Beschädigte Brücke nach der Flut Wahrzeichen im Ahrtal wird abgerissen

Rech · Der Gemeinderat von Rech hat den Rückbau der St.-Johannes-von-Nepomuk-Brücke beschlossen – eine Folge der Hochwasser-Katastrophe im Juli. Damit verschwindet im Ahrtal ein Wahrzeichen.

Die St.-Johannes-Brücke wurde zuletzt 2008 saniert. Sie sollte für 80 bis 100 Jahre halten. Doch dann kam das Hochwasser im Juli. Nun wird das Bauwerk abgerissen.

Foto: Martin Gausmann

Die St.-Johannes-von Nepomuk-Brücke in Rech zählt im Ahrtal zu den Lieblingsmotiven von Malern, Zeichnern und Fotografen, und sie ist das Wahrzeichen der kleinen Weinbaugemeinde. Für die Verkehrsanbindung des auf der Südseite der Ahr gelegenen historischen Ortskerns ist sie unverzichtbar. Der rechte der vier Brückenbögen wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli mitsamt einem großen Teil des rechtsseitigen Ufers vom Hochwasser fortgerissen. Manche meinen, das habe daran gelegen, dass die Skulptur des Brückenheiligen St. Johannes von Nepomuk, die an der höchsten Stelle der westlichen Brückenbrüstung steht, der immer weiter anschwellenden Ahr den Rücken zuwendet, dass sie die Flut deshalb nicht kommen sehen und Brücke und Ort nicht beschützen konnte.

Nachdem bereits mit einem provisorischen Wiederaufbau der Brücke begonnen worden war, beschloss der Gemeinderat nun schweren Herzens den Rückbau dessen, was die Juli-Flut von der 43 Meter langen, bis zu fünf Meter hohen und seit 1981 denkmalgeschützten Ahr-Querung übriggelassen hat. Nicht, weil die Brücke nicht zu retten wäre, sondern deshalb, weil Wasser und Unrat, die sich in der Flutnacht oberhalb der Brücke aufgestaut hatten, für schwerste Verwüstungen im Bereich Brückenstraße/Lehmstraße gesorgt hatte, nachdem der rechte Brückenbogen dem hohen Wasserdruck nicht mehr standgehalten hatte und weggebrochen war. Statt ihrer will man an gleicher Stelle vielleicht eine Fußgängerbrücke errichten. Und als Andenken an die alte Brücke eventuell einen ihrer Pfeiler stehen lassen.

Nachfolgebrücke geplant

Bauingenieur Joachim Gerke von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord sagte in der Ratssitzung, eine Nachfolgerin für die St.-Johannes-Brücke würde man sinnvollerweise ein Stück weit oberhalb des Ortes bauen, wo es mehr Fläche gebe, auf der sich die Ahr bei Hochwasser stauen könne. Außerdem bestünden dort günstigere Voraussetzungen dafür, eine neue Brücke höher über dem Wasser und mit größeren Auffahrrampen zu bauen.

Anders als in den vergangenen Jahrhunderten hatte die Recher Brücke im Mittelalter, als noch keine durchgehende Straße durchs Ahrtal führte und ein großer Teil des Verkehrs über die Höhen verlief, nicht nur örtliche, sondern auch überörtliche Bedeutung. Große Bedeutung dürfte die Brücke auch für Fuhrwerke gehabt haben, deren Ziel die einen Kilometer nordwestlich und mehr als 110 Meter höher stehende Saffenburg war.

Bis zur Juli-Flut die zweitälteste Ahr-Brücke

Bogenbrücken wie die in Rech gab es schon bei den Römern. Bis ins 19. Jahrhundert war es bei kleinen Flüssen wie der Ahr aber üblich, nur die Pfeiler und Widerlager in Stein zu errichten. Für die Fahrbahn wurden Holzbalken und Bohlen verwendet. Eine derartige Konstruktion hatte auch die Brücke in Rech von 1723 bis zum Umbau zur Bogenbrücke im Jahr 1759. Darauf wies die Jahreszahl 1759 hin. Die war in die alte Nepomuk-Plastik eingemeißelt, die von den Amerikanern im Jahr 1919 in die Ahr gestürzt wurde. Nach der Steinbergsbrücke, die im Jahr 1717 knapp 1,9 Kilometer unterhalb gebaut wurde, war die Recher Brücke bis zur Juli-Flut die zweitälteste über die Ahr führende Brücke.

Beim Hochwasser vom 21. Juli 1804 ist die Johannesbrücke wohl noch schwerer beschädigt worden als diesmal. Die Stützmauern an beiden Ufern sind erst nach dieser Flut gebaut worden. Um die Standfestigkeit der Brücke zu erhöhen, wurden die Brückenbögen beim Wiederaufbau größer ausgeführt als zuvor. Beim Hochwasser vom 13. Juni 1910 ist die Brücke dann erneut schwer beschädigt worden.

Bauwerk sollte noch 80 bis 100 Jahre halten

Ab Mai 2008 wurde die Brücke letztmals saniert. Das war nötig geworden, weil das Mauerwerk stark verwittert und die Pfeiler in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die Traglast des Bauwerks war deshalb bereits auf 16 Tonnen beschränkt worden. 950.000 Euro investierten Orts- und Verbandsgemeinde damals in die Sanierung; 535.000 Euro übernahm das Land.

Unterhalb der Brücke wurden schwere Wasserbausteine verbaut. Sie sollten verhindern, dass die Pfeiler unterspült werden. In jeden Brückenpfeiler wurden je zwei Fledermaus-Nischen eingebaut. Außerdem wurde bei der Sanierung erstmals eine Fahrbahnbeleuchtung eingebaut, bevor Pastor Lothar Anhalt die Brücke Ende Juli 2009 wieder einsegnete. Ortsbürgermeister Hans Dieter Kutscher sagte damals, die Brücke sei nun wieder fit für 80 bis 100 Jahre. So lange sollte die Brücke dann aber doch nicht halten.