Bad Neuenahr Spielbank wird 65 Jahre alt

BAD NEUENAHR · Das Schreiben ist fast auf den Tag genau 65 Jahre alt: Der rheinland-pfälzische Innenminister Jakob Steffan erteilte am 25. August 1948 dem ersten Spielbankdirektor Richard Foerster "die Genehmigung zur Errichtung einer öffentlichen Spielbank". Auf einer schlichten Schreibmaschinenseite war damit die Konzession für Bad Neuenahr erteilt.

 Willy Millowitsch stieg 1988 für die Spielbank Bad Neuenahr hoch hinaus. Der Volksschauspieler half bei der Werbeaktion zum 40-jährigen Bestehen mit und plakatierte in Köln.

Willy Millowitsch stieg 1988 für die Spielbank Bad Neuenahr hoch hinaus. Der Volksschauspieler half bei der Werbeaktion zum 40-jährigen Bestehen mit und plakatierte in Köln.

Foto: GAUSMANN

Im ersten deutschen Casino nach dem Krieg rollte dann am 15. Dezember 1948 eine vergoldete Elfenbeinkugel im Roulettekessel. Auch das war ein Symbol für Aufbruchsstimmung. Mit "Nichts geht mehr" begann der Aufstieg, der dem Glückstempel hinter wunderschöner Jugendstilfassade bis Ende 2012 15,37 Millionen Besucher bescherte.

Kleine Anekdote am Rande: Fast wäre die Eröffnung ohne Bürgermeister Wilhelm Bloser über die Bühne gegangen. Er verfügte nicht über den Frack, den Foerster zur Feier des Tages sehen wollte. So übernahm der Spielbankdirektor die Schneiderkosten, und Inge Bloser griff zu Nadel und Faden, damit auch das Hemd die richtige Kragenweite hatte.

Und weil ein Jahr nach der Gründung der Spielbank Bonn Bundeshauptstadt wurde und für aufwendige Repräsentationen nicht gerüstet war, fanden ab 1951 die ersten Bundespressebälle im Kurhaus statt. Politiker von Theodor Heuss bis Franz-Josef Strauß waren ebenso zu Gast wie Künstler wie Josephine Baker und Hildegard Knef oder Sportler wie Max Schmeling. "Neuenahr, das war damals eine Welt für sich, etwas von der kribbelnden Belle Epoque. Niemals ist der Bundespresseball mit mehr Stil abgelaufen, als im Kurhaus an der Ahr", schrieb Professor Antonius John, 1954 Redakteur des Handelsblattes in Bonn, vor gut 20 Jahren für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler.

Acht Jahre lang, bis zum Bau der Beethovenhalle, wurden die Roulette-Tische zur Seite geschoben, wenn sich die Polit-Prominenz die Ehre gab. Es folgten die legendären Madame-Bälle, doch in den 1990er Jahren schliefen diverse Folge-Veranstaltungen ein.

Im Zeitraffer ein paar "Übrigens": Der Rekord-Gewinn von 1,4 Millionen Mark gelang 1984 einem belgischen Geschäftsmann. Seit 1986 dürfen auch die Einwohner der Kreisstadt mit dem Wegfall der Bannmeile ihr Glück versuchen. Christiane Schmillen brach 1993 als erste Frau in die Männerdomäne des Croupiers ein, indem sie am Black-Jack-Tisch Karten ausgab. Die Spielbank ging auch schon mal baden. Bei der Eröffnung der vis-à-vis liegenden Ahr-Thermen wurde im Becken ein schwimmender Tisch installiert. Der Croupier trug Badehose und Fliege. An einem Spieltag werden 20.000 Karten an den Baccara- und Black-Jack-Tischen aus den Schlitten gezogen; alle 2,5 Minuten landet die Kugel im Kessel. Von 1949 bis 2012 flossen rund 800 Millionen Euro aus der Spielbankabgabe von Bad Neuenahr an die öffentliche Hand.

Immer schon war die Spielbank auch Mäzen und Sponsor für Sport und Kultur: ob beim einstigen Internationalen Tanzturnier um den Großen Preis der Spielbank, bei der Rheinland-Pfalz-Rad-Rundfahrt, bei den Deutschen Tennis-Seniorenmeisterschaften, bei Galopprennen in Düsseldorf, Köln und Neuss oder auch bei der Frauenfußball-Bundesliga-Elf des SC 07.

Wo Geld verdient, wo Glück gesucht und manchmal Haus und Hof verspielt wird, da nahmen die Verantwortlichen auch immer wieder viel Geld in die Hand, um für das internationale und nationale Publikum attraktiv zu bleiben. Zum 40. Geburtstag 1988 schlossen millionenschwere Umbauten ab: neue Zentralkasse, Fahrstuhl, vergrößerter Automatensaal, umgestaltete Bar und eine neue Passage. 2004 folgte eine Drei-Millionen-Euro-Investition in Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten, 2012 trugen weitere 1,1 Millionen Euro zur Attraktivitätssteigerung bei.

Auf Unterhaltung setzte die Leitung um Michael Seegert. Wie in Las Vegas betreuen Hostessen die Gäste; Livemusik, Tanzacts, Comedy oder Ladies Days sollen neue Gästegruppen anziehen. Aufgegangen ist das Konzept bei der "Casino Nacht der Legenden". Deren elfte Auflage seit 2007 steigt am 18. Oktober mit Boney M. Dann geht es auch auf eine musikalische Zeitreise.

Zur Person

Der Diplomkaufmann Michael Seegert (57) ist verheiratet und hat vier Kinder. Der gebürtige Düsseldorfer begann seine Karriere bei der Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG 1986 zunächst als Assistent der Geschäftsführung in Bad Dürkheim. Von 1988 bis 1995 bekleidete er dort das Amt des Spielbank-Prokuristen.

Seit 1996 bis heute ist er GHI-GmbH-Geschäftsführer (Gastronomie, Hotelbetrieb, Immobilienbesitz - ehemals Spielbank Bad Neuenahr GmbH); seit 2001 bis heute Geschäftsführer der Spielbank Frankfurt Verwaltungs GmbH.

Als geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG (Spielbanken in Bad Neuenahr, in Bad Dürkheim und am Nürburgring) ist er seit 2003 tätig.

Seegert bekleidet seit 25 Jahren weitere Funktionen in Aufsichtsgremien und Gesellschaftsversammlungen konzessionierter privater Spielbank-Gesellschaften in vier Bundesländern.

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