Auf Notbetrieb heruntergefahren So erlebten Zahnärzte aus dem Kreis Ahrweiler die Corona-Krise

Kreis Ahrweiler · Turbulente Wochen liegen hinter den Zahnärzten im Kreis Ahrweiler. Die Corona-Pandemie stellte sie vor besondere Herausforderungen mit Blick auf den Infektionsschutz, die Praxishygiene und den wirtschaftlichen Erhalt der Praxen.

 Behandlung in der Praxis von Klaus-Dieter Hehner. Der helle Schein um den Mund stammt vom Spezialscheinwerfer über dem Stuhl.

Behandlung in der Praxis von Klaus-Dieter Hehner. Der helle Schein um den Mund stammt vom Spezialscheinwerfer über dem Stuhl.

Foto: Martin Gausmann

Susan Thiemann aus Altenahr, Klaus-Dieter Hehner aus Ahrweiler und Annahita Larimian aus Bad Breisig berichten von ihren Erfahrungen in der letzten Zeit. „Zu Anfang waren wir alle in einer Schocksituation“, erinnert sich Larimian. Besonders verwirrend sei der „Wust an Informationen“ gewesen. Lange wäre auch unklar geblieben, welche Patienten man noch behandeln dürfe und ob der schon hohe Hygienestandard einer zahnärztlichen Praxis den neuen Anforderungen entsprechen würde.

Der Schwebezustand hielt etwa zwei Wochen an, dann waren alle Praxen auf reinen Notbetrieb heruntergefahren.

Fast nur Schmerzfälle behandelt

„Hier in der Praxis gab es nur noch Schmerzfälle“, berichtet Hehner, alle verschiebbaren Termine wurden verschoben. Wo vorher in drei Zimmern täglich etwa 60 Patienten behandelt wurden, schrumpfte die Zahl auf 15. „Wir hatten anfangs nur etwa zwei Patienten“, berichtet Thiemann aus Altenahr.

Auch in ihrer Praxis ging die Zahl der Patienten um knapp Dreiviertel zurück. Dabei wurde penibel darauf geachtet, dass kein Kontakt zwischen den Patienten entsteht. Die Eingangstüre blieb geschlossen und maximal eine Person war pro Raum zugelassen. Larimians Patienten mussten einen erweiterten Anamnese-Bogen ausfüllen. Von Auseinandersetzungen kann kein Arzt berichten: „Die Patienten waren alle sehr einsichtig“, zeigt sich Klaus-Dieter Hehner zufrieden.

Auch rund um den Behandlungsstuhl hat sich durch Corona einiges verändert. „Es ist wie im OP“, so Thiemann. Denn besonders die Arbeit mit Turbinen erzeugt ein Luft-Wasser-Gemisch im Behandlungsraum, das den Virus gut überträgt. „Wir haben unser sowieso schon strenges Hygienekonzept ins Chirurgische erweitert“, so Hehner.Kopfbedeckungen, Visiere, Kittel und medizinische Masken schützen während der Behandlung. „Wir müssen jeden so behandeln, als ob er infiziert wäre“, erklärt Thiemann.

Larimian betont, dass sie sich aufgrund der Maßnahmen bei ihrer Arbeit besonders sicher fühle: „Wenn ich in der Praxis bin, ist es gefühlt wie immer. Im Supermarkt habe ich mehr Angst.“

Neben den medizinischen Aspekten hat die Corona-Pandemie für die Zahnärzte bei wegbrechenden Patientenzahlen auch eine wirtschaftliche Kehrseite. Von Existenzangst berichtet keiner der drei Ärzte. Sie sind sich aber einig, dass es gerade für junge Ärzte ohne Rücklagen und Patientenstamm sehr schwer werden könnte, ihre Praxen zu halten.

Mit den ersten Lockerungen zieht auch bei den Zahnärzten im Kreis Ahrweiler wieder so etwas wie Alltag in die Praxen ein, natürlich weiterhin unter extremen Hygieneauflagen. Erste Rückruflisten können abgearbeitet und Termine nachgeholt werden. Der Notbetrieb ist beendet worden.

„Einzig Risikogruppen wie etwa Patienten über 60 Jahre scheuen sich noch, wiederzukommen“, so Susan Thiemann. Und trotz allem konnte Hehner der Situation auch etwas Positives abgewinnen. Er erklärt mit einem Augenzwinkern: „Es war herrlich, mal in Ruhe arbeiten zu können.“

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