Konzept nach der Flut Planer empfiehlt neue Verkehrsführung in Altenahr

Altenahr · Wie soll die Gemeinde Altenahr künftig aussehen? Darüber hat sich ein Planer Gedanken gemacht und die Ideen jetzt vorgestellt. Unter anderem empfiehlt er eine neue Verkehrsführung im Ort.

 Ein Städtebau-Institut rät der Gemeinde  Altenahr , die Verkehrsführung im Ort  zu ändern und  die B267 nicht weiter durch die engen Straßen zu führen.

Ein Städtebau-Institut rät der Gemeinde Altenahr , die Verkehrsführung im Ort zu ändern und die B267 nicht weiter durch die engen Straßen zu führen.

Foto: Martin Gausmann

Ein Kindergarten für Altenburg, eine Steintreppe hinunter zur Ahr für Kreuzberg, ein Tunnel von Reimerzhoven zum Altenahrer Roßberg, ein Supermarkt in Nähe des Altenahrer Bahnhofs: Das sind Vorschläge aus dem Entwicklungskonzept für die Ortsgemeinde Altenahr. Im Mai hatte die Gemeinde das Institut für Immissionsschutz, Städtebau und Umweltplanung (ISU) aus Bitburg mit der Entwicklung des Konzepts beauftragt. Jetzt hat Inhaber Klaus Zimmermann im Versorgungszelt in Altenburg einen Zwischenstand präsentiert.

Das geschah in einer öffentlichen Sitzung des Altenahrer Wiederaufbauausschusses und war verbunden mit der ersten Bürgerbeteiligung in Zusammenhang mit den Beratungen zur Entwicklung der Ortsgemeinde mit ihren vier Teilen Altenburg, Kreuzberg, Altenahr und Reimerzhoven. Das Interesse war groß.

Defizite bei Einzelhandel und Tourismus

Seine Funktion als Hauptort der Verbandsgemeinde Altenahr habe die Ortsgemeinde Altenahr in der Vergangenheit nur teilweise wahrgenommen, führte der Planer aus. Defizite nannte er vor allem in puncto Einzelhandel und Tourismus. Wichtig sei jetzt, die Einwohnerzahl, die in der Vergangenheit geschwankt hatte, zu stabilisieren. Der Ort müsse ein Flair verströmen, stattdessen führen aber täglich Tausende Autos durch die engen Straßen – schlecht für Geschäfte und Restaurants. Zimmermann empfahl, Parkplätze außerhalb des Ortes anzubieten, Ladestationen für E-Autos vorzusehen und die Ahrtalbahn zu elektrifizieren, was bereits beschlossene Sache ist.

Häuser müssten hochwassergerecht errichtet werden, andere Bauformen seien erforderlich, um ausreichend Wohnraum zu schaffen. Hotellerie und Gastronomie müssten verbessert und der Radtourismus gefördert werden. Zimmermann sprach über die Verkehrsführung im Ort und riet, die B267 nicht weiter durch die engen Straßen zu führen. Ein Denkansatz war, die Bundesstraße von Reimerzhoven aus durch einen Tunnel zum mittleren Roßberg und zur Umgehungsstraße (B257) zu führen. Wenn auch Zuhörern dieses utopisch schien, erinnerte Zimmermann an die Altenahrer Umgehungsstraße mit ihren drei Tunneln, die nach langer Skepsis realisiert worden sei. „Wenn man kein Ziel hat, tut sich auch nichts“, sagte er. Mindestens, so der Planer, müsse die B267 ab Rathaus Altenahr Richtung Kreuzberg abgestuft und der Verkehr von dort aus den Roßberg hochgeführt werden.

Pläne für Supermarkt

Wenig Aussicht sah Zimmermann in der gesamten Gemeinde für die Ausweisung neuer Baugebiete. Kleinere Flächen für Wohnungsbau seien zwar vorhanden, die Grundstücke würden aber nicht verkauft, sagte er. Altenahr solle den Bau einer Uferpromenade bedenken, diese müsse dem Hochwasser angepasst realisiert werden. Sportanlagen sollten unempfindlich gegen Überflutung geplant werden, die Rede war auch von einem Stadtpark und einer Seilbahn für Mountainbiker.

Ein Supermarkt soll in den Ort. Daran hatte der Gemeinderat bereits vor der Flut gearbeitet. War das Projekt auf dem ehemaligen Seilbahnparkplatz vorgesehen, so wurde jetzt ein Grundstück in Nähe des Bahnhofs vorgeschlagen: auf dem Gelände des zerstörten Hotels Lang mit dem Spiegelsaal. Aufs Dach des Supermarkts könnten möglicherweise eine Kita, Ferienwohnungen, ein Bürgersaal oder Teile der Verwaltung ziehen. Ein Bürgersaal könne auch im Haus der Winzergenossenschaft an der Tunnelstraße entstehen, wenn die Genossenschaft das Areal an die Gemeinde verkaufe, diese dort neu baue, das Erdgeschoss an die Genossenschaft verpachte und das Obergeschoss für den Bürgersaal nutze.

Anwohner sehen Nachholbedarf bei Hochwasserschutz

In Altenburg stehen die Schulen und das Seniorenheim offenbar nicht zur Disposition. Der Wunsch nach einer Kita dort wurde deutlich, weitere Stichworte waren ein Abenteuerspielplatz, verdichtete Bebauung, ein Damm als Hochwasserschutz, statt der vielen Brücken nur eine für Bahn, Autos, Fuß- und Radweg. Die Bürger vermissten indes Flächen für Regenrückhaltebecken. „Wir brauchen keine Ahrpromenade, wir brauchen Hochwasserschutz“, sagte ein Besucher.

In Kreuzberg sollen die Mündungen des Sahrbachs und des Vischelbachs in die Ahr umgestaltet werden. Standorte für ein mögliches neues Feuerwehrhaus und für einen Dorfsaal wurden nicht genannt. Die Zahl der Brücken soll reduziert werden, die Ahr mehr Platz erhalten. Diskutiert wurden Sitzstufen bis hinunter zum Fluss und Umgestaltung des derzeitigen Kreisverkehrs als Grünfläche.

Wo in Reimerzhoven künftig eine Brücke stehen kann, blieb offen, eine Fläche neben dem Kapellchen könne als Dorfplatz gestaltet werden, hieß es. Ein besonderes Problem ist die Tatsache, dass der kleine Ort bei Hochwasser komplett abgeschnitten ist.

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