Katholische Kirche an der Ahr Nur noch 35 Pfarreien im Bistum

KREIS AHRWEILER · Die Umstrukturierungspläne des Bistums Trier sorgen in den Gemeinden für viele Diskussionen. Die neue Pfarrei Sinzig beispielsweise würde sich von Rolandseck bis zum Laacher See und Hohenleimbach erstrecken.

. Wenn das umgesetzt wird, was derzeit die Pfarrgemeinden an Rhein und Ahr beschäftigt, dann steht die katholische Glaubensgemeinschaft im Bistum Trier vor einer Zäsur. Die Synode hat beschlossen, dass die „Pfarreien der Zukunft“ wesentlich „größere Räume“ umfassen als bisher. So soll es im Bistum vermutlich ab 2020 nur noch 35 Pfarreien geben. Die Pfarre Sinzig wird sich dann von Rolandswerth bis Brohl-Lützing, von Maria Laach bis Rieden, von Hohenleimbach bis Königsfeld erstrecken. Die Pfarre Bad Neuenahr von der Grafschaft bis nach Cassel, von Liers, Kirchsahr bis nach Berg. 268 Quadratkilometer beziehungsweise 270 Quadratkilometer werden die Pfarreien dann groß sein.

„Statt Vergrößerung muss es besser heißen: Wir gründen Pfarreien der Zukunft. Wenn wir vergrößern sagen, hört sich das so an, als ob die Arbeit, die die Pfarreien bisher tun, genauso weiter gemacht werden sollte, nur eben in einem größeren Raum. Es geht aber um sehr viel grundlegendere Veränderungen“, erklärt das Bistum. Die Synode habe sich sehr intensiv mit den prägenden Entwicklungen unserer Zeit auseinandergesetzt. Sie habe dabei festgestellt, dass die Kirche einen epochalen Wandel erlebe: „Das fordert uns im Bistum Trier heraus.“

Die Pfarreien der Zukunft seien als „Räume“ konzipiert, „die zugleich Weite und Nähe ermöglichen sollen“. Sie sollen „die Enge aufbrechen, die in einem Festhalten an nicht mehr tragfähigen Strukturen läge“. Sie sollten die Ferne überbrücken helfen, die viele Kirchenmitglieder inzwischen zur Kirche empfänden. Die neue Pfarrei unterstütze und begleite auch Gruppen und Gemeinschaften, die sich wegen inhaltlicher Nähe bildeten. Diese inhaltliche Nähe bei räumlicher Distanz werde oft erst in der „Weite des neuen pastoralen Raumes erlebbar“, ist in der Bistumserklärung zu lesen.

Was nicht mehr passe und/oder was nur mit unverhältnismäßigem Aufwand am Leben zu erhalten sei, dürfe und müsse zu Ende gehen. Originalton Bistum: „Aus den Abschieden erwächst Freiheit: Wir müssen nicht mehr alles aufrechterhalten; wir sind frei, Neues zu beginnen.“

Überlegt werde noch, wie mit dem Vermögen der bisherigen Pfarreien verfahren werden solle. Vorschläge für Lösungen der sehr komplexen Vermögensfragen werden bis Herbst 2017 von Experten entwickelt. Dabei geht es auch um die Berücksichtigung lokaler Verantwortungsstrukturen.

Für die Entscheidungsbildung wird es eine eigene Resonanzphase geben: „Sowohl die Meinung der Gremien vor Ort als auch das Votum der diözesanen Räte werden vor einer Entscheidung eingeholt“, teilt das Bistum mit. Bei der Verteilung der finanziellen Mittel durch das Bistum gelte: Die Einrichtung von Pfarreien der Zukunft solle die Seelsorge vor Ort stärken und zukunftsfest machen. Diese Zielsetzung gelte auch und insbesondere für die Verteilung der Finanzmittel.

Auch vor Ort hat man sich inzwischen mit den Vorstellungen des Bistums beschäftigt. Beispielsweise in Sinzig. „Das pastorale Leben geschieht weiterhin vor Ort – so sehr Sie es selbst leben –, nur halt unter einer neuen Verwaltungseinheit“, hatte der Dekanatsreferent im Dekanat Remagen-Brohltal, Wolfgang Henn, den Teilnehmern einer Informationsrunde versichert. Mitglieder kirchlicher Räte sowie Seelsorger waren ins Pfarrheim Sankt Peter gekommen, um sich in Sachen Umsetzungsprozess der Synode im Bistum Trier sachkundig zu machen.

In welcher Weise die Pfarreien der Zukunft gestaltet sein werden, hänge auch von jedem Gemeindemitglied ab, erklärte die Dekanatsreferentin im Dekanat Ahr-Eifel, Andrea Kien-Groß. Die Synode fordere, „dass wir als Kirche noch mehr herausgehen“. Dies schließe einen Suchprozess und eine Neuorientierung ein. „Alles wird größer und zentralistischer“, warf ein Teilnehmer ein. „Es handelt sich um Pfarreien eines ganz anderen Typs“, entgegnete Henn. Die Pfarrei der Zukunft werde ein Netzwerk mit vielen Knotenpunkten und Kooperationen sein. Diese sollen auch zur Entlastung von Verwaltungsaufgaben führen.

Die ehemalige Synodale Andrea Krämer zeigte sich mit der neuen Struktur zufrieden: „Ich sehe die weiten Räume als Chance, um mich besser mit einbringen zu können.“ Die Pfarreien der Zukunft sollten „den Getauften einen geografisch und geistig weiten Raum für ihr Engagement bieten“ und auf Eigeninitiative bauen: Es habe sich ein „Ermöglichungsraum“ geöffnet.

Alle Informationen zu den „Pfarreien der Zukunft“ sind im Internet unter www.herausgerufen.bistum-trier.de zu finden.

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