Andre und Marek Lieberberg Das sagen die Organisatoren vor Rock am Ring

Nürburgring · An diesem Freitag beginnt das Musikfestival "Rock am Ring". Vor dem Start haben Organisator Marek und Sohn Andre Lieberberg im Interview einen Blick voraus und zurück geworfen.

 Andre Lieberberg (l) und Marek Lieberberg 2014 auf einer Pressekonferenz in Mendig (Rheinland-Pfalz).

Andre Lieberberg (l) und Marek Lieberberg 2014 auf einer Pressekonferenz in Mendig (Rheinland-Pfalz).

Foto: dpa

Die Ärzte, die Thrash-Metal-Legenden Slayer, die US-Hardrocker Slipknot – am Freitag beginnt das dreitägige Musikfestival „ Rock am Ring“ mit mehr als 80 Bands am Nürburgring. Seit 34 Jahren organisiert Marek Lieberberg (73) das Konzert-Ereignis für 80.000 Besucher in der Eifel. Seit einigen Jahren steht ihm dabei sein Sohn Andre (42) zur Seite und übernimmt mehr und mehr das Ruder. Im Gespräch blicken Vater und Sohn zurück und in die Zukunft.

Warum funktioniert eine mehr als 30 Jahre alte Idee wie Rock am Ring auch heute noch?

Marek Lieberberg: Weil sie eine kontinuierliche Geschichte aufweist, authentisch ist und generationsübergreifend junge Menschen fasziniert hat. Darüber hinaus wurden stets die besten Künstler ihrer Zeit an den Start gebracht.

Wie hat sich Rock am Ring seit 1985 verändert?

Marek Lieberberg: Der Kern des Festivals ist und bleibt die Musik sowie die Kommunikation der Besucher. Die Gegenwart verlangt eine präzisere Planung und exaktere Abläufe. Sicherheit und Unversehrtheit der Besucher, der Künstler und des kompletten Teams von Mitarbeitern sind die alles überragenden Prämissen. Individualität und Spontaneität sind gegenüber einer heute erforderlichen strafferen Organisation zurückgedrängt worden. Im Lärm der Zeit vermisse ich subtilere Töne, den Sturm und Drang der frühen Jahre. Aber es beruhigt mich, dass wir heute weit besser aufgestellt sind.

Gibt es dieses Jahr neue Herausforderungen, vor die Sie und Ihr Team gestellt worden sind?

Andre Lieberberg: Die größte Herausforderung bestand darin, noch mehr Fa ns für ein Wochenende bei Rock am Ring zu begeistern als 2018. Das ist uns gelungen, das Festival ist nahezu ausverkauft. Die Bereiche Sicherheit und Service werden grundsätzlich in jedem Jahr neu bewertet, angepasst und optimiert. Auch die Intensivierung des Rock-am-Ring-Erlebnisses ist ein zentraler Aspekt. 2019 haben wir Seitenwände und Dach der Hauptbühne komplett als LED-Elemente gestaltet, was die Eindrücklichkeit der Auftritte erheblich verstärkt.

Was ist Ihr Highlight 2019?

Andre Lieberberg: Den reibungslosen Ablauf des Festivals mit euphorischer, aber gleichzeitig friedlicher Stimmung zu verbinden, ist mein erstes Anliegen. Die spezielle Atmosphäre bei Rock am Ring, insbesondere zwischen Künstlern und Fans, begeistert mich jedes Mal neu. Die Rückkehr der Ärzte ist selbstverständlich etwas ganz Besonderes, aber es gibt eine Vielzahl weiterer Bands, auf die ich mich persönlich freue.

Wie lange wird es Rock am Ring noch geben?

Marek Lieberberg: Solange die Musik und deren gemeinsames Erlebnis im Mittelpunkt des Lebensgefühls junger Menschen steht und das Festival ihre Sehnsüchte erfüllt.

Wann geben Sie die Organisation komplett ab?

Marek Lieberberg: Ich weiß die Organisation bei meinem Sohn André und seinem Team in sehr guten Händen, sodass ich mich schon jetzt weitgehend mit der Rolle eines kritischen Betrachters zufriedengebe.

Das Ticket für drei Tage kostet 189 Euro, das Campen mindestens 50 Euro – die Ringrocker müssen auch anreisen und etwas essen. So kommen ganz schnell 500 Euro für die Fans zusammen. Was rechtfertigt diesen Preis?

Marek Lieberberg: Obwohl das Ticket für das legendäre British Rock Meeting 1971 nur 25 Mark kostete, gab es schon damals Kritik a n den Eintrittspreisen. Seither sind die Kosten für Open-Air-Festivals explodiert, was sich zwangsläufig in der Preisgestaltung niederschlagen muss. Der personelle und organisatorische Aufwand ist immens, die Künstler haben ihre Forderungen potenziert. Dennoch müssen die Preise für Ring-Tickets den Vergleich mit anderen europäischen Festivals oder Events wie der Champions League nicht scheuen. Im Verhältnis sind sie durchaus moderat. Und wie man am Zuspruch sieht, akzeptieren unsere Fans das.

Gibt es jetzt schon Verhandlungen mit Bands für 2020?

Andre Lieberberg:Wir befinden uns in Gesprächen mit möglichen Headlinern für das nächste Jahr. 2020 feiert Rock am Ring sein 35-jähriges Bestehen, das weckt Erwartungen.

Ist das Festival zu einer Art Klassentreffen für Musiker geworden?

Andre Lieberberg: Das ist sicher so. Durch den Wegfall von Klassen-/Branchentreffen wie beispielsweise der Popkomm oder jüngst dem Echo, gibt es kaum noch Events, die einen vergleichbaren Stellenwert einnehmen.

Marek Lieberberg, Sie sind mittlerweile „Mr. Rock am Ring“ – das Publikum kennt und schätzt Sie. Woran, meinen Sie, liegt diese Sympathie?

Marek Lieberberg: Ich bin wirklich tief gerührt, über die Zuneigung und Anerkennung, die mir immer wieder entgegengebracht worden ist. Offenbar haben die Menschen ein Gespür für Engagement, Leidenschaft und die Errungenschaften einer speziellen Festival-Geschichte. Außerdem schätzen sie, wie sehr ich für das Fortbestehen von Rock am Ring gekämpft habe. Von der Bühne aus konnte ich ihnen meine Gefühle vermitteln, meine Emotionen und Erfolge, aber auch meine Frustrationen mit ihnen teilen.

Gibt es Bands, die Sie unbedingt noch an den Ring holen möchten und die bisher abgelehnt haben?

Marek Lieberberg: Das Wundervolle des Lebens im Allgemeinen und des Veranstalters im Besonderen ist es, dass es Wünsche gibt, die in Erfüllung gehen und andere, die eine Sehnsucht bleiben. Wir konnten uns hier viele Wünsche erfüllen.

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