Graffiti in Sinzig Sinziger Jugendbeirat plant legale Graffiti-Wand
Sinzig · Eine legale Graffitiwand im Stadtgebiet will der Sinziger Jugendbeirat schaffen. Offiziell soll die Wand vor allem für Jugendliche bestimmt sein, aber auch Erwachsene dürfen dort das Interesse am Sprayen ausleben. Mit ihrer Idee gewannen die jungen Leute jetzt einen Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz.
Raphael Jüris scheint zufrieden. Der 16-jährige Sinziger ist Vorsitzender des Jugendbeirats Sinzig, der 2020 gegründet wurde. Gleich in der ersten Sitzung entschieden sich die Mitglieder – aktuell 34 Jugendliche – für die Installation einer Graffiti-Wand in Sinzig, die jeder mitbenutzen dürfen sollte.
Seitdem arbeiten die Jugendlichen an der Idee. Mit dem Entwurf bewarb sich der Sinziger Jugendbeirat beim Jugend-Engagement-Wettbewerb des Landes Rheinland-Pfalz und erhielt eine der 34 Förderungen. Die Preisverleihung fand virtuell statt. Unterstützt werden die Landesprojekte mit jeweils 500 Euro.
„Sinzig hat schon viel Graffiti in der Stadt, aber nirgendwo darf das gesetzeskonform gemacht werden“, moniert Jüris. Das Foto, das ihn mit der Urkunde zeigt, sei etwa vor der Eisenbahnbrücke gemacht worden, es gäbe zudem viel Graffiti im Ballungs- und Schulgebiet. „Das wollen wir ändern. Offiziell wird die Wand für Jugendliche zugänglich, aber prinzipiell können auch Erwachsene ihr Interesse fürs Sprayen entdecken. Wir haben schon eine coronakonforme Veranstaltung geplant, zu der ein professioneller Künstler kommen soll. Die war für Sommer angesetzt, aber wir sind momentan sicher, dass das nicht klappen wird”, so Jüris.
Geplant ist eine zwei mal fünf Meter große Fläche. Wo diese stehen soll, wird gerade besprochen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobte das Engagement der zugeschalteten Preisträgerinnen und Preisträger, die mit ihren Projekten auf vielfältige Weise zeigten, dass mit Kreativität, Mut und Unterstützung viel bewegt werden könne.
Bürgermeister Geron gratuliert
Bürgermeister Andreas Geron gehört zu den Unterstützern des Projektes und war einer der ersten Gratulanten. „Dass Jugendliche sich so für ihre Stadt interessieren und einsetzen, freut mich sehr. Und dass unser neuer Jugendbeirat direkt mit einer tollen Auszeichnung gewürdigt wird, motiviert die jungen Menschen und belegt, dass es richtig war, dieses Gremium in Sinzig zu etablieren. Unsere Sinziger Jugendlichen haben mit dem Jugendbeirat ein politisches Sprachrohr. Ich hoffe, dass hierdurch junge Menschen zum langfristigen Engagement in Politik und Gesellschaft ermutigt werden.“
Gegründet wurde der Jugendbeirat durch den Stadtrat, um die Jugend an der Kommunalpolitik teilnehmen zu lassen. Das Gremium wird bei einschlägigen Themen hinzugezogen, kann aber auch selbst Vorschläge einreichen.
„Ich glaube, dass die Jugend in der Politik sehr unterrepräsentiert ist, auf kommunaler wie auch höherer Ebene. Klar, wir können als Minderjährige nichts alleine beschließen. Aber ich finde es gut, dass der Jugend eine Plattform geboten wird, um Ideen vorzubringen und sich in der Politik zu beteiligen”, sagt Jüris. In der Kommunalpolitik kann er sich nach dem Jugendbeirat durchaus eine Mitarbeit vorstellen. Weitere Projekte sind bereits in Planung: Jüris und seine Mitstreiter haben einen überdachten Treffpunkt vor Augen. Bisher träfen sich Jugendliche vor allem auf Spielplätzen, doch die seien vor allem von jungen Familien belegt. Auch der Bau eines neuen Spielplatzes und die Sicherung des problematischen Dreifaltigkeitsweges gehörten zu den Überlegungen.
Graffiti etablierte sich in den 1960er-Jahren in New York und wurde zu einem der Hauptbestandteile der HipHop-Kultur. Man unterscheidet zwischen „Tags“ – simplen Unterschriften – und ästhetischeren „pieces“, Gesamtkunstwerken. Der nächste Jugendbeirat tagt am 11. Februar um 17.30 Uhr als Videokonferenz. Interessierte sind aufgerufen, einzuschalten und sich ein persönliches Bild von der Jugendarbeit der Stadt Sinzig zu machen. Der Link wird am Sitzungstag auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.