Museum in Ahrweiler Römervilla beleuchtet einen ungewöhnlichen Regenten

AHRWEILER · Augustus, Nero, Trajan und Hadrian haben sich ins kollektive Bewusstsein eingegraben. Aber "Postumus - der erste rheinische Kaiser", so der Titel der jüngsten Ausstellung im Museum Römervilla, ist dem geschichtlichen Laien kein Begriff. Dabei begründete er das "Gallische Sonderreich", das die hiesige Region einschloss und zeichnete sich durch einen ungewöhnlichen Regierungsstil aus.

 Gekleidet in eine Toga führt Anita Saal die Besucher durch die Ausstellung.

Gekleidet in eine Toga führt Anita Saal die Besucher durch die Ausstellung.

Foto: Martin Gausmann

Die schwerste Krise des römischen Kaiserreiches in der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus bringt ihn an die Macht. Immer wieder lassen sich Truppenkommandeure zu Kaisern ausrufen. Von außen bedrohen Persien und germanische Stämme das Reich. Kaiser Valerian zieht Truppen vom Rhein nach Syrien ab.

Während er 260 in Kriegsgefangenschaft kommt - nie zuvor fiel ein römischer Kaiser in die Hände der Feinde - dringen über die ungeschützte Rheingrenze Plünderer tief in die römischen Provinzen ein, überfallen Städte und Landgüter bis nach Spanien. Der Kölner Militärkommandant Postumus aber vertreibt die Horden und nimmt ihnen die Beute ab.

Von seinen Soldaten, die ihren Anteil nicht an den rechtmäßigen Kaiser Gallienus abtreten wollen, wird er zum Gegenkaiser ausgerufen. Der gesamte Nordwesten des römischen Reiches, also Süddeutschland, das Rheinland, Gallien, Hispanien und Britannien, erkennt ihn als Kaiser an. Was den Regenten des neuen Gallischen Sonderreiches von anderen Soldatenkaisern unterscheidet: Er zettelt keinen Bürgerkrieg an, vermeidet die offene Feldschlacht mit Gallienus, der, in Gallien einmarschiert, sich aber schließlich mit der Herrschaft des Kontrahenten abfindet.

Dass solche Sonderpräsentationen trotz knapper Kassen gestemmt werden, verdient Anerkennung. Das betonten bei der Eröffnung unisono Bürgermeister Guido Orthen, Kreisbeigeordneter Horst Gies und Museumsleiter Hubertus Ritzdorf. Sie dankten den Leihgebern Landesarchäologie Koblenz, LVR Landesmuseum in Bonn, Privatsammlungen Walther und Preuß sowie Nachlass Simon und Björn Schmickler. Dieser brachte die Kopie des Augsburger Siegesaltares, die eine Inschrift des Postumus trägt, von Augsburg in die Ausstellung.

Illustriert durch Zeichnungen (Markus Meinen) beleuchten abwechselnd Sachtexte und fiktive Zeitzeugenberichte die Historie. Münzen zeigen das Porträt des Herrschers, eine Schüssel trägt seinen Namen eingeritzt. Andere Exponate, etwa aus Schuld und Ahrweiler, belegen den kultivierten Lebensstil zur Zeit des Postumus. Nie hat sich jemand als "rheinischer Kaiser" bezeichnet. "Aber alle Experten zum Thema fanden den Titel passend", so Ritzdorf.

Denn die Akteure des Gallischen Sonderreiches hatten schon so etwas wie eine rheinische Mentalität, ist es doch "ein einmaliger Vorgang in der römischen Geschichte, dass ein riesiger Reichsteil von Rom abfällt und Rom im Nachhinein sogar glücklich darüber ist". Selbst Kaiser Aurelian richtete den letzten rheinischen Kaiser Tretricus nach dessen Niederlage nicht hin, wie sonst üblich, sondern gab ihm "einen gut dotierten Verwaltungsposten im sonnigen Italien".

Die Ausstellung ist bis 17. November dienstags bis sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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