Gemeinde plant Abriss Stiftung Denkmalschutz setzt sich für Nepomukbrücke in Rech ein

Rech · Um den Abriss der flutgeschädigten Nepomukbrücke in Rech zu verhindern, hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einen Brief an die Bürger verfasst und eine Mahnwache geplant.

Abriss oder Erhalt? Um die Zukunft der bei der Flut stark beschädigten Nepomukbrücke in Rech ist ein Streit entbrannt.

Abriss oder Erhalt? Um die Zukunft der bei der Flut stark beschädigten Nepomukbrücke in Rech ist ein Streit entbrannt.

Foto: AHR-FOTO

Neues Kapitel um die von der Flut stark beschädigte, denkmalgeschützte Nepomukbrücke in Rech, die die Gemeinde abreißen will: Die Vorstände der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), Steffen Skudelny und Lutz Heitmüller, haben sich in einem besorgten Brief an die Bürger der Gemeinde gewandt und sie darin gebeten, sich nicht mit „Scheinlösungen“ wie dem Brückenabriss zufriedenzugeben. Das teilt die DSD mit. Nur ein übergeordnetes Hochwasserkonzept für das gesamte Ahrtal könne wirklich Leben schützen, heißt es. Dafür, so die Mitteilung der Stiftung mit Sitz in Bonn, seien alle Ursachen für die Hochwasserbildung in den Blick zu nehmen. Das Schreiben sei von der deutlichen Sorge um die Zukunft des Ahrtals und seiner Bewohner bestimmt.

Der Abriss der wenigen noch verbliebenen historischen Brücken im Ahrtal sei ein Fehler, der die Hochwasser-Problematik nicht behebe. Auch wenn es verlockend sei, die Ahr-Brücken zum Sündenbock zu machen, bedürfe es gegen die Gefahren der auch in Zukunft zu erwartenden Flut- und Hochwasserkatastrophen eines überregionalen Schutzkonzeptes für das gesamte Ahrtal, schreibt die DSD. Dieses müsse die Landesregierung vorantreiben, die die einzelnen Ortsgemeinden nicht im Stich lassen dürfe.

Notwendige Maßnahmen wie Erweiterungen beziehungsweise Vertiefungen des Flussbetts oder ausreichende Ausweichflächen wie Auenwiesen seien bereits in der Vergangenheit versäumt und ignoriert worden. Dieses „unverantwortliche Nicht-Handeln dürfe sich nicht weiter fortsetzen“.

Als Wahrzeichen der Region sei die Brücke „mit ihrer 300-jährigen Geschichte eine der schönsten und ältesten Brücken an der Ahr“. Sie ließe sich laut DSD „unkompliziert als Mahnmal erhalten“. Daher appellierten die Vorstände an die Bevölkerung: „Bevor diese einzigartige Brücke unwiederbringlich abgerissen ist, sollte sie – auch und vor allem um der Sicherheit der Menschen willen, die hier leben – es uns doch wenigstens wert sein, dass sich mit allen Argumenten und den eigentlichen Hochwasserursachen auseinandergesetzt wird.” Die DSD biete sich an, die erforderlichen Maßnahmen zur Notsicherung und zum Winterschutz der Brücke finanziell zu tragen, „um Zeit für Überlegungen zu schenken“. Für den Erhalt der Nepomukbrücke lädt die Stiftung für Donnerstag zu einer Mahnwache ein (siehe Infokasten).

Verbandsgemeinde: Menschenleben vor Denkmalschutz

Bei der Verbandsgemeinde Altenahr, zu der Rech gehört, stößt das Verhalten der DSD auf scharfe Kritik. Die DSD, so die Verbandsgemeinde Altenahr bereits kurz vor der jüngsten Mitteilung der Stiftung, agiere „eigennützig ohne Rücksicht auf Menschenleben“. Bereits im Dezember 2021 sei unter dem damaligen Recher Ortsbürgermeister Dominik Gieler, heute Altenahrs Verbandsbürgermeister, mit dem Gemeinderat der Beschluss gefasst worden, den Abriss der Nepomukbrücke zu beantragen. Für den Gemeinderat habe es keinen Anlass gegeben, die getroffene und bereits lange diskutierte Entscheidung nach der Bürgermeisterwahl – Rechs neuer Rathauschef ist Benjamin Vrijdaghs – zu revidieren. Bereits im November habe die DSD für vier schwer von der Flutkatastrophe beschädigte historische Brücken, darunter die Nepomukbrücke, den Erhalt in Aussicht gestellt. Werfe man jedoch einen Blick in das im Auftrag der DSD erstellte Gutachten zur Nepomukbrücke, lese man dort viele Konjunktive, so die Verbandsgemeinde Altenahr.

Als Rechs Ortsbürgermeister Benjamin Vrijdaghs nach Erhalt der Abrissgenehmigung einen Bürgerbrief veröffentlichte, habe dieser einer Mitteilung der Stiftung zufolge zu „Entsetzen“ geführt. Aus Sicht der Bürgermeister der Orts- und Verbandsgemeinde fahre die DSD einen „unsäglichen“ Kurs. „Die DSD kratzt mit ihrer Argumentation zum Erhalt der Nepomukbrücke nur an der Oberfläche, ohne etwas Konkretes zu formulieren. Wenn man in einer Pressemitteilung einem Ortsbürgermeister unterstellt, dass er unrichtige Behauptungen aufstellt, dann müssen diese angeblichen Unrichtigkeiten auch klar und nachvollziehbar benannt und der Person zugeordnet werden. Warum die DSD das nicht getan hat, den Schluss kann jeder für sich selbst ziehen“, so Bürgermeister Dominik Gieler. Sowohl für Gieler als auch für Vrijdaghs, macht die Mitteilung der Verbandsgemeinde deutlich, steht der Schutz der Mitbürger und damit der Schutz von Menschenleben über dem Denkmalschutz.

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