nicht auf – stoppt den Abriss-Aktionismus“, war auf dem Schild zu lesen, das eine Gruppe aus dem mobilen Fluthelferteam und von der Jugendbauhütte der DSD dabei hatte. „Steinbogenbrücken sind typisch für die Umgebung, darum wäre es gut, wenn die Brücke hier stehen bliebe“, sagte eine Teilnehmerin. „Sie könnte wieder aufgebaut werden.“ Ein Teilnehmer nannte den Beschluss des Rates zum Abriss, der mehrfach gefasst worden ist, „blinden Aktionismus“.

„Auen bauen – stoppt den Abriss-Aktionismus“, stand auf dem Schild, das Margarete und Peter Küls hochhielten. Ihr Haus steht weit ab von der Ahr am Berghang. „Die Brücke ist unser Wahrzeichen, die Bewohner sollten ein Mitspracherecht haben, ob abgerissen wird oder nicht“, bekundeten sie ihre Meinung. „Ich kann mir Rech ohne die Brücke nicht vorstellen, wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, müsste man die Brücke erhalten, wenn auch nur als Denkmal“, sagte Margarete Küls. „Die Brücke gehört zu uns. Die Gemeinde hätte die Bürger mehr in die Diskussion einbeziehen müssen.“

Unverständnis bei Anwohnerin

Zur Mahnwache kamen auch Carmen und Peter Paplinski aus Rech. Die Brücke sei ihnen ans Herz gewachsen, der Abriss sei keine Lösung. Und die Recherin Gertrud Neuhäuser (75) sagte: „Ich habe die Brücke immer verflucht, weil man vor dem Überfahren mit dem Auto zurücksetzen musste, was im Sommer bei dem Verkehr schwierig war.“ „Aber was noch steht, muss bleiben.“

Nur wenige Recher interessierten sich für die Demonstranten mit ihren Plakaten. Am Rande stand Ruth Solbach, die nahe am Fluss wohnt. Mit Schaudern erinnert sie sich an die Katastrophe. „Die Menschen, die die Flutnacht erlebt haben, können nicht verstehen, dass man für den Erhalt der Brücke plädiert und sie stehen lässt. Wir denken dabei auch an die Zukunft unserer Kinder“, sagte sie. Im Dunkel der Nacht hätten die Anlieger die Geräusche gehört, die sie nicht einordnen konnten. „Wir wussten nicht, was passiert ist, kannten nicht die Geräusche, als ganze Häuser davon schwammen und Gastanks explodierten, wir hatten Angst wie in in unserem ganzen Leben noch nicht.“ Erheblich zur Katastrophe beigetragen habe das Totholz, das aus Gründen des Naturschutzes an der Ahr vorher nicht entfernt werden durfte. Die Flut habe es mitgerissen und damit die Brückenbögen total zugesetzt, sodass kein Wasser mehr durchkam – und sich die Fluten andere Wege suchen mussten.

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