Müll bei Rock am Ring Vom Schrottzelt zum Designermantel

Nürburgring · Einige Rock-am-Ring-Besucher lassen ihre Zelte nach dem Festival auf dem Campingplatz zurück. Das produziert viel Müll. Katrin Rieber stellt daraus etwas Neues her.

 Katrin Rieber hat das Unternehmen „Tentation“ gegründet.

Katrin Rieber hat das Unternehmen „Tentation“ gegründet.

Foto: Marie Schneider

Tausende Bierdosen, Zigarettenschachteln, alte Trichter und Raviolireste: Bei Rock am Ring bleibt viel Müll liegen. Schon am Samstag sind die Campingplätze übersät mit Abfall. Und am letzten Festivaltag wird noch einiges dazukommen. Denn viele Besucher lassen ihre Zelte zurück. Katrin Rieber aus Hamburg will den alten Schrottzelten ein neues Leben geben.

„Wir retten hauptsächlich Zelte, die auf Festivals zurückbleiben“, erklärt die 40-Jährige, die mit „Tentation“ einen Stand bei Rock am Ring betreibt. Mit ihrem Team sammelt sie nach dem Wochenende die zurückgelassenen Zelte ein, reinigt und desinfiziert sie. Aus dem Material produziert die Designerin anschließend Regenmäntel, Taschen und Hüte, die sie auf Festivals verkauft.

Auf die Idee kam Rieber, als sie vor einigen Jahren noch selbst auf Festivals arbeitete: „Ich war immer in der Müllcrew eingeteilt. Da habe ich gesehen, dass wahnsinnig viel Material zurückbleibt. Ich war einerseits schockiert und andererseits auch inspiriert dadurch. Da habe ich das erste Material eingesammelt.“ Die Designerin profitiere davon, dadurch viele Werkstoffe gratis zu bekommen.

Rock-am-Ring-Fans sind begeistert

Das Upcycling kommt auch bei den Festivalbesuchern gut an: „Ich finde, das ist eine großartige Idee. Wenn man mal über den Campingplatz geht, sieht man nicht nur ordentlich Müll, sondern auch Zelte, die liegenbleiben. Viele lassen ihre Einwegzelte einfach liegen“, sagt Carsten aus Köln. Auch Rieber berichtet, dass sie gutes Feedback erhält und viele Besucher Wert auf Nachhaltigkeit legen würden - das Upcycling komme gut an.

Allerdings scheinen einige Festival-Besucher von den Preisen abgeschreckt: Die Regenmäntel kosten um die 220 Euro. „Es ist ein Designerprodukt, das in Deutschland produziert wurde. An den anderen Ständen hier werden häufig billige Plastikprodukte verkauft, die im Ausland produziert wurden. Die Leute hier sind noch nicht immer dazu bereit, solche hochwertigen Produkte zu kaufen“, erklärt Rieber.

Rieber will bei Rock am Ring Präsenz zeigen

Auf anderen Festivals sei das anders. „Bei einem kleineren Festival habe ich neulich 100 Gürteltaschen am Tag verkauft“, sagt die Unternehmerin. Dort habe sie 1000 Euro Umsatz pro Tag gemacht. Geschäftszahlen von Rock am Ring könne sie noch nicht nennen. Es gehe ihr aber vor allem auch darum, bei dem Festival präsent zu sein: „Es ist eine Art Probelauf für uns, durch den wir zunächst einmal viel lernen.“

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