Unklare Planung In Sinzig soll eine Fußgängerzone entstehen

Sinzig · Der Ortsbeirat in Sinzig hat sich mit einer möglichen Fußgängerzone für die Stadt beschäftigt. Allerdings ohne Ergebnis. Denn noch ist unklar, welche zentralen Geschäftsstraßen umgewandelt werden sollen.

 Die Bachovenstraße in Sinzig könnte Fußgängerzone werden.

Die Bachovenstraße in Sinzig könnte Fußgängerzone werden.

Foto: ahr-foto

Im Sinziger Schloss hat sich der Ortsbeirat der Kernstadt mit einer denkbaren Umwandlung von zentral gelegenen Geschäftsstraßen in eine Fußgängerzone befasst. Ein Ergebnis mit klarer Willensbildung gab es dabei nicht. Es mangele an weitergehenden Informationen und an Untersuchungen, die sich mit den etwaigen Folgewirkungen beschäftigen, erklärte das Gremium.

So sei nicht klar, welche Verkehrsverbindungen bei Ausweisung von Fußgängerzonen verändert werden müssten und was dies für das innerstädtische Gefüge bedeute. Auch Beiratsmitglied Heinrich Ax (FWG) betonte, dass er sich so nicht in der Lage sehe, ein Votum abzugeben. Ähnlich äußerte sich Kurt Quarz von der CDU: „Wir müssen genau wissen, was passiert, wenn wir uns dafür aussprechen.“ Auch müsse der Einzelhandel gehört werden. Die Grünen-Vertreterin Claudia Thelen hingegen war weniger zögerlich. Sie verwies auf die erfolgreichen Stadtfeste, die ohne jeglichen Autoverkehr in der Innenstadt stattfinden würden: „Das ist immer sehr schön.“ Und die Geschäfte seien an solchen Festtagen ja nicht leer. Im Gegenteil. Es gebe trotz autofreier Zonen lebhafte Kundenfrequenz.

Zahlreiche Sinziger Bürger hatten im Zuge des „Weinherbstes“ in einer vom Bürgerforum initiierten Umfrage für die Einrichtung einer Fußgängerzone plädiert, wobei nicht definiert wurde, welche Straßenzüge hierfür konkret in Frage kommen sollen. Wenngleich es sich auch nicht um eine repräsentative Befragung handelte, so will man sich in der Barbarossastadt trotzdem diesem Thema nähern. „Neuen Ideen zur Gestaltung des Stadtkerns“ stehe man aufgeschlossen gegenüber, hatte die CDU im Vorfeld der Ortsbeiratssitzung mitgeteilt. Eine Abstimmung mit den Anwohnern, Händlern und der Gastronomie sei allerdings unverzichtbar. Die in Sinzig stark vertretenen Grünen sehen in der Umwandlung der Geschäftsstraßen in eine Fußgängerzone eine gute Möglichkeit der Innenstadt-Belebung und die Schaffung einer höheren Aufenthaltsqualität. Auch die SPD zeigt derzeit keine Ablehnung. Im Gegenteil: Eine Verkehrsberuhigung könne positive Auswirkungen auch auf die Gastronomie und deren Entfaltungsmöglichkeiten im Außenbereich haben. Die FDP sprach sich für genaue Untersuchungen aus, beispielsweise hinsichtlich des zu erwartenden Verdrängungsverkehres. Und die FWG plädierte dafür, zunächst das Gespräch mit Anliegern und Gewerbetreibenden zu suchen.

Gescheitertes Experiment

So oder so: Neue Impulse im Einzelhandel scheinen von Nöten zu sein. Die Corona-Pandemie und natürlich auch die Flutkatastrophe haben bekanntlich viele Händler in der Ahrtalregion hart getroffen. Doch schon vorher hatten insbesondere große als Frequenzbringer geltende Konsumtempel bundesweit massive Probleme, gegen den Onlinehandel zu bestehen. Die Folge: Viele Fußgängerzonen gerade in den großen Städten und Oberzentren, einst stark frequentierte Flaniermeilen, bieten oft einen wenig erfreulichen Anblick, nicht zuletzt, weil Geschäfte leer stehen. Da so manches Einkaufs-Schnäppchen vom heimischen Sofa aus getätigt werden kann, zieht es weniger Menschen in die Stadt. Der Digitalverband Bitkom rechnet vor, dass inzwischen mehr als 80 Prozent der Deutschen online einkaufen. Das hat aber nicht nur für den Einzelhandel Konsequenzen: Gastronomen mit Kneipen und Restaurants oder Imbisse dürften die Laufkundschaft ebenso vermissen.

Vor fast 20 Jahren hatte man in Sinzig die im Herzen der Stadt gelegene Bachovenstraße temporär zur Fußgängerzone gemacht. Es war ein Experiment auf Zeit – das seinerzeit scheiterte. Von einer Wiederholung riet die Stadtverwaltung dringend ab: Ein Testbetrieb gelinge nur mit einer entsprechenden Aufenthaltsqualität. Und die müsse erst geschaffen werden.

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