Sozialverband hat die Pflegetonne im Visier Neues Abfallkonzept im Kreis Ahrweiler

Kreis Ahrweiler · Das vom Kreistag verabschiedete neue Konzept für die Abfallwirtschaft im Kreis Ahrweiler hat den Sozialverband VdK auf den Plan gerufen. Der Kreisverband hat rund 6500 Mitglieder in 25 Ortsverbänden und wird von Heinz-Wilhelm Schaumann aus Dernau geführt.

 Mülltonnen am Straßenrand. Nach Ansicht des Sozialverbands VdK darf eine zusätzliche Pflegetonne sich nicht durch eine besondere Farbe von den anderen Tonnen unterscheiden.

Mülltonnen am Straßenrand. Nach Ansicht des Sozialverbands VdK darf eine zusätzliche Pflegetonne sich nicht durch eine besondere Farbe von den anderen Tonnen unterscheiden.

Foto: Martin Gausmann

Schaumann und sein Kreisvorstand haben das Konzept unter die Lupe genommen und die Konsequenzen und Aspekte insbesondere für pflegebedürftige Menschen diskutiert. In einem Schreiben an Landrat Jürgen Pföhler, die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und an die hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis bezieht der Sozialverband Position.

Das Konzept unter der Lupe

Schaumann schreibt unter anderem: „Für die Zielgruppen Familien beziehungsweise Alleinstehende mit Neugeborenen und Kleinkindern sowie Haushalte mit pflegebedürftigen Angehörigen wird eine neue sogenannte Pflegetonne eingeführt, die allerdings pro Leerung kostenpflichtig ist. Das bedeutet aus unserer Sicht eine deutliche Verschlechterung gegenüber der aktuellen Situation.“ Haushalte, in denen ein hohes Aufkommen an Windel- und Hygieneabfall bestehe, hätten durch dieses Konzept Mehrkosten und würden finanziell benachteiligt. Dabei sollte es aus Sicht der Gesellschaft, wünschens- und erstrebenswert sein, dass einerseits mehr Kinder geboren würden und pflegebedürftige Personen so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt würden. Schaumann: „Daher fordern wir als Sozialverband VdK im Kreis Ahrweiler die in politischer Entscheidungsverantwortung stehenden Parteien und Personen dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass das Konzept abgeändert und die Pflegetonne den bedürftigen Zielgruppen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird.“

Die Pflegetonne

Aktuell gehe der Sozialverband davon aus, dass die Pflegetonne farblich der Restmülltonne gleichgestellt seit. „Sollte es aber so vorgesehen sein, dass die Pflegetonne eine andere Farbe erhält, dann sehen wir darin ein diskriminierendes Element, welches nicht umgesetzt werden darf“, schreibt Schaumann.

Die Pflegetonne sollte nach außen hin nicht erkennbar machen, in welchen Haushalten pflegebedürftige Menschen wohnen. Dies könnte bei Dritten zu Mutmaßungen oder Rückschlüssen führen, ob in diesem Haushalt soziale Transfersleistungen bezogen werden oder eine soziale Bedürftigkeit besteht. „Hier würden nach unserer Ansicht Persönlichkeitsrechte der Betroffenen verletzt“, erklärt Schaumann. Und: „Daher fordern wir als Sozialverband die politischen Verantwortlichen dazu auf, dass die farbliche Gestaltung der Pflegetonne neutral bleibt und der bisherigen Restmülltonne angepasst ist.“

Denn pflegebedürftige Menschen hätten sich ihren Zustand nicht selbst ausgesucht und sollten daher keine Benachteiligung erfahren. Das gelte auch für pflegende Angehörige, die sich für eine häusliche Pflege entschieden hätten, was für die Gesellschaft selbst ja eine finanzielle Entlastung bedeute. Der Sozialverband lehnt, so Schaumann, der auch Mitglied des VdK-Landesvorstandes ist, das neue Konzept „nicht grundsätzlich ab“, bittet die Entscheidungsträger der Politik jedoch, die „vorgetragenen Aspekte zu überdenken und abzuändern“.

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