Verpflegung im Flutgebiet Rotes Kreuz gibt Essensversorgung im Ahrtal an lokale Gastronomen ab

Rech · Regionale Anbieter versorgen ab diesem Samstag die Menschen im Krisengebiet. Die zentrale Feldküche in Ringen ist nicht mehr im Einsatz.

 Wechsel in der Versorgung: An der Ahr kümmern sich jetzt lokale Gastronomen um das Essen.

Wechsel in der Versorgung: An der Ahr kümmern sich jetzt lokale Gastronomen um das Essen.

Foto: Thomas Weber

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) übergibt die Essensversorgung der Bevölkerung im Ahrtal ab diesem Samstag, 11. September, an lokale Gastronomen. Das gab der Krisenstab der Flutkatastrophe am Donnerstag bekannt. Im Weinort Rech sind die Rotkreuzler schon länger nicht mehr präsent, dort kümmern sich einheimische Küchen um die Versorgung.

In Ringen waren in einer Feldküche bislang täglich 13 000 Essen zubereitet worden und ins Krisengebiet gebracht worden. „Warum eigentlich 13 000?“, fragt sich der Recher Gastronom Markus Bitzen angesichts von 42 000 betroffenen Menschen und mehreren hundert freiwilligen und staatlichen Helfern, die täglich im Ahrtal unterwegs sind. Und dann gab es da noch eine Zahl: 250 000 Euro sollte das DRK jeden Tag für seine Leistung erhalten, also pro Essen knapp 20 Euro. So jedenfalls wollte es der Südwestrundfunk erfahren haben. ADD-Präsident Thomas Linnertz dementierte diese Summe jüngst. „Das Rote Kreuz wird an den Essen kein Geld verdient haben“, vermutet er.

200 Menschen nutzen aktuell das Angebot

Markus Bitzen hat schon vor einigen Tagen die Kochlöffel an der Essensstation in Rech übernommen. Der Inhaber vom hochgelegenen Jagdhaus Rech war mit seinem Anwesen von der Flut nicht direkt betroffen. Anders als Peter Schatz vom Weingut und Restaurant St. Nepomuk, das nur wenige Meter von der Ahr entfernt liegt, oder Carola Sebastian-Knieps vom Restaurant „Sebastian 1520“; auch dieses Haus wurde schwer beschädigt. Schatz und Sebastian-Knieps komplettieren mit Markus Bitzen das aktuelle Versorgungsteam in Rech.

Eingefädelt hat die Änderung in der Versorgung der Bevölkerung Ortsbürgermeister Dominik Gieler. Hintergründe sind eine nahrhaftere Küche auf der einen Seite, aber auch die Möglichkeit, den örtlichen Restaurants wieder Einnahmen zu bescheren. Viel konnte Gieler für die Bezahlung der ADD nicht entlocken. „Es bleibt einstellig“, verriet Markus Bitzen. Nicht für ein Essen, sondern für Frühstück, Mittagessen und Abendessen zusammen. Das Abendessen hat man eingestellt, die Nachfrage sank, nun bleibt unterm Strich auch ein wenig für die drei Betriebe übrig. Deren Speisenangebot lockt täglich mehr Gäste an, aktuell sind es rund 200. Mal gibt es Kassler mit Sauerkraut, mal Burger, an einem anderen Tag Putengeschnetzeltes. Abwechslungsreich soll es ein und den Bewohnern schmecken.

Bundeswehr war sechs Wochen zuständig

Geschmeckt hat es auch schon in den ersten Wochen nach der Katastrophe. Das erste warme Essen wurde am 17. Juli gebracht, mittels Hubschaubern der Polizei. „Woher das kam, wissen wir nicht“, erinnert sich Ulla Eisenheimer. Sie zog vor sechs Jahren von Köln nach Rech und zieht heute viele Strippen rund um Versorgung und Katastrophenmanagement im Ort.

Verpflegt wurde in den ersten Tagen nur der Bereich südlich der Ahr, die einzige Brücke war zerstört, die Hubschrauber konnten nördlich nicht landen. Nach ein paar Tagen kam die Bundeswehr und blieb sechs Wochen. Ortsbürgermeister Gieler hatte insgesamt neun Angeboten für Truppenküchen zugestimmt, eine Küche schlug schließlich auf. „Das waren ein halbes Dutzend gelernter Köche, Küchenmeister oder Menschen aus Lebensmittel verarbeitenden Berufen, die hatten es drauf“, so Peter Schatz.

Kritik am Essen

Dass die Soldaten nur Truppenverpflegung im Gepäck hatten, störte nicht, haben die Recher doch gute Kontakte zu einem Lebensmittelmarkt außerhalb des Tals. Der Händler kam regelmäßig mit frischen Salaten oder Gemüse. Nach sechs Wochen aber rückte die Bundeswehr aus Rech ab und mit ihr die Feldküche. Das DRK übernahm. „Das konnte man teilweise nicht essen“, erzählt Ulla Eisenheimer.

Auch Markus Bitzen hatte sich nach eigenen Worten schnell von der Versorgung durch das DRK verabschiedet. Ihm und seinen beiden kulinarischen Mitstreitern aus dem Ort kam da die Frage von Dominik Gieler, ob sie sich nicht die Essensausgabe in Rech vorstellen könnten, ganz recht. Mittlerweile sind die Konditionen geklärt und stellen alle Seiten zufrieden, und die Recher freuen sich über die Verpflegung im Ort. An diesem Samstag kann sich die Kochbrigade zurücklehnen und muss nicht kochen, weil ein Caterer von der Unterahr mehrere hundert fertige Portionen liefert. Dabei handelt es sich um eine Spende.

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