Fans beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring „Diesen Tagen fiebern wir das ganze Jahr über entgegen“

Nürburgring/Breidscheid · 230.000 Fans verteilen sich beim 24-Stunden-Rennen rund um den Nürburgring. Auf den Campingplätzen ist schnell kein Platz mehr frei. Ein Besuch am Metzgesfeld und am Brünnchen.

Motorsportfans verfolgen das Rennen in der Nacht und feiern am Streckenrand - hier im Bereich Brünnchen.

Motorsportfans verfolgen das Rennen in der Nacht und feiern am Streckenrand - hier im Bereich Brünnchen.

Foto: dpa/Thomas Frey

Rauchwolken von einzelnen Lagerfeuern ziehen wie kleine Nebelschwaden durch das dunkle Waldstück, Motoren donnern im Hintergrund vorbei, vier als Weihnachtsmänner und Elfen verkleidete Wesen tanzen an diesem Maiabend zu den Klängen von „Last Christmas“ durch den Wald. Was für den Außenstehenden auf den ersten Blick skurril wirkt, ist für die mehreren Hundert Camper am Platz Metzgesfeld in Breidscheid das Highlight des Jahres. Es ist 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und an den Campingplätzen entlang der 20,8 Kilometer langen Rennstrecke ist es rappelvoll. 230.000 Fans waren es am Ende des Wochenendes.

Mittendrin sind Horst Sunkel, Thomas Bähr und 18 weitere Motorsportfans aus Bornheim, Alfter und Umgebung. Seit 30 Jahren fährt die Gruppe jedes Jahr zum 24-Stunden-Rennen. „Das Zusammensein in dieser Gruppe, der gemeinsame Spaß an diesen Tagen ist schon etwas Besonderes“, sagt Bähr. Der 58-Jährige gehört mit dem gleichaltrigen Sunkel zu den Ältesten der Gruppe, die jüngsten sind Anfang 30. „Es ist gut, dass auch neue junge Leute dazukommen. So bleiben wir groß und aktiv“, sagt Sunkel. Schon am Montag öffnete der Campingplatz. „Da müssen wir dann auch schon da sein, um unseren Platz zu sichern und aufzubauen“, sagt Sunkel, der den Trip seit vielen Jahren organisiert.

 Horst Sunkel organisiert für seine Truppe seit vielen Jahren die Tour zum 24-Stunden-Rennen. Eine eigene Präsentation mit den jeweiligen Tageshighlights dürfen dabei nicht fehlen.

Horst Sunkel organisiert für seine Truppe seit vielen Jahren die Tour zum 24-Stunden-Rennen. Eine eigene Präsentation mit den jeweiligen Tageshighlights dürfen dabei nicht fehlen.

Foto: Marcel Wolber

Die Gruppe trifft sich an der immer gleichen Stelle, wenige Meter oberhalb der Kurvenfolge am Metzgesfeld. Hier haben sie ihre Zelte aufgebaut, doch damit nicht genug: Ein großes Küchenzelt, eine nahezu komplett ausgestattete Küche und sogar ein Zelt mit Dusche und warmem Wasser gehört zu ihrem kleinen Wohlfühlort. „Im Vergleich zu den Nachbarn hier schwimmen wir im sicheren Mittelfeld“, sagt Bähr in Bezug auf ihre komfortable Ausstattung mit einem Augenzwinkern. Apropos „Schwimmen“: Eines ihrer Zelte ist dem Regen in diesem Jahr schon vor dem Wochenende zum Opfer gefallen.

Fans am Nürburgring: Große Logistikleistung

Bei der Ausstattung fällt auch eine Gruppe rund 20 Meter entfernt direkt an der Strecke auf. Hier stehen gleich acht Sofas rund um einen offenen Grill mit Rost in Nordschleifen-Form, Väter mit ihren Söhnen schauen gemeinsam das Rennen. Mittendrin Sascha Twine. „Wir sind 2004 zum ersten Mal hierher gekommen. Damals noch ohne Kinder, jetzt kommen einige zumindest am Wochenende dazu“, sagt der Troisdorfer. Bis zu 30 Menschen aus Bonn, Troisdorf und Niederkassel umfasst ihre Gruppe zu Spitzenzeiten an diesem Wochenende. Geschlafen wird in Zelten und Campingwagen.

