Blick in alte Fahrpläne ist hilfreich Politiker ärgert sich über Unterstellungen von Bahnkunden

Kreis Ahrweiler · Der ehemalige Landtagsabgeordnete Rolf Beu ist verärgert über die Unterstellung von Bahnkunden, die Politik habe versagt und dafür Sorge getragen, dass der zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz pendelnde Regionalexpress 5 nicht mehr in Oberwinter hält.

Grund für Rolf Beus Verärgerung ist die Unterstellung von Bahnkunden, die Politik habe versagt und dafür Sorge getragen, dass der zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz pendelnde Regionalexpress 5 nicht mehr in Oberwinter hält. Beu ist ehemaliger Landtagsabgeordneter der Grünen in NRW und Mitglied des Bonner Stadtrates sowie Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR). Beu auf Anfrage zum GA: „Hier bedarf es wohl noch einiger Hinweise.“ Eine Zusage beispielsweise, dass die in Bonn-Mehlem endende RB-Linie 48 bis Remagen verlängert wird, habe es vom Nahverkehr Rheinland, in dessen Versammlung Beu sitzt, nie gegeben.

Rein aus technischen Gründen endete im ersten Betriebsjahr die RB 48 im Remagen. Zuständig für die Leistungsbestellung im Gebiet des Kreises Ahrweiler ist der rheinland-pfälzische Aufgabenträger SPNV-Nord. Beu sagt, er habe viel Verständnis für Bahn-Fahrgäste aus Remagen-Oberwinter, die sich darüber ärgern, dass ab dem Fahrplanwechsel im Dezember vorigen Jahres statt drei nun „nur“ noch zwei Züge pro Stunde und Richtung an der dortigen Station halten würden.

Zu einigen im GA veröffentlichten Leserbriefen mit ihren „populistischen Aussagen“ wolle er jedoch Anmerkungen machen.

Der Schienengüterverkehr werde eigenwirtschaftlich gefahren, während der Personennahverkehr zum großen Teil nicht von den Fahrgästen über die Ticketpreise finanziert werde, sondern durch die Regionalisierungsmittel, die der Bund seit 1996 an die Länder und deren Aufgabenträger aus seinen allgemeinen Steuereinnahmen leiste, stellte Beu klar.

Die Rheintalstrecken sind als sogenannte „TEN-Strecken des Güterverkehrs“ zwar Bestandteil des Transeuropäischen Netzes (Trans-European Networks, TEN). Von einer „explosionsartigen Zunahme des Schienengüterverkehrs“ könne trotzdem nicht gesprochen werden, so Beu.

Vielmehr sei der Anteil des Schienengüterverkehrs deutschlandweit rückläufig. „Wo sollen die Güterzüge denn ansonsten fahren? Über die größtenteils eingleisige Eifelstrecke und dann durch das Moseltal? Oder über die ebenfalls stark ausgelastete und gebirgigere Ruhr/Sieg-Strecke?“, fragt der Grünen-Politiker.

Ein Güterverkehr auf der ICE-Trasse Köln-Frankfurt sei technisch nicht möglich. Und Planung, Finanzierung und Bau einer neuen reinen Güterstrecke würde Jahrzehnte benötigen.

Die Regionalexpress-Linien sollten grundsätzlich nur an den größeren, nachfragestarken Stationen halten. Dazu zähle der Haltepunkt im Remagener Stadtteil Oberwinter eindeutig nicht. Anders verhalte es sich mit den Haltepunkten „Koblenz Stadtmitte“ und „Bonn UN-Campus“, die jeweils viele Tausende von Arbeitsplätzen erschließen würden. Beu: „Zusätzliche Halte an kleinen Stationen führen zu Fahrtzeitverlängerungen und verringern damit die Attraktivität für den Großteil der Fahrgäste.“

„Anders als die Regionalexpress-Züge, die in Nordrhein-Westfalen zukünftig durch den schnell fahrenden Rhein-Ruhr-Express ersetzt werden, halten die Regional-Bahnen (RB-Linien) meist an allen Stationen. Mit der RB 26 und der RB 30 halten weiterhin zwei Züge pro Stunde in jede Richtung in Oberwinter. Dies ist für Orte mit unter 4000 Einwohnern im Bundesgebiet noch lange nicht Standard“, führt Rolf Beu aus.

Von einer immer weiteren Beschneidung des regionalen Schienenverkehrs kann laut Beu nicht gesprochen werden. Im Gegenteil: „Noch nie hat es so viele vertaktete Regionallinien gegeben, wie heute. Ein Blick in einen alten Fahrplan von vor 20 oder 30 Jahren wäre da hilfreich.“

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