Patenschaften nach der Flut Grundschulen aus dem Norden helfen an der Ahr
Altenahr · Unterstützung nach der Flut: Mehrere Schulen aus dem Norden Deutschlands haben Patenschaften mit Schulen von der Ahr geschlossen. Das Projekt initiiert hat eine Lehrerin, die ursprünglich aus Mayschoß kommt.
Mehr als fünf Monate nach der Flut ist die Fahrt durch den Altenahrer Ortsteil Altenburg mit all den Ruinen mit teils verbretterten Türen und Fenstern noch immer schaurig. Im Chaos der Trümmerlandschaft liegt auch die Grundschule Altenahr, wo sich Kinder einmal wohlgefühlt haben. Die Türen sind verschlossen, die Wände entkernt, Bautrockner machen innen ihre Arbeit, draußen liegt ein Haufen Schutt. Verdeckt wird die traurige Szene von einem großen Versorgungszelt.
Einen Funken Hoffnung, wenigstens für die Kinder, hat jetzt Yvonne Elfgang aus Norderstedt bei Hamburg an die Ahr gebracht: einen Scheck über 22.327,80 Euro. Das Geld haben Kinder aus der Grundschule Harkshörn in Norderstedt durch Spendensammlungen, Basare und einen Spendenlauf erwirtschaftet. Auch Vereine haben sich an der Sammelaktion beteiligt. Yvonne Elfgang ist ihre Lehrerin. Sie übergab jetzt den Scheck an die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule Altenahr, Kerstin Müller, und an die Schatzmeisterin des Vereins, Anke Berndt.
Schaden von 2,4 Millionen Euro
85 Jungen und Mädchen haben vor der Flut die Grundschule Altenahr besucht, jetzt sind es noch 77. Der Unterricht findet in Containern in Grafschaft-Gelsdorf statt, und die beiden Vertreterinnen des Fördervereins glauben nicht, dass sich das so bald ändern wird. Denn die Zukunft der Grundschule ist offen. Die Schule ist in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Altenahr (VG) und der VG-Rat hat noch nicht darüber entschieden, ob und wie das Haus saniert werden kann und soll. Ohne Fenster, Türen und Inventar ist an der Schule ein Schaden von 2,4 Millionen Euro festgestellt worden. Ein Problem ist ihre Lage im neu festgesetzten Überschwemmungsgebiet.
Folglich soll das Geld aus Norderstedt den Schulklassen in den Containern zugutekommen. „Wir beschaffen alles, was gebraucht wird, auf Wunsch der Lehrer, Spielzeug für draußen, Material für die Freiarbeit oder auch Musikinstrumente“, berichtet Kerstin Müller. Mit der Flut hat sich das Engagement des Fördervereins geändert. Wurden früher etwa Feste durch Eis oder durch Waffelbacken verschönert, so geht es jetzt um Handfestes, denn die Flut hat auch alle Arbeitsmaterialien zunichtegemacht.
Verbindung nach Mayschoß
Um Bürokratie zu vermeiden, wurde das Spendengeld bewusst an den Förderverein gegeben, nicht an die VG. Es soll nicht die einzige und letzte Zuwendung sein. „Das Projekt läuft weiter“, sagt Elfgang. Sie stammt aus Mayschoß, hieß früher Barz, und ihr Vater war leitender Polizeibeamter. Durch die berufliche Orientierung ihres Ehemanns Christian Elfgang aus Lantershofen ist sie in den Norden umgezogen.
Yvonne Elfgang hatte bis zum elften Lebensjahr in Altenburg gewohnt und dort die damalige Grund- und Hauptschule, jetzt Realschule plus, besucht. Dann zog die Familie nach Mayschoß, wo die Eltern noch leben. Nach ihrer Ausbildung hatte sie an mehreren Grundschulen im Ahrtal gearbeitet, zuletzt in Altenburg.
Patenschaften mit Grundschulen
Aber nicht nur die Grundschule Altenahr kann sich über eine Zuwendung aus Norderstedt freuen, auch andere Grundschulen an der Ahr werden bedacht. Denn mehrere Schulen aus Norderstedt und Umgebung haben Patenschaften mit Schulen von der Ahr geschlossen. Unter dem Namen „Schule hilft Schule“ ist es ein festes Projekt entstanden. Elfgang hatte sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen beraten, und so das Konzept entwickelt.
Sie war entsetzt von dem Chaos, das sie nach der Flut in ihrer Heimat vorgefunden hatte. „Das Positive an dem ganzen Elend ist die Solidarität der Menschen im Norden, die keinen Bezug zur Ahr haben und mich und die Eltern und Kinder hier doch unterstützen“, stellt sie fest. Und Schatzmeisterin Anke Berndt ergänzt: „Es ist toll, wenn ich auf das Konto unseres Vereins schaue – es wird viel gespendet, es ist rührend.“