 Beste Plätze direkt an der Strecke, gemütlich und ohne Sichtbehinderung.

Beste Plätze direkt an der Strecke, gemütlich und ohne Sichtbehinderung.

Foto: Andreas Dyck

Und noch etwas fällt hier auf: Direkt an der Strecke in rund vier Metern Höhe haben sie eine eigene Tribüne aufgebaut, mit 20 Sitzplätzen. Beste Sicht auf die Strecke garantiert. „Da steckt schon eine riesige Logistik dahinter“, sagt Twine. Über das Jahr sind die Sofas, die Tribüne, die Küche und die Zelte in einer Halle eingelagert. Einen Monat dauert in etwa die Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen. „Wenn der Platz dann am Montag öffnet, wird alles mit einem Lkw hochgefahren.“

600 Liter Kölsch und 60 Liter Pils

Auch bei den Bornheimern um Sunkel und Bähr ist die logistische Vorleistung hoch. Allein die Verpflegung kostet Tausende Euro für die Gruppe. 600 Liter Kölsch, 60 Liter Pils für den einen Nicht-Kölsch-Trinker und auch ein paar alkoholfreie Getränke stehen bereit. „Und wenn noch etwas fehlt, bekommen wir das von einem Händler hier aus der Region nachgeliefert“, sagt Sunkel. Auch das Fleisch für das Wochenende kommt von einem regionalen Metzger. Das ist der Gruppe wichtig, die Qualität beim Essen muss stimmen. Das zeigt die Speisekarte, die im Eingangsbereich zur Küche hängt: Schnitzel, selbst gemachte Bolognese, Himmel und Ääd und – wie es sich für Bornheimer gehört – auch Bornheimer Spargel stehen hier auf der Wochenkarte. „Und irgendwer macht in der Nacht immer noch Reibekuchen“, sagt Bähr.

Auch im Streckenbereich Brünnchen in der Grünen Hölle ist im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Spätestens in der Dunkelheit am Samstagabend geht die Party hier richtig los. Hier feiern Jung und Alt gemeinsam, hier wird unter dem Motto „Ehering und Nürburgring“ auch die Zukunft geplant. „Meine geliebte Mautsche, möchtest du meine Frau werden?“ steht hier auf einem großen Plakat an der selbst gebauten Terrasse.

So erlebten Fans das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring - Bilder
23 Bilder

So erlebten Fans das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring

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Foto: dpa/Thomas Frey

Zwei Jahre konnten die Fans wegen Corona nicht zum Ring. „Das war hart, denn wir fiebern der Woche hier das ganze Jahr über entgegen“, sagt Twine im Metzgesfeld. Doch ihre Gruppe war auch hier kreativ. „In der Lagerhalle haben wir die Sofas und alles aufgebaut und das Rennen zusammen geschaut“, erinnert er sich. Ein richtiger Ersatz war das aber nicht. „Hier an der Nordschleife, das ist schon was ganz Besonderes.“ Und das Sportliche? „Ich interessiere mich schon sehr dafür, hier läuft auch die ganze Zeit der Stream mit dem Rennen. Aber das, was zählt, ist das Zusammensein hier in der Gruppe“, sagt der Troisdorfer.

Ein paar Hundert Streckenmeter weiter liegt der Adenauer Forst. Hier, so sagt man im Metzgesfeld, sei das Publikum etwas jünger, der Alkoholpegel meist etwas höher und die Musik etwas lauter. Und sicherlich lief auch hier in den vergangenen Tagen irgendwann Wham und „Last Christmas“. Im Mai. Am Nürburgring.

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